„Das Haus der Erde“: 15. BDA-Tag in Halle/Saale

„Können wir dieses Papier so verabschieden?“ fragte BDA-Präsident Heiner Farwick zum Abschluss des 15. BDA-Tages in Halle an der Saale, und während er mit dem Papier in der Luft nachhaltig wedelte, betonte er zugleich, dass die Versammlung des BDA-Tages als Organ der BDA-Satzung echte Entscheidungskompetenz habe. Da gab es kein Zögern mehr, per Handzeichen nahmen die in der Leopoldina versammelten Mitglieder mit deutlicher Mehrheit das Papier an.

Zum Beginn hatte der im Herbst aus dem Amt scheidende Heiner Farwick die teils dramatisch und durchaus drastisch formulierten Thesen des Papiers „Das Haus der Erde“ noch einmal verschärft. „Milde Zerknirschung“ und „Besorgnis“ reichten einfach nicht mehr aus, man dürfe nicht länger die Lebensgrundlagen der Menschheit dem freien Spiel der Märkte überlassen: Wir sind dran! Auch ruhig mal mit zivilem Ungehorsam oder zumindest dem kritischen Hinterfragen des Zwangs zu Wachstum, das immer noch als Treiber und Garant für unseren Wohlstand verstanden wird. Was nicht Verzicht sein muss, aber warum nicht auch Verzicht? Farwick sprach aus, was alle fürchten: „Bauen muss wieder teurer werden!“

Nachdem er am Ende seiner Eröffnungsansprache ein wenig Druck aus dem Kessel nahm, in welchem sich seine Architektenkollegen schon mit leichtem Unwohlsein die Krawatte lockerten, indem er Verantwortung für das „Wir müssen mehr tun! Deutlich mehr!“ auch in Richtung Bauherrn, Politik, Industrie, Verbände und Verbraucher schob, erhielt der Präsident langanhaltenden Applaus. Der kostet zunächst auch nichts.

Anschließend an den Präsidenten sprach die neue Bau-Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Anne Kathrin Bohle. Die dem BDA zunächst einmal zu dessen Papier gratulierte. Und dann den Baubestand in den Fokus nahm und das flächenfressende Neubauen kritisch sah, die – trotz aller Übereinstimmung mit dem meisten – darauf hinwies, dass es gar nicht unbedingt teurer werden müsse, das Bauen. Vielleicht intelligenter?! Wir alle sollten der Frage nachgehen, wie wir beispielsweise das in der Vergangenheit desaströse Bodenmanagment wieder auf eine weniger spekulative Basis stellen (Bodenfrage), wie Schwarmstädte entzaubert und wie viele dieser Korrektive umgesetzt werden können, einen gesellschaftlichen Grundkonsens vorausgesetzt.

Es folgte der Vortrag des Volkswirtschaftlers Nico Paech von der Universität Siegen, der in seinem lange beklatschten Referat zwei Strategien aufzeigte: Einmal das aus seiner Sicht gescheiterte Konzept des „grünen Wachstums“, dann die Strategie einer Postwachstumsökonomie, die mit „Degrowth“, also Schrumpfen und Konzentration einhergehe und einen grundsätzlichen, kulturellen Wandel erforderlich mache.

Nach weiteren Eröffnungs- und Grußworten starteten sechs Projektpräsentationen am Y-Tisch im Zentrum des Saals. Diese zeigten Vorbildliches, aber sicher nicht die Radikalität, auf die das BDA-Papier zielt. Denn wir brauchen nicht das Fein-tuning im Evolutionären, wir brauchen eine neue Architektursprache, die mit dem in Halle geführten Diskurs zur Baukultur nichts mehr zu tun hat. Radikal verändern heißt doch, radikal Abschied zu nehmen. Dass das den Alten schwerer fällt als den Jungen, das deutete sich in kleinen, ungewöhnlich heftig geführten Redescharmützeln an, die mutig und lauthals zwischen den Generationen geführt wurden.

Das Papier liegt mit all seiner Brisanz auf dem Tisch, jetzt gilt es, liebe BDAler! Be. K.

www.bda-bund.de
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