Perspektivenöffner

Einmal nichts zur Architektur. Oder eben doch und ganz zentral: Es geht in dem gut und gerne und auf einer längeren Zugfahrt zu lesenden Buch um das Ganze. Und Architektur ist ein wesenlicher Teil dieses Ganzen, ein Zusammenhang, den uns der Autor auch über sämtliche, den aktuellen Klimadiskurs bestimmende Stichworte nachvollziehbar macht. Die Stichworte wären: Klima, Natur, Stadt, Land, Suburbia, Essen, Wohnen, Mobilität, Effizienz und Resilienz und nicht zum Schluss auch die Moral. Wobei der Autor einschränkt, dass Moral noch nie ein Massenphänomen war und darum der subjektivste Standpunkt ist, von dem aus wir die Lage betrachten können.

In dem Text geht es von vorne bis zum Schluss um das Zusammenbinden von Fäden, persönliche Erfahrungen (auch aus der Kindheit) wie auch die Interpretation aktueller Politik vor dem Erfahrungshorizont eines „Klima-ökologen“, wie der Autor selbst sich bezeichnet.

Wir werden im Lesen an Weichenstellungen der Politik aus den letzten Jahren erinnert, an Ereignisse, die bis heute Auswirkungen auf unser Konsumverhalten haben, auf unsere Essgewohnheiten und immer wieder: auch auf die nationale, internationale wie regionale Politik. Dabei schaut der Klimaökonom durchaus mit einem westeuropäischen Blick auf seine USA-Wahlheimat, auf Zustände in Indien oder China oder Südafrika. Er schließt seine Reise mit dem Kapitel „Vor Ort“, womit er unterstreichen will, dass wir die Wahl haben, ob wir nun in der Stadt oder auf dem Land leben, wir müssen es nur da wie dort entschlossen angehen. Das Buch liefert dazu Argumente und Perspektiven. Be. K.

Gernot Wagner, Stadt, Land, Klima. Warum wir nur mit einem urbanen Leben die Erde retten. Brandstätter, Wien 2021, 200 S.
22 €, ISBN 978-3-7106-0508-6
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2014

Gerne lesen

Populistische Anbiederung war dem Aargauer Architekten und Bauingenieur Walter Zschokke (1948–2009) „wenig zielführend und daher verantwortungslos“. Zugleich verlangte er, dass die...

mehr
Buchrezension

Alles Geier!

Eine Farce über Architektur, eine Zeitschrift und einen Verlag. Von Wolfgang Bachmann

Wenn eine Geschichte im vierten Wort mit dem A-Wort beginnt, liest man gerne noch die folgenden Sätze, ja vielleicht auch noch ein paar Seiten und sogar bis zum Schluss. Denn bereits der Titel des...

mehr
Ausgabe 12/2018

Das Buch der Architektur

Das-Buch-der-Architektur-Cover

Das sollte jeder Architekt einmal gelesen haben. Das Buch der Architektur erzählt die Geschichte eben jener von der Antike, über das Mittelalter, die Renaissance, Barock und Rokoko, den Klassizismus...

mehr
Ausgabe 7/8/2018

Was beeinflusst die Architektur?

Dass das Ziel einer Autorin, ein architektonisches Œuvre in seinen kulturhistorischen Zusammenhang zu stellen, mehr sei, als sonst von der Architekturgeschichte verlangt wird, diese einleitende...

mehr

Das Buch ist tot, es lebe das Buch immer weiter!

Die Buchmesse in Frankfurt zeigt, dass das längst totgesagte (Architektur)Buch sehr virulent weiterlebt, auch und besonders in kleinen Verlagen

Dennoch und trotz aller Euphorie: Von den mal fast 8000 Verlagen kamen nur etwa die Hälfte nach Frankfurt. Womit die Hallenbelegung reduziert und das Corona-Konzept mit extra breiten Gängen gut...

mehr