Schrägdächer fachgerecht sanieren
Methoden der modernen Dämmung im Vergleich

Wann immer ein Bestandsgebäude heute umfassend saniert wird, steht die Frage nach der Energieeffizienz der Gebäudehülle auf der Tagesordnung. Bei einem Bestandsgebäude aus den 1970er Jahren werden allein bis zu einem Viertel der Energieverluste durch ein ungedämmtes Dach verursacht.

Handelt es sich dabei um ein Schrägdach, so gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das zu ändern und durch den fachgerechten Einbau einer zeitgemäßen Dachdämmung rund 25 % Energiekosten einzusparen.

Experten sprechen von rund 13 Mio. bestehender Gebäude allein in Deutschland, durch deren Sanierung Energieeinsparungen in mindestens dieser Größenordnung zu realisieren wären. Dafür, dass die Dachdämmung stets der erste Schritt in der Bestandssanierung sein sollte, spricht allein schon die Bauphysik: Während Fenster und Fassaden stets nur gemeinsam ausgetauscht bzw. aufgerüstet werden sollten, damit das Risiko der Tauwasserbildung um die Fenster oder in den Wandecken nicht steigt, kann das Schrägdach vollkommen unabhängig von anderen Maßnahmen auch als einziges Bauteil im Dienste der Energiekostenersparnis gedämmt werden. Das weiß auch der Gesetzgeber, der entsprechende Richtlinien für die Dachsanierung verankert hat.

Wärmeschutz von Schrägdächern

Nach § 9 der EnEV 2009 dürfen bei Änderung von Außenbauteilen von mehr als 10 % der gesamten jeweiligen Bauteilfläche die festgelegten Wärmedurchgangskoeffizienten nicht überschritten werden. Soll also etwa ein größerer Teil der Dacheindeckung erneuert werden, so ist es nicht nur sinnvoll, sondern sogar unumgänglich, eine Dämmung nach den Vorgaben der gültigen EnEV einzubauen.

Wird bei bestehenden Gebäuden ein Steildach erstmalig eingebaut, die Dacheindeckung komplett ersetzt oder neu aufgebaut, werden zusätzliche Bekleidungen oder Dämmschichten eingebaut oder erneuert, dann darf nach Abschluss aller Arbeiten gemäß der geltenden EnEV das Dach einen maximalen U-Wert von 0,24 W/(m2K) aufweisen. Bauherren, die einen KfW-Kredit oder -Zuschuss beantragen wollen, müssen sogar einen U-Wert < 0,14 W/(m2K) erreichen. Dies gelingt übrigens nicht mit „ein paar Zentimetern mehr“ Dämmung, aber z. B. mit einer fachgerecht eingebauten Aufsparrendämmung. Hierzu später.

Nach der Modernisierung gemäß KfW-Richt­linie hat ein Sachverständiger die Angemessenheit der Maßnahmen unter Berücksichtigung ihrer Auswirkungen auf die thermische Bauphysik und energetische Haustechnik am gesamten Gebäude sowie die Übereinstimmung mit den technischen Mindestanforderungen zu bestätigen. Zu einer fachgerechten U-Wert-Berechnung gehört die Berücksichtigung des Sparrenanteils der Dachkonstruktion. Nicht dem Dach zuzurechnende Flächen von Dachgauben, die Unterseiten von Vorsprüngen etc. müssen wie Außenwände gedämmt werden.

Die luftdichte Schicht ist gemäß EnEV ein Muss. Bei allen Maßnahmen ist auf eine wärmebrückenminimierte Ausführung und Luftdichtheit zu achten. Die Bedeutung einer luftdichten Gebäudehülle sowohl für den Wärme- als auch für den Feuchteschutz ist in der DIN 4108 schon seit ihrer ersten Fassung festgeschrieben.

Dämmen von Schrägdächern

Eine Steildachdämmung kann mit einer Zwischen-, Auf- oder Untersparrendämmung sowie mit einer Kombination davon ausgeführt werden. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis der verschiedenen Lösungen ergibt sich nicht aus dem reinen Quadratmeterpreis verlegter Dämmung, sondern aus einer Vielzahl von Faktoren. Wenn nicht nur die Wärmedämmung, sondern auch noch Brand- oder Schall­schutz verbessert werden soll, sind bestimmte Dämmstoffe hierfür besser geeignet als andere. Abhängig von der bisherigen und zukünftig geplan­ten Nutzung des Raumes unterm Dach empfehlen sich zugleich bestimmte Einbauformen mehr als andere.

