Jetzt „Kulturzentrum“
Wie New Yorker Muslime ganz nahe am Ground Zero bauen wollen

Park51, Ground Zero Moschee, Cordoba House? Der Projektname ändert sich monatlich und mittlerweile ist auch nicht mehr die Rede von einer Moschee. Die wurde kurzerhand in einen „Betraum“ verwandelt, der allen Religionen der Welt offensteht. Doch das Umschminken und Maskieren, die beinahe konsequente Offenlegung der Planung nutzt nichts, die Proteste gegen den Neubau am 45–51 Park Place, Manhattan, werden stärker, der Druck auf den – ohnehin unter Druck stehenden – Befürworter und Präsidenten Obama nimmt zu.

Keine 100 m nördlich von der immer noch und wohl ewig schwärenden Wunde am Ground Zero möchten ein paar nicht ganz durchsichtige Investoren ein muslimisches Zentrum bauen. Gleichsam in Sichtweite zu dem Ort, am welchem 3  000 Menschen am 11. September 2001 den Tod fanden in einem Terrorakt, ausgeführt von islamischen Extremisten. „America is under attack“, so fühlte sich eine ganze Nation, die noch niemals zuvor in der Geschichte auf eigenem Territorium von außen angegriffen worden war. Nun sind erste Visualisierungen von „Park51“, wie das Projekt inzwischen auch neutraler und, wie man erstaunt feststellt, im gängigen Mainstream der sich häufenden Projektekürzel genannt wird, publik gemacht worden.

Das planende, aber wohl noch immer nicht offiziell beauftragte Büro SOMA Architects, NYC, zeigte erste Ansichten und Details des rund 100 Mio. € teuren Gebäudes. Neben dem Betraum im Erd- und 1. Obergeschoss wird es weitere Räume für religiöse oder kon­templative Nutzungen geben. Dazu kommen ein Auditorium (500 Sitze), ein Theater, ein Museum für darstellende Künste, Galerien, ein Buchladen, Kinderbetreuung, ein Fitness Center, ein Schwimmbad, ein Basketball Court und eine Kochschule sind vorgesehen; sowie ein Restaurant mit „reinem“ Essen.

Wie das alles bezahlt werden soll, wer hinter den Investoren und Initiatoren des Projektes steckt, ist nicht klar, klar aber ist, dass unter den 3 000 Getöteten auch Muslime waren, die in Beträumen in den Twin-Towers ihren religiösen Pflichten nachgehen konnten. Dem Entwurf, dem Nutzungsmix wie insgesamt dem Vorhaben interkultureller und interreligiöser Aktivitäten ist Erfolg zu wünschen; dass dabei dunkle Gelder fließen darf ebenso sehr beunruhigen, wie der Blick auf die Finanzierung der Neubauten gerade mal 100 m Luftline südlich. Be. K.

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