Liebe Leserinnen und Leser,

der Begriff „Ressource“ ist wunderbar vieldeutig. Wir alle reden vom Ressourcen-Verbrauch, der Einsparung von Ressourcen oder gar der Endlichkeit der Ressourcen. Eine Ressource ist zunächst einmal etwas – materiell wie immateriell –, mit dem wir etwas machen können; Ressource ist Möglichkeit und Voraussetzung. Hätte wir keine Ressourcen, gäbe es Stillstand. Nun zur Vieldeutigkeit: Ressource verstehen wir zumeist als etwas, das materiellen Charakter hat, Steine, Erze, Gase oder Holz. Doch zum Materiellen kommt noch das Immaterielle, Know-how zum Beispiel, also aus Erfahrungen gefügtes Wissen wie Handwerk oder maschinelle Fertigung. Letztere kann auch künstliche Intelligenz sein. Wenn wir nun beides haben, das Material und das Wissen, muss es nur noch zusammengefügt werden und schon ist der Blick auf die „Ressource-Bau“ dieser: Wenn wir nicht wollen, dass die Löcher in Boden und Wäldern ungesund größer werden, dass Sand zum neuen Gold wird, wenn wir Energie nicht mehr aus endlichen Ressourcen produzieren wollen und ­Energie demnächst wie Sand zum Luxus wird, müssen wir auf das schauen, was wir längst gehoben und verarbeitet haben: das Bestehende, auf den Bestand.

Vor Jahrzehnten galt man noch als Visionär, wenn man den materiellen Wert von Mülldeponien ausmachte, heute ist die Erforschung unserer Abfälle bereits eine lukrative Unternehmung. Längst bauen wir auch nicht mehr nur auf und mit Bestehendem, weil wir ästhetischen Diskursen folgen. Wir machen das, weil es immer günstiger wird, das schon einmal Gebaute für ein Neu- und Weiterbauen zu verwenden. Und wir können gewiss sein, dass diese Art der Ressourcenverwendung – die sich in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickeln wird – von zukünftigen Gesetzgebergenerationen zur Vorschrift gemacht werden wird. Bauen ja, aber nicht mehr so naiv wie seit zweihundert Jahren.

Nun hatten wir das Glück, bei der diesjährigen Verleihung des Balthasar Neumann Preises mit heilergeiger architekten, Kempten, in Kontakt zu kommen. Ihr Weiterbau-/Umbauprojekt der Kita Karoline Goldhofer in Memmingen, Gewinnerprojekt des Preises 2021, zeigte uns sehr anschaulich, wie Ressource – materielle wie geistige – zur Wirkung kommen kann: Kleine, aber sehr genau gesetzte Baumaßnahmen schaffen aus einem Wohnhaus eine Kita, die als Neubau nicht besser hätte werden können, im Gegenteil. Als Heftpartner für diese Ausgabe waren sie darum ideale Ansprechpartner für die Besetzung der zentralen Themenbestandteile, der Projekteauswahl und der Fachartikelproduktion. Gelernt haben wir wieder einmal, dass der Austausch mit der Baupraxis eine wesentliche Voraussetzung für ein gelungenes Heft ist sowie, dass Ressource mehr ist als ein Haufen Sand, der zusehnends kleiner wird.

In diesem Sinne: Schauen Sie auf Ihre Ressourcen, erweitern Sie Ihr Wissen, lesen Sie sich fest. Und seien Sie herzlich gegrüßt,

Ihr

Benedikt Kraft

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