Energieeffizient. Menschenzentriert. Tageslichtabhängig. Drei Kriterien für eine nachhaltige Lichtplanung

13 % des Stromverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Beleuchtung, so die Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen – das ist eine gewaltige Menge. Zu Reduktion dieses Anteils stehen den Planer:innen einige effiziente technische Werkzeuge zu Verfügung. Diese mit dem Wissen um die menschliche Physiologie und gute Gestaltung von Räumen zu verbinden, steigert nicht nur das Wohlbefinden und die Produktivität, sondern kann auch den Energieverbrauch reduzieren.

„European Green Deal“ – drei Worte, umfassende Wirkung: Alle EU-Mitgliedsstaaten haben sich verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Ein ehrgeiziges politisches Ziel, zu dem jeder einzelne Wirtschaftszweig beitragen darf. Auch eine nachhaltige Lichtplanung ist ein wirkungsvoller Hebel, um gezielt Energie in Gebäuden einzusparen. Das betrifft sowohl Neubau- als auch Sanierungsprojekte, sowohl privat genutzte, als auch Gewerbeimmobilien.

Aber was macht eine wirklich langlebige, zukunftsfähige Lichtplanung aus? Nachhaltige Lichtlösungen sind mehrdimensional – lautet ein zentraler Gedanke von Prof. Dr. h.c. Ing. Christian Bartenbach. „Nicht von der Leuchte zum Erscheinungsbild, sondern vom Erscheinungsbild über die visuelle Wahrnehmung zum Lichtkonzept. Und dann erst über die Physik und Lichttechnik zur Leuchte oder zu ganzen Lichtsystemen.“

An der Schnittstelle von Architektur, Design, Naturwissenschaften und Nutzerzentrierung arbeiten Lichtplanungsexperten fachübergreifend – und konzipieren in interdisziplinären Teams gemeinsam die Lichtlösungen der Zukunft. Drei Kriterien spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um Nachhaltigkeit in der Lichtplanung geht:

1) LED-Leuchten, die auf dem neuesten Stand der Technik sind – und deshalb besonders energieeffizient.

2) Menschenzentriertes Licht, das eng auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen und ihre jeweiligen (Arbeits-)Aufgaben abgestimmt ist.

3) Ein Lichtkonzept, das Tageslicht unbedingt in seine Planung mit einbezieht.

Wie jeder einzelne dieser drei Aspekte auf zukunftsfähige Lichtlösungen für nachhaltiges Bauen einzahlt, das wird im Folgenden näher erläutert.

 

Warum LEDs nicht mehr wegzudenken sind

Verglichen mit den alten T5- oder T8-Leuchtstofflampen ermöglichen LED-Leuchten erhebliche Energie- und Betriebskosteneinsparungen. LED-Leuchten kombinieren eine präzise Lichtlenkung mit einer hohen Leuchtmitteleffizienz. Gerade für Gewerbeimmobilien ist diese positive Ökobilanz ein wichtiges Vertriebsargument. Aber auch ökonomisch macht sich eine Beleuchtungsmodernisierung bezahlt: dank wesentlich gesunkener Betriebskosten. In Kombination mit dem richtigen Lichtmanagement – und unter Berücksichtigung des Tageslichteinfalls – kann viel Geld mit einer LED-Beleuchtung eingespart werden. 

Einen nachhaltigen Effekt hat die geringe Wärmeentwicklung von LEDs: Weniger Strahlungswärme bedeutet im Umkehrschluss, dass Klima- und Kühlgeräte im Sommer weniger häufig bzw. weniger intensiv eingesetzt werden müssen. Darüber hinaus zeichnen sich LEDs auch durch ihre lange Lebensdauer und geringen Wartungskosten aus. Denn die Leuchten sind beständig gegenüber Erschütterungen und Vibrationen.

Besonders flexibel bleiben Bauherren, Immo­bilienbetreiber:innen und Facility Manager:innen angesichts der kleinen Bauform von LED-Leuchten bei gleichzeitig hoher Beleuchtungsqualität: Dank ihrer Dimmbarkeit von 0 bis 100 % und den individuell einstellbaren Lichtfarben sind LEDs auf vielfältige Anwendungen anpassbar. Gerade diese Fähigkeit, sich an wechselnde Umgebungsbedingungen zu adaptieren, macht LEDs zu wichtigen Komponenten nachhaltig und zukunftsfähig geplanter Gebäude.