Zwischensparrendämmung von innen

Wurde der Dachraum bisher nicht genutzt und ist frei zugänglich, so kann von innen eine Zwischensparrendämmung eingebaut werden. Mit dieser Dämmung müssen allerdings die Vorgaben der EnEV erfüllt werden, was je nach Sparren­anteil nur mit einer Dämmschichtdicke von circa 180 mm gelingt und dies auch nur, wenn der Dämmstoff die WLG 035 erreicht, also hochdämmend ist. Bei bestehenden Gebäuden, die keine neue Eindeckung erhalten, erfordert das in der Regel eine Erhöhung der vorhandenen Sparren, in diesem Fall nach innen.

Eine solche Aufdopplung führt zwar dazu, dass die Gefache zwar relativ gut gedämmt sind, die nachteilige Wärmebrückenwirkung der Sparren jedoch bestehen bleibt. Denn: Massivholz ist mit einem λ von 0,13 (W/mK) kein Wärmedämmstoff. Zusätzlich ist mit einer Vergrößerung der Sparrenhöhe immer Verlust von Wohnraum und/oder Kopfhöhe verbunden.

Zwischen- plus Untersparrendämmung von innen

Wird zusätzlich zur Zwischensparrendämmung eine Untersparrendämmung eingebaut, er­geben sich die Dickenkombinationen 140 mm zwischen plus 30 mm unter den Sparren bzw. 120 mm zwischen plus 50 mm unter den Sparren. Diese Dicken führen mit den üblicherweise vorhandenen Sparrenquerschnitten zu einer Dachdämmung, die den Anforderungen der aktuell gültigen EnEV gerade entspricht. Je nach Art der vorhandenen Unterspannbahn kann auch eine Hinterlüftung erforderlich sein, die wiederum zusätzliche Dämmdicken erforderlich macht.

Den Anforderungen der KfW kann mit einer reinen Zwischensparrendämmung daher nicht und mit einer kombinierten Zwischen- und Untersparrendämmung nur mit sehr hohem Aufwand entsprochen werden. Die Untersparrendämmung nämlich müsste bei einer Sparrenhöhe von 140 mm ihrerseits zwischen 120 bis 140 mm dick sein. Der Vorteil einer Kombination aus Zwischen- und Untersparrendämmung liegt zweifelsfrei darin, dass die luftdichte Ebene komplett auf der Warmseite der Gebäudehülle zwischen den zwei Dämmschichten angebracht und entsprechend einfach angeschlossen werden kann. Wo also der Verlust von Wohnraum zu verkraften ist, sollte diese Lösung zumindest erwogen werden.

In Gebäuden mit bewohnten Räumen unterm Spitzboden ist eine Dämmung unter den Sparren deshalb nachträglich häufig nicht mehr einzubauen. Als optimale Lösung bie­tet sich in solchen Fällen die Kombination einer Dämmung zwischen den Sparren von außen an, kombiniert mit einer durch­gehenden Dämmschicht auf den Sparren, die die Wärmebrückenwirkung der Sparren kompensieren kann.

Zwischen- plus Aufsparrendämmung von außen

Die auf der luftdicht abgedichteten Innenbekleidung einzubauende Zwischensparrendämmung sollte die volle Sparrenhöhe energetisch optimal nutzen und deshalb mit einem Dämmstoff ausgeführt werden, der eine besonders niedrige Wärmeleitfähigkeit aufweist. Die Aufsparrendämmung kann dann entsprechend schlank gehalten werden. Durch den hohen Strömungswiderstand einer hohlraum­frei zwischen den Sparren ausgelegten Steinwolle ist eine Hinterwanderung mit kalter Außenluft übrigens nahezu unmöglich.

Bereits eine sehr schlanke Aufsparrendämmung verbessert den Wärmeschutz im Steildach deutlich: Bei einem Sparrenquerschnitt von z. B. 8/14 cm (die Platz bieten für 140 mm Dämmung zwischen den Sparren) und einer zusätzlichen Dämmdicke von 60 mm über den Sparren, ergibt sich ein U-Wert von ≤ 0,20 W/(m2K): ein Wert also, wie er heute im Neubau anzustreben ist. Da die Dämmarbeiten vollständig von außen durchgeführt werden, entfallen Beeinträchtigun­-gen durch Lärm oder Staub im Inneren des Hauses.

Gegenüber der in den 1970er Jahren üblichen und häufig vorzufindenden Dämmschichtdicke von vielleicht 60 mm zwischen den Sparren ergibt sich durch den Einbau der beschriebenen Kombination aus Zwischen- und Aufsparrendämmung mit insgesamt 200 mm Dämmschicktdicke eine Verbesserung des U-Werts von 0,73 auf 0,19 W/(m2K). Das führt zu einer Einsparung von ca. 5,4 l Heizöl pro m² Wohnfläche und Jahr.

