Kosmologisch

„Rudolf Steiner wiederentdeckt“, so ließe sich die Ausstellung zusammenfassen, deren Katalog zur Besprechung nun vorliegt. Diese Wiederentdeckung könnte auch ein Neuanfang sein, ist doch das anthroposophische Bauen als Ausfluss einer von Steiner in die Welt gesetzten spirituellen Weltanschauung den Meisten ein Bauen mit viel Holz, gerundeten, also möglichst nicht rechtwinkligen Ecken, großflächigen Farblasuren und anderem Zubehör. Viele, meist unklare Begriffe spuken uns beim Stichwort „Anthroposophie“ im Kopf herum, ohne dass wir genau wüssten, wie sich diese alle in Eins fügen.

Monismus ist ein zentrales Stichwort, es ließen sich wohl unendlich weitere aus dem „Kosmos Steiner“ ziehen und vor Augen halten. Der Katalog präsentiert uns eine fast unübersichtliche Fülle an Bildern; Bilder von seinen Arbeiten, seinen theoretischen Auslassungen (die Tafelbilder) oder Bilder von Arbeiten derjenigen Künstler und Architekten und Philosophen, die sich ausdrücklich auf Steiners Theorien und seine Praxis beziehen.

Und jede Menge Texte. Die sich mit Biografischem befassen, mit Steiners Lehre, mit seinen Schülern, der Architektur, der Kunst, der Eurhythmie (Tanz). Und durch alles hindurch geistert und hebt sich in den Vordergrund das Gesamtkunstwerk Goetheanum in Dornach bei Basel, eine Burg, eine Kirche, ein Relikt aus irgendwie doch vergangenen Zeiten; welches allerdings in diesen Zeiten zunehmender Säkularisierung großer Teile des öffentlichen Lebens mehr und mehr Bedeutung erfährt. Leider wird der Blick in oder zumindest auf den Kosmos Steiner nicht sonderlich gut handhabbar gemacht, es fehlt ein Stichwort-, insbesondere ein Namensregister, auch ein Werkverzeichnis wäre dem Anspruch des Katalogs entsprechend wünschenswert gewesen.


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