Luxus im modernen Schwarzwaldgehöft

Der Öschberghof, Donaueschingen

Vor mehr als 30 Jahren beginnt die Geschichte des Hotels „Der Öschberghof“ als Land- und Golfclub. Mit dem großen Umbau zwischen 2016 und 2019, in dessen Zuge das Hotel noch einmal deutlich erweitert wurde, vervollkommnete es sich zu einem Luxushotel der besonderen Art mit 126 Zimmern.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1976 vergrößerten die Betreiber den Öschberghof kontinuierlich. Dabei war er allerdings immer nur punktuell erweitert worden, was zu langen und teils eher unklaren Erschließungswegen und einem Mix aus verschiedenen Stilen führte. Das sollte sich mit der letzten großen Erweiterung ändern. 2014 hatte der Bauherr fünf Architektur-büros zu einem Wettbewerb eingeladen, aus dem Allmann Sattler Wappner Architekten aus München als Sieger hervorgingen. Als einziges der teilnehmenden Büros bauten sie den Bestand weiter und griffen für die neuen Gebäude den traditionellen Haustypus des Schwarzwaldgehöfts auf. Sie verlegten den Eingangsbereich an eine zentrale Stelle mit dem Ziel, für Gäste und Mitarbeiter selbsterklärende und kürzere Wege zu schaffen. Und nicht zuletzt gelang es ihnen, mit zwei verschiedenen Fassadenmaterialien Alt und Neu nach außen hin ablesbar zu machen und gleichzeitig das mittlerweile große ­Ensemble als Einheit zu präsentieren.

Achsen stärken, Orientierung verbessern

Die Architekten planten nördlich und östlich der bestehenden Hotelanlage drei neue Bettenhäuser mit insgesamt 58 Zimmern. Von den allermeisten aus genießen die Gäste den Ausblick ins Grüne. Im Süden entstand ein neues Restaurant­gebäude, im Westen finden sich nun zwei Häuser mit insgesamt sieben unterschiedlich großen Räumen für Konferenzen, Tagungen und Festveranstaltungen. „Damit konnten wir sowohl die Nord-Süd- als auch die Ost-West-Achse stärken und der Anlage eine klare Ausrichtung verleihen“, erläutert Telemach Rieff, Projektleiter von Seiten der Architekten, den Entwurf. Der neue Empfangsbereich begrüßt die Gäste mit dem all­gegenwärtigen, eleganten Farbkonzept aus verschiedenen Grau- und Beigetönen. Über diesen Dreh- und Angelpunkt wird das ganze Haus erschlossen.

Ausgerichtet auf die umgebende Landschaft

Am bestehenden Bettenhaus ließen die Architekten die Trennwände zwischen den Balkonen und Dachterrassen erneuern, die alten, weiß gestrichenen Sichtziegel gegen eine warm anmutende Verkleidung aus unbehandelter Eiche tauschen und gläserne Absturzsicherungen montieren. So ist auch von diesen Zimmern aus nun der Blick frei in die umgebende Landschaft. Ebenfalls neu ist die Fassade aus dunkelbraun lasiertem Fichtenholz, die als hinterlüftete Konstruktion direkt auf die bis zu 70 cm dicken Mauerwerkswände ohne zusätzliche Dämmung montiert wurde.

Respekt und Zurückhaltung

Die Neubauten sind aufgrund der sehr knapp bemessenen Bauzeit in Stahlbeton errichtet, denn damit ließen sich alle Anforderungen mit nur einem Baumaterial erfüllen: Stahl­beton kann die Zugkräfte aufnehmen, die durch die auskragenden Balkone entstehen, einen sehr guten Schallschutz gewährleis­ten und die Auflagen an den Brandschutz erfüllen. Eine Hybridkonstruktion wäre zu aufwendig gewesen. Die hinter­lüftete Metallfassade legt sich in ihrem eleganten Dunkelbraun komplett über Dach und Außenwände der Neubauten. Die Regenrinnen sind innenliegend, die Strangentlüftungen fast unsichtbar. Für die Dämmung wählten die Architekten Mineralwolle, die nicht verklebt ist und somit bei Bedarf sehr gut recycelt werden kann. „Dank dieser dunkelbraunen Farbigkeit und der gestaffelten Gebäudehöhen fügt sich das mittlerweile doch sehr große Hotel schon fast poetisch in die Landschaft ein“, so Telemach Rieff.

