Gebäude smart planen und betreiben

Die intelligente Gebäude- und Steuerungstechnik spielt in der heutigen Architektur und Planung für die Innengestaltung zunehmend eine wichtige Rolle, denn immer mehr Immobilien warten mit moderner, zukunftsfähiger, intelligenter Smart Home-Infrastruktur auf. Deshalb ist es gut zu wissen, wie intelligente Gebäudetechnik von Spezialisten für den Anwender, also Projektentwickler, Betreiber oder Eigentümer, individuell geplant werden kann. Über Control Clients haben die Nutzer die gesamte Gebäudetechnik im Blick. Alle Funktionen lassen sich von einem zentralen Touchpanel, Schalter oder Taster steuern. Dabei hat der Anwender einen schnellen Zugriff auf die vielfältigen Möglichkeiten des gesamten Smart Home-Systems und das alles unabhängig vom eigenen Aufenthaltsort.

Zu all diesen Möglichkeiten, den Herausforderungen und auch den Kosten haben wir einen Planer und Smart Home-Experten gefragt. Stephan Koll ist Geschäftsführer von KAP Personal Systems GmbH mit Showrooms in Hamburg, Bremen und München. Er sitzt im Beirat des Rotonda Business Clubs und ist Premium-Planer bei Connected Comfort. Im Rahmen seiner Projekte berät er in allen Bereichen der intelligenten Gebäude- und Steuerungstechnik sowie der modernen Konferenztechnik, AV-Medientechnik mit Schwerpunkt für Smart Home, Lichtplanung, Sicherheitstechnik, Akustikdecken, Küchen- und Badplanung sowie Home Cinema.

Herr Koll, Thema „Smart Home“. Was gibt es dazu zu sagen?

Grundsätzlich kann man sagen, wer heute eine neue Immobilie plant oder baut, egal ob privat oder gewerblich, aber ohne smarte Technologie, hat zwar eine schöne, aber bereits zur Fertigstellung veraltete Immobilie, die nicht mehr State of the Art ist. Eine moderne und zukunftsfähige, intelligente Smart Home-Infrastruktur ist kein Hexenwerk.

Das bedeutet?

Wenn man etwas Smartes plant, geht es grundsätzlich um die Reduzierung in den sichtbaren technischen Elementen, d. h. ich habe keine Schalterbatterien mehr für Licht- oder Heizungsschalter, sondern alles wird in ein intelligentes Schaltersystem integriert. Ein modernes Schalterprogramm passt sich der Architektur an.

Wie kommt dieses Themengebiet in der Welt der Architektur an?

Leider wollen viele ArchitektInnen immer noch erstmal nichts mit Technik zu tun haben, für sie ist Technik ein störendes Element. Wenn ich aber intelligente Technik richtig plane, mit den richtigen Lichtfarben, Lichtstimmungen, innen wie außen, und smarten Elementen, kann ich die Architektur perfekt in Szene setzen.

Wie hat sich die Planung verändert?

Früher wurde die TGA recht schematisch geplant. Unsere Welt hat sich aber sehr verändert, technische Abläufe haben sich extrem entwickelt. Es gibt heute ganz andere Anforderungsprofile, Möglichkeiten und einen ganz anderen Kostenrahmen. Wichtig ist, ein valides System zu haben, das ich weltweit aufbauen kann und das die BauherrIn bei allen Immobilien mit gleichen Oberflächen zur Bedienung als gleiche Technologie anwenden kann.

Was wollen KundInnen, die bei Ihnen eine smarte Planung anfordern?

BauherrInnen, egal ob privat oder gewerblich, versprechen sich von einer smarten Hausplanung mehr Sicherheit, Bequemlichkeit und Energie­ersparnis. Eine intelligente Haus- und Energiesteuerung bedeutet für mich im Minimum 30 % Energieersparnis, das ist schlicht ein richtig gutes Argument für die Nutzung intelligenter Systeme. Nimmt man zum Beispiel Konferenzräume, dann sollte der Energieverbrauch für Beleuchtung, Klimatisierung etc. mit dem letzten Konferenzteilnehmer, der den Raum verlässt, automatisch auf Null heruntergefahren werden. Tauscht man in einer gewerblich genutzten Immobilie alle noch vorhandenen herkömmlichen Lampen gegen LEDs aus, wird nicht nur das Licht sofort komfortabler, sondern der finanzielle Aufwand hat sich auch nach zwei, max. drei Jahren amortisiert. Für öffentliche Bauten wie private Bauherrn wird auch das Thema unsichtbare Lautsprecher und Akus­tikdecken immer interessanter; alles Themen, die eng mit der smarten Planung eines Gebäudes verknüpft sind.

Welche Rolle spielt das Thema Sicherheit?

Sicherheit ist ein großes Thema. Wir können heute komplexe Sicherheitssysteme smart steuern, und zwar so, dass BauherrInnen oder ImmobilienmanagerInnen auch smart damit umgehen können. So kann jede/r BesitzerIn die Immobilie auch von außerhalb überwachen und steuern, wenn man das mag. Ein intelligentes Sicherheitssystem ist dann ein gutes System, wenn niemand plötzlich im Haus steht, sondern man vorher gewarnt wird, im Idealfall sogar mit automatischer Benachrichtigung der Sicherheitsorgane. Im Bereich der Sonderbauten ist das noch ausgefeilter.

