Könnte helfen

„Radikal Modern”, das ist lange her. Und längst gibt es eine Gegenbewegung zum radikal Modernen: das Convenience Planning. Vorbei also die wilde Aufbruchstimmung in den gestalterischen Disziplinen mit Avantgarde-Anspruch, vorbei das Unbekümmerte, das heute schiere Naivität ist. Und weil der Aufbruch ein radikaler war, wurde er bekämpft. Mit moralinsauern Elogen und mit immer mehr Abrissbaggern für eine neue, eine weniger politisierte Zukunft.

Vor diesem Hintergrund zunehmender Auslöschung gibt es nun eine Ausstellung in Berlin, die erinnern möchte. An Gefühle, politische Stimmungen, an Planungen, an Bauten. Im Berlin der Sechziger des letzten Jahrhunderts. Bilderreich ist die Ausstellung, ist der Katalog. Der bringt zwar keine wesentlich neuen Erkenntnisse zu Architektur, Städtebau und Planern, lässt aber eine Zeit lebendig werden, die bis heute wirksam ist; und – auch weil es hier um die Darstellung der Instrumentalisierung von Architektur geht – im neuen kalten Krieg wieder massiv an Bedeutung gewinnt. Denn das wird nach Lektüre des Katalogs auch klar: Die Radikalität der Moderne ist vor allem dem psychischen Druck ihrer Zeit zu verdanken, die von einer eine ganze Gesellschaft einschüchternder Repression (Moral und Kalter Krieg) geprägt war. Der Blick auf die Baugeschichte Berlins hilft, die überwiegend gescheiterten Großprojekte besser zu verstehen. Als Ausdruck einer Utopiegläubigkeit, die uns längst ein internationales Controlling ausgetrieben hat. Leider ohne Register. Be. K.

Aktuelles unter DBZ.de

W. Fernandes, M. Hurst, Angola Cinemas. Steidl/Goethe Institut, Göttingen 2015

M. Harnack, Rückkehr der Wohnmaschinen. transcript, Bielefeld 2012

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