Die Sub- und Top-Verlegung der Dampfbremse

Für die Luftdichtheit der beschriebenen Kombinationslösung sorgt die Verlegung einer Dichtungsbahn als schlaufenförmig über die Sparren und die Innenbeplankung verlegte Dampfbremse. Bei dieser so genannten Sub- und Topverlegung handelt es sich um ein etabliertes und bewährtes System, empfohlen wird jedoch der Einsatz einer feuchte variablen Dichtungsbahn, die es den „eingepackten“ Sparren einerseits ermöglicht zu trocknen, ohne dass andererseits auf der Raumseite zu viel Feuchtigkeit eindiffundieren könnte.

Das Durchschlaufen über den Sparren mit einer nicht diffusionsoffenen, sperrenden PE-Folie kann innerhalb kürzester Zeit zu massiven Durchfeuchtungen der Holzkonstruktion und damit zu Schädlingsbefall (Schimmel, Holzbock etc.) führen. Hier lohnt also ein Blick auf das Folienmaterial, wenn es für den Einbau bereitliegt.

Bei einer innenseitigen Nut- und Feder-Schalung sollte die Dampfbremse aus Gründen der Hinterströmungssicherheit obligatorisch im Sub- und Top-Verfahren eingebaut werden. Die so weiterhin sicht- und nutzbare Tragkonstruktion der Schalung nämlich erleichtert eine scharfkantige Dämmung ohne Fehlstellen.

Schrägdachdämmung mit System

Werden kaschierte Platten eingesetzt, so erspart das die spätere, obligatorische Verlegung der äußeren Unterspannbahn. Dies kann gerade bei einfach strukturierten Dachflächen sinnvoll sein, da das Dach in der Fläche sofort regensicher ist und der ausgebaute Dachraum auf diese Weise sauber und trocken bleibt. Die Überlappungen der Kaschierung werden mit den werkseitig aufgebrachten Selbstklebe­streifen sicher verklebt. Zum einen entsteht also durch die Verlegung kaschierter Platten ohne weitere Folienlagen quasi eine „Behelfs­deckung“ bis zur Montage der Konterlatten und Dacheindeckung. Zum anderen entfällt das Aufbringen eines separaten Klebebandes, da die aufkaschierten Unterdeckbahnen über Selbstklebestreifen im horizontalen wie im vertikalen Überlappungsbereich verfügen. Im Bereich des Ortganges bzw. der Traufe sollte eine Dachdämmung so weit überstehen, dass eine eventuell später anzubringende Fassadendämmung wärmebrückenfrei angeschlossen werden kann.

Im Markt werden bauaufsichtlich zugelassene Schrauben sowohl für druckweiche als auch druckfeste Dämmstoffe angeboten. Die meisten Dämmstoffhersteller bieten die „pas­sende“ Schraube zu ihrem jeweiligen Dämmsystem an und berechnen den objektspezifisch festzulegenden Schraubenabstand. Bei Steinwolle-Dämmungen werden die Schrauben abwechselnd auf Zug und auf Druck geschraubt, da es sich im Sinne der Zulassung um einen so genannten druckweichen Dämmstoff handelt. Um Bauschäden zu vermeiden, sollte immer auf zugelassene Systeme zurückgegriffen werden.

Ist bereits eine flächige Innenbekleidung vorhanden, so kann alternativ zu einer durchgeschlauften Dichtungsbahn unter der Dämmung auch eine Luftdichtungsbahn über die plane Sparren- /Dämmschicht hinweg verlegt werden. Die bauphysikalische Zuverlässigkeit einer Kombination dieser Dichtungsbahn mit einer Aufsparrendämmung und Gipskartonplatten oder verputzten Holzwolle-Leichtbauplatten als Schalung wird in einem Gutachten des Fraunhofer Instituts für Bauphysik IBP beschrieben. Die Verlegezeit und der Materialbedarf sind hierbei deutlich geringer als bei der Sub- und Top-Variante, sodass die Mehrkosten für die bei diesem Systemaufbau notwendige stärkere Dämmung kaum noch zu Buche schlagen, dafür aber zusätzlich einen höheren Wärmeschutz bieten. Selbstverständlich muss allerdings auch bei Einsatz dieser neuen Variante die Luftdichtheit an den angrenzenden und aufgehenden Bauteilen durch geeignete Klebemassen und -bänder hergestellt werden. Damit das Ganze bauphysikalisch einwandfrei funktioniert, muss bei einer Zwischensparrendämmung von maximal 140 mm Stärke die Aufsparrendämmung gleichzeitig mindestens 100 mm betragen.

Fazit

Die Modernisierung eines Schrägdachs eröffnet viele Chancen, neben der Energieeffizienz auch den Wohnwert eines Bestandsgebäudes deutlich zu verbessern. Im Zweifelsfall sollte die Beratung der Industrie in Anspruch genommen werden, die in der Regel kostenlos und unverbindlich erfolgt.

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