Deutschland, wesentlich

Als „Graue Architektur“ bezeichnet der Autor die Bauten der 50er und 60er Jahre, die sich in der Grauzone der Baunomenklatura entwickelten. Nicht namens- oder verfasserlos sind sie, aber von einer Vagheit und Unschärfe, die – weil sie als Massenphänomen noch immer unsere Städte heute prägen – Potential haben. Potential für vielfältigste Forschung, für Spekulation, für den Aus- und Weiterbau ganz neuer architekturgeschichtlicher Diskurse und Theorien.

Dabei gibt es nationale Unterschiede, auf die in der hier vorliegenden Publikation allerdings nur hingewiesen aber nicht näher eingegangen wird. Der Autor nun versucht an ein paar ausgewählten Beispielen in Essen den vielleicht doch vorhandenen Entwurfsprinzipien auf die Spur zu kommen; über Fassadenstruktur-Synopsen und vor allem über die Geschichte ihrer Entstehung; die er als gewaltige kollektive Anstrengung versteht, die unter höchstem Zeit- und Finanzierungsdruck stand und Tradition und Moderne auf höchst eigenwillige Weise verbindet.

Gewicht bekommt die Analyse, die in keiner Weise auf ein abwertendes Urteil zielt, durch ihr reichhaltiges Bildmaterial, das sich aus historischen Ansichten, Plänen und Fotografien wie auch aus über
50 professionellen Fotos von Bene Redmann zusammensetzt. Damit liegt eine in Umfang und Fragestellung wesentliche Arbeit vor, von welcher aus Architekten, Städteplaner oder Denkmalpfleger den Gebäudebestand unserer Städte (denn dieser ist die „Graue Architektur“) im Großprojekt „Bestandssanierung“ sicherer angehen könnten; sie müssen sie nur lesen!


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