 

Warum Nutzerbedürfnisse wichtig sind

„Der Mensch ist ein Lichtwesen, denn ohne Licht gibt es kein Leben.“ – Diese fundamentale Erkenntnis ist Ausgangspunkt von menschenzentrierten Lichtlösungen.

Gerade in geschlossenen Räumen ist die richtige Lichtlösung nicht nur ein nützliches Tool, das uns visuell bei wichtigen Sehaufgaben unterstützt. Vielmehr berührt Licht auch unsere Gefühlswelt und unterstützt biologische Prozesse im Körper. Der sogenannte zirkadiane Rhythmus sorgt dafür, dass wir tagsüber unsere Aufgaben wach und konzentriert erledigen – und nachts erholsam schlafen können.

Höhere Beleuchtungsstärken und Lichtfarben über 5 500 Kelvin, die dem Tageslicht nachempfunden sind, unterstützen dabei, die Konzentrationsfähigkeit länger aufrechtzuhalten. Denn physiologisch fördert kaltes Licht mit einem hohen Blauanteil die Ausschüttung von Serotonin und Cortisol. Die Botenstoffe wirken stimmungsaufhellend, motivationsfördernd, steigern Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung und Leistungsfähigkeit.

Im Gegensatz dazu eignet sich warmes Licht mit einem hohen Rotanteil eher für die Abendstunden. Dadurch wird im Körper Melatonin ausgeschüttet – ein Botenstoff, der nach einer Akti­vierungsphase zu Entspannung und einem erholsamen Schlaf führt. Die Veränderung der Farbtemperatur, die sich am natürlichen Tageslicht orientiert, sowie die spektrale Qualität des Lichts beeinflussen die „innere Uhr“ des Menschen positiv.

Dass menschenzentriertes Licht auch besonders nachhaltig ist, zeigt sich am Beispiel einer Bürobeleuchtungsplanung: Ob Bildschirmarbeit oder Brainstorming – ist dort jeder einzelne Arbeitsplatz bestmöglich und individuell für die jeweiligen Tätigkeiten ausgeleuchtet, können die Nutzer:innen effektiv und konzentriert arbeiten. Die Folge: Sie verbringen weniger Zeit am Arbeitsplatz. Das verkürzt die Gesamtnutzungsdauer – und spart wiederum Energie im Gebäude.

 

Warum Tageslicht die Hauptrolle spielt

Natürliches Licht ist neben der LED-Leuchte auch das nachhaltigste und effizienteste Licht. Ziel bei der Lichtplanung ist es, Tageslicht gezielt zu nutzen – und in der Dämmerung am Abend mit Kunstlicht zu ergänzen. Für eine erfolgreiche Tageslichtplanung betrachten Lichtplaner:innen mehrere Faktoren: Sie berücksichtigen die geographische Lage des Gebäudes und die Ausrichtung der Räume bezogen auf die jahreszeitlichen Veränderungen des Licht- und Sonneneinfalls. Dazu kommt noch der Faktor Tageszeit und die Berechnung der Verschattung durch benachbarte Gebäude oder Bäume im Tagesverlauf.

Neben menschenzentrierter Beleuchtung liefert Tageslicht auch eine natürliche Wärme. Sie lässt sich zum Beispiel an kälteren Tagen zum Heizen einsetzen und spart dadurch Heizenergie ein. So kann im Winter in einem Büro der Sonnenschutz eingefahren werden, um die Strahlung optimal auszuschöpfen. Umgekehrt ist im Sommer eine schlaue Fassadengestaltung und Verschattung essenziell, um übergroße Wärmeentwicklung im Gebäude zu vermeiden – und bei der Klimatisierung und Kühlung zu sparen.

 

Fazit

Die Lichtplanung ist ein essenzieller Part eines nachhaltigen Gebäudekonzepts. Bauträger, Architekt:innen, Immobilienbesitzer- und -betreiber:innen, die ihre Gebäude zukunftsfähig und langlebig aufstellen wollen, sollten drei entscheidende Punkte berücksichtigen: Sie dürfen energieeffiziente, State-of-the-Art LED-Lichttechnologie einsetzen. Sie sollten ein Lichtkonzept verfolgen, das den Mensch und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt – denn nur so bleiben Gebäude langfristig attraktiv. Und nicht zuletzt dürfen sie das Tageslicht immer mitberücksichtigen, als natürliche Ressource, die uns kostenfrei zur Verfügung steht und den menschlichen Biorhythmus optimal unterstützt.

Bartenbach GmbH, Aldrans/AT
Theresa Erdmann
www.bartenbach.com
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