Neue Erzählungen vom Wohnen und Leben

Die Frage nach dem Wohnen ist eingebettet in einen großen komplexen Kontext, der uns gerade umtreibt. Er betrifft unsere Zukunft und die Frage danach, wie wir zukünftig leben wollen und was wir uns überhaupt noch leisten können. Wir alle sind momentan auf der Suche nach Konzepten und Lösungsansätzen im Sinne eines lebenswerten und gerechten Lebens-umfelds, das unser Überleben sichert. Die uns bekannten Größen stellen keine zureichenden Antworten mehr bereit. An einer Transformation unseres Lebensumfelds geht kein Weg vorbei. Viele Probleme sind bekannt und benannt. Der Klimawandel, die Wohnungsfrage, der demografische Wandel – alles wesentliche Teile der großen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Aber auch die Frage nach Vielfalt und Teilhabe ­jedes Einzelnen stellt sich, denn diese gehört zu den Fundamenten des sozialen Zusammenhalts einer Gesellschaft.

Das Thema Wohnen muss all das mitdenken. Im Gespräch und im Diskurs mit allen Akteuren gilt es, gemeinsam nach Antworten zu suchen. In der neuen Charta von Leipzig, die die für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Minister der EU 2020 verabschiedet haben, ist von der „transformativen Kraft der europäischen Städte“ die Rede, die Entwicklungen im Sinne einer gerechten und lebenswerten Stadt in Gang setzt. Das hat etwas Positives, in die Zukunft Gerichtetes. Die Stadt und die Architektur werden einen grundlegenden Beitrag leis-ten, wenn es uns gelingt, diese transformatorische Kraft freizusetzten.

Das Wohnen und seine Typologien waren und sind ein Spiegel der Gesellschaft und den Vorstellungen von Gesellschaft. Die Zeitzeugen lassen sich in jeder Stadt wiederfinden. Wohnbautypologien und Grundrisse sind im ständigen Wandel. Insofern erfordert der Wohnungsbau immer ein Weiterdenken, ein Abwägen zwischen individuellen Lebensentwürfen, der Freiheit, das private Glück zu verwirklichen und der Frage, wo die Freiheit an ihre Grenzen stößt, wo sie zu Lasten der Allgemeinheit geht. Noch zeichnet der Markt Bilder vom Traumwohnen, die den Zukunftsfragen oft nicht gerecht werden können. Es braucht nun alternative Bilder, die die alten Bilder ablösen.

Als Gestaltende unserer kollektiven und individuellen Welt ­haben wir eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der großen Aufgaben und damit Verantwortung. Wir entwerfen Raum und zugleich Handlungsraum. Architektur lässt sich nachhaltig gestalten. Nachhaltig im baulichen Sinne aber auch im Sinne von Raumqualitäten, die die sozialen Umgangsformen einer städti­schen Gesellschaft beeinflussen können. Und nachhaltig auch im Hinblick auf die Bilder, die Erzählungen, die neuen Sehnsuchtsorte mit transformativer Kraft. Das interessiert uns, diese neuen Geschichten vom Wohnen und Leben, die Mut machen und die aufzeigen, wie ein positives Zukunftsszenario für unserer Zusammenleben aussehen kann.

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