Schönste Schwerkraft
Es geht ums Design. Genauer: um das „Hervorgestalten“, wie es der Autor der hier vorliegenden, auf zwei Bände aufgeteilten Tour de Force durch die Geschichte der Gestaltung von Dingen nennt. Angesichts der gut 800 Seiten umfassenden Publikation könnte man versucht sein, zu denken, hier wagte sich einer an die „magis-trale Designtheorie“. Doch der Autor winkt gleich ab, ein solches Unterfangen würde „außerhalb der Denkmöglichkeiten“ liegen. Seinen Ansatz der konsequenten Haltung des Befragens zieht der Autor dann auch in einem Hauptstrang seiner Darstellung des Hervorgestaltens von der Antike bis in die Gegenwart durch. Und er folgt dabei dem gängigen Untersuchungsschema des Wozu (Gebrauchsfunktion), Woraus und Womit (Materialien und Produktionsmethode) und dem Wie (der konstitutiven Beschaffenheit des Gegenstands). Er differenziert dort nach geschichtlich bedingten kulturellen Mentalitäten und kommt schließlich – und hier verlässt er die Darstellungsebene – zu Fragen der Wirkung von Gestalt und Gestaltung auf Gesellschaft und Umwelt.
Nicht zuletzt wirkt die „Schwerkraft der Ideen“ auch dahin, dass man längst zur Seite geschobene Autoren (Bernard Rudofsky beispielsweise) wieder aus dem Regal herauszusucht und sie liest, oder sie, weil längst verloren/verschenkt, antiquarisch nachkauft. Diese Arbeit wirkt. Die Erkenntnis-Schwerkraft könnte kaum schöner spürbar werden, wie in diesen beiden Bänden. Be. K.