Neubau Sartorius Produktion Laborinstrumente, Göttingen
Damit gute Industriearchitektur entsteht, müssen vielfältige und oftmals anspruchsvolle Anforderungen erfüllt werden. Gelungen ist dies bei dem mehrfach ausgezeichneten Produktionsneubau für Laborinstrumente auf dem Gelände des Sartorius-Campus in Göttingen. Das Gebäude, das nach Maßstäben der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB konzipiert wurde, überzeugt nicht nur funktional und energetisch sondern ebenso ästhetisch.
Produktions- und Arbeitsbedingungen
Der Neubau von Bünemann & Collegen erweitert die Kapazitäten des Pharma- und Laborzulieferers Sartorius um 25000 m². Diese verteilen sich auf eine zweigeschossige Produktionshalle in Stahlbauweise mit flankierenden Stahlbetonseitenschiffen für Büros und einen ebenfalls zwei Stockwerke hohen Stahlbetonbau für Produktentwicklung und Labore, der im Westen der Halle anschließt. Ein gläsernes Atrium, in dem sich der Haupteingang befindet, verbindet die beiden Bereiche. Ziel der Planer war es, mit der Gestaltung des Gebäudekomplexes die Firmenwerte Offenheit, Nachhaltigkeit und Freude zu vermitteln und die Wertschätzung der Arbeit und der hier tätigen Menschen auszudrücken. So unterstützen in der Fertigung die größeren, modernen Einheiten optimierte Abläufe und sichern Produktivität und Flexibilität, während ein modernes Bürokonzept mittels Systemtrennwänden und Hohlraumböden variable Strukturen vom Einzelbüro bis zu Open-Space-Großräumen umsetzbar macht.
Expressives Tragwerk
Für einfache Erweiterbarkeit sorgt das raffinierte Tragwerk: Durch die Möglichkeit, Zwischenebenen einzuziehen, kann die Nutzfläche bei Bedarf vergrößert werden. Die Neigung der Stahlstützen in der Produktionshalle bringt verschiedene Vorteile mit sich: Zum einen können die Flächen ohne Einschränkungen durch die Baukonstruktion genutzt werden. Zum anderen lässt die Neigung trichterförmige Räume zwischen den einzelnen Produktionsschiffen entstehen – sogenannte “Lichtgräben“, die das Tageslicht tief in den Innenraum holen. Für die Architekten spielte dabei die Bildhaftigkeit der Architektur und des Tragwerks eine große Rolle: Sie sehen in der Dynamik und der Solidität des Systems die wesentlichen Funktionsmerkmale der hier unter anderem gefertigten Feinstwaagen verkörpert.
Mehr als energetische Gebäudeoptimierung
Neben der Umsetzung ästhetischer Vorstellungen waren auch konstruktiv-technische und energetische Herausforderungen zu lösen. Nachhaltigkeit war einer der Kernwerte der Planung. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket haben es die Planer erreicht, dass der Neubau die (primär)energetischen Anforderungen der EnEV mit mehr als 30% unterschreitet.
Neben einer positiven Ökobilanz weist das Projekt aber auch hohe räumliche Qualitäten und angenehme Arbeitsbedingungen auf. Einen hohen thermischen und visuellen Komfort in allen Bereichen gewährleisten knapp 7000 m² Glasfläche. „Die innovative Tageslichtplanung war ein wichtiger Bestandteil unseres Entwurfs und des Gesamtenergiekonzeptes“, erläutert Architekt Christian Rathmann von Bünemann & Collegen.
Feststehende Lamellen im Scheibenzwischenraum sorgen für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Räume mit diffusem Tageslicht zu jeder Tages- und Jahreszeit. Eine direkte Einstrahlung des Sonnenlichts wird nahezu ausgeschlossen. Die Einstellung des Verschattungssystems auf die Gebäude erfolgt werkseitig auf Grundlage einer exakten Solarauslegung. Kühllasten und Kosten für künstliche Beleuchtung können auf diese Weise gesenkt und die Energiebilanz optimiert werden.
Projektdaten
Objekt: Neubau Sartorius Produktion Laborinstrumente, Göttingen
Bauherr: Sartorius AG, Göttingen
Architekt: Bünemann & Collegen GmbH, Hannover
Statik: Drewes + Speth, Hannover
Fertigstellung: September 2016
Glas: OKASOLAR S von OKALUX GmbH, Marktheidenfeld