Kraftprobe für Flachdächer
Sichere Lösungen für Durchdringungen

Dächer werden immer stärker beansprucht. Klimaforschung und Sachversicherer gehen von einer weiteren Zunahme extremer Wetterereignisse aus. Dächer bzw. Dachabdichtungen müssen Belastungen wie Hitze, Kälte, Regen, Hagel, Schnee und Eis standhalten – und in einem Dachleben kommt einiges zusammen: etwa 28 000 l Regen pro m², durchschnittlich 2 100 Tage Hitze bis  + 80 °C und 1 190 Tage Frost bis - 20 °C sowie rund 140 Stürme mit Windstärke 8 und höher. Dazu kommen weitere Beanspruchungen wie Bewegungen der Unterkonstruktion oder bei genutzten Dachflächen Belastungen durch Dachterrassen oder Solaranlagen. Umso intensiver muss das Augenmerk auf die sorgfältige Ausführung von Details bei Durchdringungen gelegt werden.

Normen / Fachregeln für Durchdringungen

Flachdächer haben für Gebäude eine entscheidende Funktion. Sie sorgen dafür, dass alle darunterliegenden Bauteile, Räume, Einbauten, Maschinen usw. vor Feuchtigkeit geschützt werden. Und sie vermeiden Energieverluste. Umso wichtiger ist es, die Funktionsschicht Abdichtung sowie Wärmedämmung möglichst unversehrt zu lassen. Denn jede Durchdringung birgt die Gefahr von Undichtigkeiten.

Darum gilt: Durchdringungen sind grundsätzlich zu vermeiden. Ist dies nicht möglich, sollte bereits in der Planungsphase darüber nachgedacht werden, wie deren Anzahl durch geschickte Planung auf ein Minimum zu reduzieren ist und wie durch geeignete Maßnahmen die Durchdringungen dauerhaft sicher einzudichten sind.

Beschrieben sind Durchdringungen in der Flachdachrichtlinie des Deutschen Dachdeckerhandwerks, Regel für Abdichtungen nicht genutzter Dächer; Regel für Abdichtungen genutzter Dächer und Flächen sowie in der DIN 18531-1 und DIN 18531-3. Hier sind auch die Vorgaben zu Abständen und Ausführung nachzulesen.

Laut Flachdachrichtlinie ist eine Durchdrin­gung „ein Bauteil, das die Abdichtung durchdringt, z. B. Rohrleitung, Geländerstütze, Ablauf.“ Also stellt jedes Bauteil, das die ­Abdichtung durchdringt und somit einen ­Anschluss an den Dachaufbau erforderlich macht, eine sogenannte Durchdringung dar. Typische Elemente dabei sind z. B. Schornsteine, Aufsatzkränze von Lichtkuppeln, Dunstrohre, Antennenmasten oder ständig nutzbare Absturzsicherungen.

Auch hier heißt es: Dachdurchdringungen sind durch planerische Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren und möglichst in Sammelschächten zusammenzufassen.

Folgende weitere Angaben finden sich u. a. in den Flachdachrichtlinien unter Punkt 5.4:

– Durchdringungen sind wie Anschlüsse auszubilden. Sie können mit Klebeflanschen, Dichtungsmanschetten, Klemmflanschen oder Flüssigabdichtungen ausgeführt werden.

– Der Abstand von Dachdurchdringungen untereinander und zu anderen Bauteilen, z. B. Wandanschlüssen, Bewegungsfugen oder Dachrändern soll mindestens 30 cm betragen, damit die jeweiligen Anschlüsse fachgerecht und dauerhaft hergestellt werden können. Maßgebend ist dabei die äußere Begrenzung des Flansches.

– Der DIN 18531-3 ist zu entnehmen: Der Abstand von Durchdringungen untereinander  und zu anderen Bauteilen (z. B. Bewegungsfugen,  An- und Abschlüssen) muss im Regelfall mindestens 30 cm betragen. Maßgebend ist dabei die Flanschaußenkante. Die Anschlüsse der Abdichtung an Durchdringungen sind nach 8.2 auszubilden oder mit Klebeflanschen, Klemmflanschen oder besonderen Einbauteilen an die durchdringenden Bauteile anzuschließen. Auch sind die Anschlusshöhen von 10 bzw. 15 cm über Oberkante Belag, je nach Dachneigung, ein-zuhalten und die Detailausbildungen sollen müssen zur Überprüfung und zu Wartungszwecken stets zugänglich sein.

Ist die Schwachstelle Durchdringungen vermeidbar?

