Gebaute Vision
Masdar City – erste CO2-neutrale Stadt der Welt

Die Geschichte klingt wie ein modernes Öko-Märchen: Masdar City, die erste CO2-neutrale Stadt der Welt, zu schön, um wahr zu sein. Doch handelt es sich bei der Klima-Oase keineswegs um eine Fata Morgana, sie befindet sich bereits im Bau – in Abu Dhabi. Masdar bedeutet auf Arabisch „Quelle“. Die Stadt soll Ursprung neuer Energie-Technologien werden. Die Ziele, die die Planer sich gesteckt haben, sind ehrgeizig: CO2-Neutralität, 100 % regenerative Energiequellen und null Abfall. Schon im Jahr 2016 soll Masdar Raum bieten für 1 500 Unternehmen aus der Cleantech Branche, 40 000 Einwohner und 50 000 Pendler. Die Baukosten? Ca. 22 Mrd. US-Dollar.

Entwickelt von Foster + Partners verbindet der Masterplan Prinzipien der traditionellen arabischen Stadt (zum Beispiel Klimatisierung durch Dichte und Verschattung) mit gegenwärtigen und zukunftsweisenden Technologien. Masdar City ist auf mehreren, verkehrstechnisch getrennten Ebenen organisiert. Den Individualverkehr ersetzt ein dichtes ÖPNV-Netz, das mit solar erzeugter, elektri-scher Energie betrieben wird.

Die Zauberformel des Energiekonzepts ist eine Kombination von regenerativer Energieerzeugung und Energieeffizienz. Ein Solarkraftwerk produziert bereits seit Mai 2009 17 500 MWh/A Energie; rein rechnerisch, wieviel Strom tatsächlich von den wüstensandbestäubten PV-Modulen geliefert wird, ist ungewiss. Hinzu kommen rund 200 bis 240 MW, die von PV-Modulen auf den Dächern produziert werden sollen. Ergänzt wird alles von einem solarthermischen Kraftwerk, das über Wasserverdampfung Turbinenleistung erzeugt (geplant: 2000 MW). In Masdar soll, entgegen dem üblichen energieintensiven Entsalzen von Meerwasser, jeder Tropfen Abwasser aufbereitet werden und Durchflussregler an den Armaturen sollen sparen helfen.

Ganz ohne fossile Brennstoffe wird Masdar dennoch nicht auskommen. Dass am Ende der Rechnung eine Null steht, wird durch die ausgeklügelte CO2-Buchführung erreicht. Der erhöhte Verbrauch an konventioneller Energie während des Baus wird durch den Überschuss an regenerativer Energieproduktion nach Fertigstellung aller Erzeugungsanlagen zurückgezahlt. Das Gleiche wird für den Strom gelten, der nachts aus konventionellen Gaskraftwerken Abu Dhabis nach Masdar geleitet wird. Importierte Nahrungsmittel und Verbrauchsgüter fließen in die Gesamtrechnung natürlich nicht mit ein. Letztendlich ist an der Stadtgrenze doch Schluss mit der CO2-Neutralität. SG

Interview
Jürgen Häpp, Associate Partner bei Foster+Partners, London/Abu Dhabi, zu Gast bei Hans Grohe in Schiltach

Was bedeutet CO2-neutral?

„Bei CO2-Neutralität muss man die Grenzen erst mal festlegen. Also, was rechnet man mit rein und was nicht? Bei Masdar betrachten wir in erster Linie den Operational-Bereich. Das bedeutet, dass alles, was in der Stadt passiert, CO2-neutral sein muss. Man darf im Jahreszyklus nicht mehr Energie verbraucht haben, als man produziert hat.“

Was kann Deutschland von Masdar lernen?

„Deutschland hat schon frühzeitig in die richtige Richtung gearbeitet. Zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr, fussgänger- und fahrradfreundlichen Städten, dem energetischen Bauen oder dem Recycling von Abfall. Ich denke, man kann sicher noch einiges verbessern, aber die Prinzipien sind auf jeden Fall richtig. Ein Beispiel, an was wir hier noch arbeiten können, ist das Smart Grid – da ist schon lange drüber gesprochen worden, aber es hat sich nie richtig durchgesetzt. In Masdar wird das nun eingerichtet und getestet. Mit einem solchen Stromnetz versucht man, den Spitzenverbrauch im gesamten Netz zu reduzieren und auf andere Tageszeiten zu verteilen, zum Beispiel durch intelligente Haushaltsgeräte. In Folge dessen muss das Stromnetz nicht so viel Energie und Kapazität bereitstellen.“ ... Lesen Sie das ganze Interview unter www.DBZ.de, Aktuell: „Masdar soll vorleben“

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