Man muss den Bestand
für sich durchdringen

Dipl.-Ing. Architekt Joachim Faust, HPP Architekten, Düsseldorf, einer der Gesellschafter von HPP, ist der DBZ Heftpate für dieses Themenheft „Bauen im Bestand“. Das schon seit über 80 Jahren erfolgreich arbeitende Büro hat nicht Architektur-Ikonen Zeit gebaut, sondern kontinuierlich Architektur mit hohem Anspruch entwickelt. Dazu gehören neben Neubauten eben auch Projekte im Bestand. Die Kompetenz dieses Büros insgesamt war uns der Anlass,
Joachim Faust als DBZ Heftpate einzuladen.

„Man weiß bei allen guten und wichtigen Projekten, dass man kompetente Partner in dem spannenden Prozess des Planens, Bauens und Betreibens braucht. Vor allem beim Bauen im Bestand gibt es regelmäßig viele Überraschungen“, so Joachim Faust. Und weiter: „Das Finden von Ursprünglichem ist hochspannend. Ich finde es aber auch reizvoll, aus einem denkmalgeschützten Haus ein modernes Haus zu machen. Die Symbiose aus Bestand und Ansprüchen an ein modernes Haus zu realisieren, ist für uns ein wichtiger und spannender Prozess. Der ist uns bei dem Dreischeibenhaus, bei Unilever und vielen anderen Projekten gelungen. Was auch wichtig ist, ist die Anforderung eines Investors oder Entwicklers an uns, die Identität eines bestehenden Gebäudes in die eines Neubaus zu verwandeln. Also es auf seinen Kern zurückzubauen und ihm so eine neue Identität zu geben.“

„Für mich gilt bei allen Sanierungen oder Revitalisierungen die Grundvoraussetzung, dass ich mich sehr intensiv mit dem Bestand befasse. Man muss das Haus für sich selber durchdringen und es verstehen, also mit Leib und Seele dabei sein, bevor man irgendetwas festlegt. Es gibt Projekte, die haben nur eine wertvolle Fassade aber ansonsten keinen hohen architektonischen Wert. Und es gibt Häuser, da entdeckt man die Werte erst nach einer Weile. So beispielsweise in der vorgefundenen Raumkomposition, die in ihrer Anlage eine angenehme Atmosphäre aufweist und einen wie selbstverständlich willkommen heißt. So etwas muss man erhalten! Die Werthaltigkeit dieser Architektur ist gegenüber dem Developer zu verteidigen, weil der nicht selten ganz andere Vorstellungen hat. Wenn wir ein Gebäude mit hoher architektonischer Qualität vorfinden, dann wollen wir die auch erhalten und nicht einfach nur modernisieren. Diese Haltung des Bewahrens ist nicht zuletzt auch der Nachhaltigkeit und dem baukulturellen Anspruch geschuldet.“

Die zusammen mit Joachim Faust ausgewählten Architekturprojekte, die wir Ihnen hier ab Seite 28 im Heft zeigen, spiegeln sämtlich die hohen Ansprüche und intensiven Auseinandersetzungen mit dem Thema „Bauen im Bestand“ ebenso wider wie auch das breite Spektrum dieser Bauaufgabe. BF

„Die Werthaltigkeit der Architektur ist gegenüber dem Developer zu verteidigen“
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