Es geht bei der Planung darum, Aufbauten von Anlagen wie Klimageräte, Solaranlagen so einzuplanen, dass sie durchdringungsfrei auf der Dachhaut aufgebaut werden können. Es gibt zum Beispiel im Solarbereich Hersteller, die durchdringungsfreie Befestigungs-systeme für Solaranlagen anbieten. Beim Komplettsystem Solfixx z. B. werden die Befes­tigungsfüße zur Aufnahme der Module durchdringungsfrei mit der Dachhaut über Manschetten verschweißt. Die Kabelstränge werden bis zum Dachrand bzw. zum Wechselrichter geführt, ohne die Dachhaut zu durchdringen. Auch Klimageräte können vielfach ohne Durchdringungen montiert werden.

Sichere Detaillösungen von Durchdringungen

Grundsätzlich basieren sichere Detaillösun­gen auf drei Faktoren:

– einer sorgfältigen Planung

– der geeigneten Materialauswahl

– der fachgerechten Verarbeitung

Sorgfältige Planung

Hier spielt vor allem die Nutzung des Gebäudes eine Rolle, da sie sich entscheidend auf die Belastung des gesamten Dachaufbaus auswirkt. Entsprechend wird der Dachaufbau festgelegt, die Materialauswahl und die notwendigen Maßnahmen, um Durchdringun­gen fachgerecht abzudichten. Hierfür bieten Hersteller entsprechende Detailzeichnungen.

Geeignete Materialauswahl

Die Lebensdauer eines Flachdachs hängt entscheidend von der Auswahl der eingesetzten Materialien ab. Die geltenden Fachregeln definieren hier leider nur einen „Normstandard“. Nachhaltig gebaute Flachdächer mit einer zu erwartenden Nutzungsdauer von mehr als 30 Jahren erfordern aber den Einsatz hochwertiger Abdichtungsbahnen, deren Leistungswerte weit über der Anforderung der Norm liegen.

Der Markt bietet hochwertige Kunststoffbahnen auf Basis FPO oder Bitumenabdichtungen zur Erfüllung dieses Ziels. Leider fällt dieses Argument der Dauerhaftigkeit häufig der kurzzeitigen Kostenersparnis zum Opfer. Die Folge: Es muss bereits nach relativ kurzer Zeit saniert werden. Doch nicht nur die einzelne Bahn ist entscheidend. Es ist der gesamte Dachaufbau, der aus Systemkomponenten zusammengesetzt sein sollte, die aufeinander abgestimmt sind. Bei Kunststoffbahnen ist z. B. nur gleichartiges Material miteinander verschweissbar.

Fachgerechte Verarbeitung

Der Teufel liegt im Detail – dies gilt auch für die fachgerechte Verarbeitung von Abdichtungsbahnen, insbesondere bei der Ausbildung von Innen- und Außenecken sowie Dachrandabschlüssen. TÜV-zertifizierte Schulungen, wie sie z. B. die Paul Bauder GmbH & Co. KG, Stuttgart, Verarbeitern anbietet, tragen langfristig dazu bei, Flachdächer langlebiger und sicherer herzustellen.

Fertigteile für Kunststoffbahnen

Viele Detailausbildungen können mit Kunststoffdachbahnen in handwerklicher Weise auf der Baustelle hergestellt werden, z. B. in Form einer sogenannten Quetschfalte bei Innenecken. Dabei werden die Kunststoffbahnen in mehreren Arbeitsschritten gefaltet und miteinander dicht verschweißt. Eine wesentliche Arbeitserleichterung bei der Detailausführung von Durchdringungen bieten Fertigteile wie Innen-, Außen- und Universalecken, Multiflansche, flexible Rohreinfassungen und Verbundbleche. Mit Fertigteilen erhöht sich die Sicherheit der Konstruktion und sie sparen deutlich Zeit bei der Verarbeitung. Nicht zu vergessen ist die bessere Optik.

Sichere Detaillösungen mit Bitumenabdichtungen

Kleinteilige Anschlüsse sind mit Bitumenbahnen oft nur mit großem Aufwand herzustellen. In einigen Bereichen kann eine besonders dehnfähige Bitumenbahn die Detailarbeit deutlich vereinfachen. Z. B. können Rohrdurchführungen ohne aufwendiges Eindichten mit vielen kleinen Zuschnitten aus Abdichtungsbahnen mit einem Stück dehn-fähiger Bitumenbahn sicher eingedichtet werden. So kann auch eine 2-lagige Bitumenabdichtung sicher an einem kritischen Detail hergestellt werden.

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