Rehabilitierung

Vielleicht ist die „Escola Paulista“, die Architekturschule von São Paulo, so richtig wieder ins allgemeine Gedächtnis gehoben worden durch die Auszeichnung eines ihrer Protagonisten, Paulo Mendes de la Rocha, im Jahr 2006 (Pritzker Preis). Er und der 1985 verstorbene João Vilanova Artigas hatten dem Brutalismus auf dem südamerikanischen Kontinent sein Gesicht gegeben, einer Architekturströmung, die bis heute an ihrer Bezeichnung leidet.

In dem vorliegenden Buch, das sich auf das Thema des Öffentlichen in der Architektur konzentriert – und damit Entwicklungen in Brasilien beleuchtet, die in ihrem Extrem in unseren Breiten gefährlich endgültig sich zu entwickeln beginnen – geht die Autorin äußerst präzise wie deutlich engagiert auf die brasilianische (Architektur)Geschichte und Gegenwart ein, spiegelt das Thema an der Entwurfshaltung (und Biografie) der beiden genannten Protagonisten, schaut auf deren SchülerInnen und rückt immer wieder mit analytischem Blick die Bauten ins Zentrum der Betrachtung. Dabei profitiert der Leser von der direkten Anschauung der Objekte und der stets durchgehaltenen Perspektive der auf das Thema Entwurf und gesellschaftliche Verpflichtung gerichteten Untersuchung. Dass dabei der Brutalismus erneut zur Diskussion gestellt wird, ist vielleicht das größte Verdienst dieser auch für Europa relevanten Publikation.

x

Thematisch passende Artikel:

DBZ: Ihre Tagung zum Brutalismus am 10. und 11. Mai in Berlin war sehr gut besucht - es werden insgesamt an die 1.000 Besucher gewesen sein. Für eine Veranstaltung, in der es um Architekturtheorie...

mehr

Der Brutalismus hat gegenwärtig Konjunktur. So kam das Symposium in der Akademie der Schönen Künste in Berlin genau zum rechten Zeitpunkt. Schon lange befassten sich Florian Dreher und Werner...

mehr
Ausgabe 2012-07

Mitte Mai fand in Berlin eine Tagung zum „Brutalismus“ statt. (Dazu finden Sie auch ein Interview mit Florian Dreher vom „Karlsruher Institut für Technologie“ zum Thema „Brutalismus....

mehr
Ausgabe 2008-12

In unseren Städten entsteht Banalstes auf tiefstem Niveau. Ganze Stadtteile werden ohne das Zutun von Architekten, völlig anspruchslos, aus dem Boden gestampft. Makler und Projektentwickler...

mehr
Ausgabe 2011-04

Die Hoffnung auf eine bessere Welt ist ein mächtiges Stimulans. Im Diskurs darüber mischt auch die Architektur mehr oder weniger lautstark mit. Das Material Holz wird dabei wie ein besonderer Stoff...

mehr