Ein Ferienhaus auf ReisenLe Corbusiers „Cabanon“ noch bis Ende April in London
In dem grandiosen Fotoalbum, das vor wenigen Monaten im Taschenverlag zu Le Corbusiers Werk und Leben erschien (DBZ 01/2009) sieht man unter anderem und fast ganz am Ende eine Fotografie, in welcher ein Hund auf dem Dach einer kleinen Hütte liegend gezeigt wird. Hütte, „Cabanon“ nannte Le Corbusier sein kleines Ferienhaus am Cap Martin an der französichen Riviera, und der Hund, den wir auf einer Fotografie warten sehen, wartete vergeblich: sein Herr kam nicht mehr zurück, war er doch, der ein guter Schwimmer war, tödlich beim Baden verunglückt.
Schon Ende 2008 wurde dieses legendäre Cabanon in Zürich gezeigt, jetzt ist seine Rekonstruktion in London am Royal Institute of British Architects zu besichtigen – und zu begehen. Gemeinsam mit Cassina, dem Nachlassverwalter und ökonomischen Nutznießer der Möbelentwürfe des Architekten, präsentiert das RIBA die Ausstellung „Le Corbusier’s Cabanon. The Interior 1:1. Cassina 2006“, die noch zum 28. April 2009 in der Florence Hall des RIBA zu sehen ist. Die Ausstellung bietet eine genaue Rekonstruktion des Interieurs von Le Corbusiers Cabanon, das er 1952 als Feriensitz in Cap Martin geplant und gebaut hat. Das Cabanon steht als scheinbar einfacher Hüttenbau in direkter Nachbarschaft zu „E.1027“ (auch „Maison en Bord de Mer“), dem Wohnhaus von Eileen Gray, und bildet gerade auch in diesem Gegensatz ein bemerkenswertes Beispiel von Mikro-Architektur. Als Geschenk an seine Ehefrau konzipiert, soll der Meister den Entwurf der dann doch von ihm selbst bewohnten Hütte innnerhalb von einer Dreiviertelstunde aufs Papier geraten sein: 3,66 m x 3,66 m, 2,66 m hoch. Dass die Hütte keinen Kochplatz vorweist, liegt in der Natur seines Standortes: die wenigsten kochen hier selbst, meist ging man Mittags beim benachbarten Wirt essen oder ließ sich von dort die Speisen bringen. LC dankte Robert, dem Wirt, seinen Service mit Konstruktionsplänen für fünf Campinghütten.
Wer allerdings den besonderen Geist des Ortes sucht, sollte sich nach 06190 Roquebrune-Cap-Martin aufmachen, am besten im Sommer. Die Bahnstrecke Nizza – St. Remo im Rücken, die Ligurische See 20 m unter und vor sich und über 40° C auf der Haut verdeutlichen mehr als jedes Ausstellungsstück das Arbeitsklima, in welchem der einflussreichste Architekt des 20. Jahrhunderts über das Bauen und wohl auch das Leben nachdachte – wenn es zu trennen wäre. Be. K.