Industriebau und die
Vernetzung der Produktionsprozesse
Die Zeiten, in denen der Industriebau zur schlichten Einhausung von Produktion und Fertigung diente, müssen vorbei sein. Gefordert ist bei aller Funktionalität auch die Architekturqualität. Das gilt für Gebäude in Gewerbegebieten gleichermaßen wie für Bauten im städtischen Umfeld. Doch welche Anforderungen formulieren Bauherren heute gegenüber Architekten bei der Planung von Industriegebäuden? Was für Gebäudetypologien entstehen durch die geänderten Prozesse, im Sinne von Industrie 4.0 und der Problematik des Fachkräftemangels? Mit unserem Heftpaten, Architekt Ulf Bambach, Partner und Geschäftsführer von ATP Architekten Ingenieure Frankfurt a. M., haben wir darüber diskutiert und die Auswahl der Projekte vorgenommen.
„Wenn wir über den Industriebau der Zukunft reden, dann müssen wir zwischen vielen Aufgabenstellungen differenzieren“ so Ulf Bambach in unserem Gespräch. „Was wir im Augenblick an Anfragen bekommen, sind im Wesentlichen die Themen „Bauen im Bestand“ und „Nachverdichtung“, was auch bedeutet, in die Höhe zu bauen. Bedingt durch die zukünftigen Produktionsmethoden können wir bis Losgröße 1 problemlos runtergehen. Damit wird nicht nur die Produktion und Logistik, sondern auch Entwicklung viel stärker angebunden sein. Das heißt, dass wir Gebäudetypologien bekommen, bei denen von der Designentwicklung,
der Produktentwicklung bis zur Produktion die Vernetzungen eine große Rolle spielen werden. Wir haben derzeit ein Projekt im Forschungs- und Entwicklungsbereich in Bearbeitung, wo Motorenprüfstände gebaut werden und sich gleichzeitig darüber 2 000 Ingenieur- und Entwicklungs-Arbeitsplätze befinden. Der Vorteil: Damit können sie gleich runter in die Versuchsträger gehen. Das wird sich mit Sicherheit auch im Produktions- oder industriellen Bereich entwickeln und wir werden hier zu ganz anderen Lösungen kommen. Der klassische Industriebau wird vielfältige Anforderungen erfüllen müssen. So die, dass er flexibel ist, mehrere Funktionen in sich vereint. Es geht nicht nur um die reine Produktion, sondern um die Vernetzung, von der Entwicklung bis zur Logistik. Wir reden von High Tech, von einer hochintelligenten Industrie mit verknüpften Prozessen. Das hat natürlich Auswirkungen auf Gebäudetypologien, die mehr multifunktionale Einheiten bekommen. Wir können diese Aufgaben aber nur erfüllen, wenn der Bauherr weiß, was er will, bevor wir als Architekten anfangen zu
planen“. Gemeinsam mit Ulf Bambach haben wir Industriebauten für diese Ausgabe ausgewählt, die zeigen, wie Planer mit den unterschiedlichen Anforderungen ihrer Bauherren umgegangen sind und daraus Architektur gemacht haben. Diese Auswahl finden Sie ab Seite 20.
Den Standpunkt zum Thema „Industriebau 4.0, Wegbereiter für neue Planungsprozesse“ (siehe S. 18) hat Prof. Dipl.-Ing. Arch. Christoph M. Achammer, Vorstandsvorsitzender ATP Architekten Ingenieure, verfasst. BF