Natur trifft Hightech

Die Höhepunkte der neuen Zimmer und Suiten sind ein begehbarer Kleiderschrank, der sich gleich an den Eingang anschließt, eine bodennahe Beleuchtung, die nachts über einen Bewegungsmelder aktiviert wird und die Gäste zum Badezimmer leitet, sowie die großen Fenster, deren Fensterbänke das Büro JOI-Design als Sitzmöglichkeiten gestaltete. „Die Gäste sollen sich fühlen, als seien sie im eigenen Zuhause und nicht in einem anonymen Hotelzimmer“, beschreibt Corinna Kretschmar-Joehnk, Partnerin bei JOI-Design Innenarchitekten, das Konzept. Gleiches gilt auch für die technische Ausstattung mit Soundsystem, Lichtsteuerung und großem Flachbildschirm: Sie lässt sich intuitiv bedienen und bedarf keiner langen Anleitungen. In angenehmem Kontrast dazu stehen die natürlichen Materialien, wie der Teppich aus Schurwolle, das Parkett aus deutscher Eiche und Feinsteinzeug in den Bädern.

Raus aus der Stadt, rein ins Grüne

Da Tagungen und Konferenzen im Grünen immer beliebter werden, bildet dieses Angebot den zweiten, neuen Schwerpunkt des Hotels. Damit dieser Bereich auch für externe Gäste sehr gut funktioniert, ließen die Architekten den ehemaligen Hotel-eingang in ein großzügiges Entrée für das Konferenzzentrum umbauen. Insbesondere der große Festsaal ist multifunktional nutzbar, von Vorträgen über Konzerte bis hin zu Hochzeiten. Damit die Raumakustik bei jedem Veranstaltungstypus ideal ist, wurden die Wandoberflächen schallabsorbierend ausgeführt und mit einer individuellen, von allen beteiligten Planungsbüros gemeinsam entwickelten Lösung kombiniert: Inmitten des Raums hängt ein großes weißes Deckensegel, das je nach gewünschter Akustik auf eine bestimmte Höhe eingestellt werden kann. Dadurch sind bei Besprechungen, Vorträgen oder ähnlichem die Redner auch ohne Mikrofon sehr gut zu verstehen. „Dank der kreisrunden Beleuchtung aus Downlights, die wir in das Deckensegel integriert haben, wirkt das ursprünglich funktionale Element wie ein moderner Kronleuchter“, erläutert Thomas Notholt von Notholt Lighting Design aus Hamburg.

Analog zur Soft-Sanierung der bestehenden Gästezimmer, wie die InnenarchitektInnen es nennen, wurde auf Wunsch des Bauherrn auch an der Haustechnik nur wenig verändert. Beheizt wird der Öschberghof über ein Blockheizkraftwerk, einen Fernwärmeanschluss und eine Gasheizung, die eine alte Ölheizung ersetzt. Das Regenwasser wird gesammelt und zum Bewässern des Golfplatzes verwendet.

Erfolgreiche Teamarbeit

Wer heute das Ergebnis dieses aufwendigen, in zwei Bauabschnitten realisierten Umbaus erlebt, der ahnt, wie intensiv sich alle mit dem Ort, dem Bestehenden und den Qualitäten dieser Landschaft auseinandergesetzt haben: Die Grundrissstruktur funktioniert sehr gut, die Materialien sind hochwertig und einem 5-Sterne-Superior-Hotel entsprechend und man hat überall viel Platz – ein unschätzbarer Luxus für Gäste und Personal.                                                 Simone ⇥Hübener, Berlin

Projektdaten                                                                                                                 

Objekt: Hotel Der Öschberghof

Standort: Golfplatz 1, 78166 Donau-eschingen

Bauherr: Der Öschberghof GmbH

Architektur: Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH, München,

www.allmannsattlerwappner.de

Innenarchitektur: JOI-Design, Hamburg, www.joi-design.com

Fertigstellung: Juli 2019

Anzahl der Zimmer: 126

Preis pro Übernachtung: 441 €

Hersteller

Gardinen Lobby, Zimmer: JAB Josef Anstoetz KG, www.jab.de

Leuchten Zimmer: Oluce srl,

www.oluce.com; Flos spa,

www.flos.com; Baulmann Leuchten GmbH,

www.baulmann.com

Lose Möbel Zimmer: Brunner Group, www.brunner-group.com; Walter Knoll AG & Co. KG, www.walterknoll.de

www.oeschberghof.com

Das natürliche Licht ist ein zentrales Element des neuen Öschberghofs. Wir schaffen einen Wechsel zwischen poe­tischem, unscharfem Streiflicht und präzise konturiertem Licht. Überall gibt es einen Bezug zum Außenraum. Der Gast hat immer das Gefühl nahe der Natur zu sein.«⇥
Architekt Prof. Markus Allmann
Eine behutsame und sehr einfühlsame Vorgehensweise zeichnet unseren Designprozess bei diesem speziellen Projekt aus, denn wir kannten den Bestand schon mehr als 15 Jahre. Die Innenarchitektur ist daher sehr vielschichtig – einerseits geprägt durch einen Bezug zur Designsprache des Hotels vor dem Umbau und gleichzeitig dem ‚Hier und Jetzt‘ zugewandt.«
Innenarchitektin
⇥Corinna Kretschmar-Joehnk
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