Das Thema Lichtplanung hat in der Innenarchitektur in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

Ja, insbesondere seit wir mit LEDs ein elektronisch gut handhabendes Leuchtmittel einsetzen können. Hier gilt es zu klären, über welche Systeme die Beleuchtung gesteuert werden soll und ob diese mit den anderen gebäudetechnischen Anlagen korrespondiert. Hier sind auch die technischen Eckdaten der Lampen und Leuchten nicht unwichtig, da nicht alle mit unseren gängigen deutschen Systemen funktionieren.

Was empfehlen Sie ArchitektInnen, die aktuell ein Haus ohne smarte Komponenten planen?

Egal ob es um Energieeffizienz, Lebens- und Wohnkomfort oder Sicherheit geht, ein smartes Gebäude bietet unglaubliche Möglichkeiten.

Wie können ArchitektInnen einschätzen, ob technische PlanerInnen gut in ihrem Fach sind?

Indem man eine Kostenschätzung verlangt. Eine seriöse Kostenschätzung für ein 400 m² Haus dauert, vorausgesetzt man plant mit all den Dingen, die eingeschlossen sein müssen, mindestens drei bis vier Tage. Das beinhaltet die gesamte Elektroplanung, die gesamte smarte Planung. Dafür müssen die DVG-Pläne vorliegen, man braucht mindestens ein Gespräch gemeinsam mit der BauherrIn. Dieser Punkt ist besonders wichtig, denn ein intelligentes System wird für den/die BauherrIn gemacht, nicht für ArchitektInnen oder PlanerInnen.

Worauf reagieren private BauherrInnen am ehesten positiv?

Auf die Vorteile einer intelligenten Heizungssteuerung, die die gewünschten Temperaturen im Haus zu der Zeit bereitstellt, wenn der Bedarf da ist. Auch das Thema Sicherheit wird immer wichtiger für viele private BauherrInnen.

Ist die smarte Gebäudeplanung nur etwas für exklusive Bauprojekte?

Nein, absolut nicht, sogar im Gegenteil. Man kann Smartness für jeden Geldbeutel und jede Immobilie planen. Wobei eine ungefähre Kostenschätzung am besten im Privatbereich zu treffen ist.

Mit welchen Kosten müssen ArchitektInnen beim Bau eines größeren Einfamilienhauses beim Thema Smartness rechnen?

Bei einem 250 m² großen Neubau sollte man 120 000 € für die normale Elektrik und nochmal 120 000 € für die Smart Home-Steuerung einplanen. Dabei reden wir über den Komfortbereich. Man kann smart auch so planen, dass nur die Grundfunktionen ausgeführt werden, also dass Heizung, Jalousien, einfache Kamera an der Tür und Musik gesteuert werden. Bei einfachster Umsetzung kann man hier mit 50 €/m² rechnen, aber wir reden immer von deutscher Qualität und echter Profi-Arbeit.

Und im High-End-Bereich?

Bei einem 500 m² Haus mit einem Baubudget von mehreren Millionen kann man bis zu 1 000 €/m² einplanen, dann hat man aber auch wirklich alles drin, Audio, Video inklusive Home Cinema Anlage, das komplette Thema Sicherheit, Verschattung oder Lichtplanung bis ins kleinste Detail.

Ich glaube in zehn Jahren wird grundsätzlich jeder Wohnneubau smart sein. Viele große Unternehmen arbeiten mittlerweile daran, für den normalen Geldbeutel eine smarte Welt zu bauen. Ich persönlich denke, wenn man das alles sehr in­telligent und richtig plant, kann es sogar im Sozialbau Standard werden. Wir reden nicht über High-End-Steuerung, aber über Licht- und Heizungssteuerung, um Energie zu sparen. Das Thema Energieeffizienz hat nicht nur etwas mit den reinen Kosten, sondern auch mit dem Wunsch nach einer nachhaltigen Lebensweise zu tun. Das vereint uns letztlich alle.

Was empfehlen Sie ArchitektInnen während der Zusammenarbeit mit technischen PlanerInnen?

ArchitektInnen sollten sich mit PlanerInnen im Detail auseinandersetzen, schauen, wie man für BauherrInnen das gesamte Paket aus einer Hand liefern kann. Denn am besten ist es, wenn das Team schon vorher steht, dann sind die Steckdosen von Anfang an der richtigen Stelle, das WLAN wird korrekt aufgebaut, das Lichtkonzept passt zur Architektur, man hat einfach alles aus einem Guss. Wichtig für ArchitektInnen und KundInnen ist, mit ElektroplanerInnen auch zuverlässige PartnerInnen zu haben, die alles genau erklären, den zeitnahen Servicesupport machen und die ein valides Lasten- und Pflichtenheft erstellen und teilen.

Was gilt es in Bezug auf das technische System zu beachten?

In Bezug auf die reine Technik ist es wichtig, dass die Systeme valide sind, also redundant, so dass bei Ausfall eines Servers der zweite anspringt und der Systembetreuer auftretende Probleme lösen kann.

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