Neuapostolische Kirche, Pliezhausen

Schon verschiedentlich hat die Neuapostolische Kirche ihre Neubauten, mit der sie baufällige Kirchengebäude aus der Nachkriegszeit ersetzt, in Sichtbeton ausgeführt. Für Pliezhausen wählte Bauherrenvertreter Stephan Pfäffle, selbst Architekt, gemeinsam mit Johannes Weiß von den Stuttgarter Architekten Ackermann+Raff einen Leichtbeton, der mit der Beimischung von 1,5 % Farbpigmenten einen zarten, erdigen Beigeton zeigt. Das Büro hatte sich mit seinem Entwurf bei einem eingeladenen Wettbewerb durchgesetzt.

Für die Wirkung von Ruhe und innerer Einkehr entwickelten die Stuttgarter Architekten Ackermann+Raff den Baukörper aus der Topografie heraus. Sie ließen die Dachform dem Hangverlauf folgen; zur Straße hin bildet das Volumen einen markanten Hochpunkt aus, der im Kirchenraum durch den steil aufsteigenden Deckenverlauf zum Altar hin ablesbar ist. Ein über dem Altarraum platziertes Fensterband und Oberlichter im Bereich der räumlich und farblich abgestuften Decke lassen eine sakrale Lichtstimmung entstehen. Eine einladende Wirkung verdankt der Kirchenbau auch der Reduktion auf wenige Materialien. Bauherr und Architekten ergänzten den Baukörper aus Leichtbeton mit heimischer, teils unbehandelter Eiche aus dem Schwäbischen, die eine regionale Schreinerei für die Kirchenbänke und die Fenster verarbeitete. 

Bei ihren Kirchenbauten, die als Sonderbauten nicht an die Energieeinsparverordnung (EnEV) gebunden sind, hat sich die Neuapostolische Kirche dennoch grundsätzlich auf die Einhaltung der EnEV 2014 verpflichtet. Diese ist mit Leichtbeton bei diesem Bauwerk aufgrund der 61,5 cm dicken Außenwände ohne Dämmung sehr gut zu erreichen; die EnEV 2016 würde damit jedoch nicht mehr eingehalten werden können.

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