Die Zukunft beginnt jetzt – Mut für gute Beispiele!

Helga Kühnhenrich

zum Thema „Zukunft des Bauens“

Wie kaum ein anderer Sektor bestimmt das Bauen heute schon die Welt von morgen. Wer Gebäude plant und baut, denkt zwangsläufig in die Zukunft und gestaltet Lebensräume von morgen mit. Umgekehrt haben Einflüsse auf unser Leben wie Klimawandel, Rohstoffknappheit, demografische Veränderungen oder Digitalisierung auch Auswirkungen auf das Bauwesen. Wie muss das Bauen ausgerichtet sein, um den Anforderungen künftiger Generationen gerecht zu werden? Wie können Visionen und neue Denkweisen umgesetzt und tatsächlich „gelebt“ werden?

Mit derartigen Fragen befasst sich die Forschungsinitiative Zukunft Bau. Ihre Programme werden vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) initiiert. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ist als Forschungseinrichtung des Bundes für die Umsetzung und fachliche Ausgestaltung der Forschungsprogramme verantwortlich. Vergleichbar mit Forschungsabteilungen großer Unternehmen agiert die Forschungsinitiative Zukunft Bau als Impulsgeber für den Planungs- und Baubereich. Ziel ist es, die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des deutschen Bauwesens zu stärken.

Dabei spricht Zukunft Bau nicht nur Hochschul- oder Forschungsinstitute an, sondern ist explizit offen für alle, die sich mit Forschung und Entwicklung im Bauwesen befassen: Architekten, Ingenieure, Mitarbeitende von Wohnungs- und Bauunternehmen und auch Hersteller. Gerade das praxisnahe Wissen ist wertvoll für die Entwicklung neuer Materialien oder den 3D-Druck von Bauteilen. Dabei ­stehen konkrete Entwicklungen genauso im Mittelpunkt wie übergeordnete Fragen: Wie werden wir in Zukunft arbeiten oder wohnen und was bedeutet dies für die Architektur? Welche Grundrisse, Typologien oder Gestaltungsprinzipien können zukünftigen Anforderungen gerecht werden?

Neben solchen Forschungsprojekten fördert Zukunft Bau auch Modellvorhaben. Technische Innovationen und wegweisende architektonische Konzepte werden in Form von Bauvorhaben umgesetzt und wissenschaftlich ausgewertet. Im Energie- und Klimabereich fördern wir Plusenergiekonzepte für Wohnungs- und Bildungsbauten im Effizienzhaus Plus Standard. Mit dem Modellvorhabenprogramm für den nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen werden Bauvorhaben unterstützt, die Brücken zwischen innovativen Wohnkonzepten und Bauweisen, unternehmerischem Handeln und sozialem Engagement beim zukunftsfähigen Wohnen schlagen.

So werden Vorbilder geschaffen, die die Machbarkeit von neuen Ideen ausloten und die Baupraxis weiterentwickeln, ohne dass dabei der Realitätsbezug verloren geht. Unsere Modellvorhaben sind quasi Reallabore, die von dem gemeinsamen Mut, der Neugierde und dem Gründergeist aller Beteiligten leben. Die Forschungsinitiative Zukunft Bau unterstützt dies mit Fördergeldern und fachlicher Begleitung. In zahlreichen Veranstaltungen werden die Modellvorhaben an den Schnittstellen von Architektur, Gesellschaft, Bauwirtschaft und Wissenschaft weiter verhandelt und der Austausch untereinander gefördert.

Wir haben die Chance, in unserem Berufsfeld aktiv Zukunft mitzugestalten. Denn nicht allein das Nachdenken über die Zukunft des Bauens verändert die Praxis. Es sind die guten Beispiele in der Praxis, die unsere Werte und unser Handeln nachhaltig verändern.

Die Architektin

Helga Kühnhenrich studierte Architektur in Berlin und Paris und arbeitete nach dem Studium bei der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit in einem Stadtentwicklungsprojekt in Nepal so­wie in Berliner Architekturbüros. Seit 2012 ist sie im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) für die Forschungsinitiative Zukunft Bau tätig und leitet seit 2015 das Referat Forschung im Bauwesen – ein 10-köpfiges Team, das gemeinsam mit Kooperationspartnern die drei Förderprogramme der Forschungsinitiative Zukunft Bau (Antragsforschung, Modellvorhaben im Effizienzhaus Plus Standard und Modellvorhaben für den nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen) fachlich begleitet.

Die Forschungsinitiative Zukunft Bau
Mit der Forschungsinitiative Zukunft Bau stärkt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zusammen mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit des deutschen Bauwesens. Die Programme der Forschungsinitiative werden vom Bundesbauministerium initiiert, während das BBSR, das als Ressortforschungseinrichtung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) integriert ist, für die Umsetzung und fachliche Ausgestaltung der Forschungsprogramme verantwortlich ist.

Weitere Informationen unter

www.forschungsinitiative.de.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 01/2019 GEBAUTES MORGEN

Mut zur Utopie

Das Wohnhaus R128  von Werner Sobek ist ein vollkommen rezyklierbares, im Betrieb emissionsfreies Nullheizenergie-Geb?ude

Wir brauchen heute dringender denn je eine Baukultur mit Mut zur Utopie. Wir brauchen eine Baukultur, die sich endlich mit den großen Fragen unserer und der morgigen Zeit beschäftigt. Dabei ist...

mehr

Worauf baut die Bildung?

Diskussionsveranstaltung am 25. Mai 2009, Köln

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe BAUKULTUR_VOR_ORT lädt die Bundesstiftung Baukultur zu einem Gespräch zwischen Planern, Pädagogen, Politikern und Bürgern zum Thema "Worauf baut die Bildung?"...

mehr
Ausgabe 01/2019 IBA STUTTGART

Die IBA baut Zukunft

Andreas-Hofer-Portrait-IBA-2027

Spätestens seit den phantastischen Entwürfen von Boullée und Ledoux zur Zeit der französischen Revolution gibt es ­neben dem architektonischem Alltagsgeschäft Visionen, die weit in die Zukunft...

mehr

Zukunftsfähigkeit der Bauwirtschaft

Forschungskonferenz „Planen, Bauen, Gestalten, Kommunizieren im 21. Jahrhundert“ am 14. und 15. Juli 2009, Weimar

Im Juli beschäftigt sich die inter- und transdisziplinäre Forschungskonferenz „Planen, Bauen, Gestalten, Kommunizieren im 21. Jahrhundert“ in Weimar mit der Frage, welchen Beitrag Hochschulen,...

mehr

Die Zukunft baut aktiv – Vom Passivhaus zum Aktivhaus Plus

BDB-Dialog in Frankfurt a. M. am 11. Oktober 2013

Ab dem Jahr 2021 sollen nur noch Niedrigstenergiegebäude gebaut werden. Das in diesem Jahr verabschiedete Energieeinsparungsgesetz fordert Architekten heute schon auf, sich mit Plus-Energie oder...

mehr