Elementiertes Bauen ist elementares Bauen
DBZ Heftpartner Christian Schmidt und Markus Plöcker, Schmidtploecker Planungsgesellschaft, Frankfurt a. M.Die Einsicht ist schmerzlich: Der Bausektor verbraucht etwa die Hälfte unserer Ressourcen und verantwortet die Hälfte des Müllaufkommens. Eine notwendige Anpassung unseres Handelns ist noch bei Weitem nicht vollzogen. Wir kennen die Alternativen … dennoch läuft die tägliche Praxis diesem Wissen oft hinterher. Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist konservativ.
Das wollen wir ändern! Wir brauchen neben einer ganzheitlichen Lebenszyklusbetrachtung eine offene und kritische Einsicht zu den in der Bauwirtschaft vorhandenen Problemlagen Bautechnik, Baumängel, Arbeitsbedingungen, Ressourcenverschwendung, Müll … Bei der Lösung dieser Probleme kommt dem elementierten Bauen die Schlüsselrolle zu. Das Planen und Bauen mit Bauelementen besitzt ein enormes Potential und eignet sich bestens auch im Zusammenspiel mit digitalen Planungs- und Produktionsmethoden wie BIM und LCM.
Elementiertes Bauen schafft die Voraussetzungen für den Einsatz moderner Fertigungstechnik in großem Stil, CNC-gesteuerte Materialbearbeitung, 3D-Druck … Effiziente Anforderungen hinsichtlich Fügung verschiedener Materialien, wie z. B. für die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen, können in der industriellen Vorfertigung besser in der erforderlichen Qualität umgesetzt werden.
Unser Handeln war in der Vergangenheit oft geprägt von „quick-wins“; privater Konsum billig im Kleinen und beim Bau und Erwerb von Immobilien im Großen. Institutionelle Inves-toren oder Baugesellschaften, die meist den Bau von Bürogebäuden und großen Wohngebäuden dominieren, verspüren wenig Anreiz, Immobilien auch im Lebenszyklus zu betrachten.
Hier muss gemeinsam an Belohnungssystemen gearbeitet werden, damit alle Vorteile des elementierten Bauens zum Tragen kommen können. Warum soll ein Investor, der weder Eigennutzer noch Bestandshalter bleibt, nachhaltig und elementiert bauen, wenn der verständliche Blick auf den Verkaufserlös die alleinige Perspektive auf das Projekt bleibt?!
Bei Bauaufgaben privater Bauherrn, wo der Kostendruck aufgrund der begrenzten Geldmittel oft noch höher ist, entstehen durch Standards wie Schall- und Brandschutz oder thermische Bauphysik Probleme durch steigende Kosten, die für den „Häuslebauer“ ohne erkennbaren Nutzen sind. Nicht zuletzt der Wunsch nach einem Massivbau „Stein auf Stein“… Auch hier ist noch viel Aufklärungsarbeit vonnöten.