Darf es ein paar Millionen mehr sein?! Opernsanierung in Stuttgart

Die Stadt Stuttgart ist für zwei Dinge bekannt: für ihre autovollen Verkehrsadern (Stichwort „Dieselfahrverbot“) und für ein Umbauprojekt Hauptbahnhof, dessen bauliches Ziel noch lange nicht erreicht und dessen letzte Kostensumme noch immer nicht aufgeschrieben worden ist. Logisch, weil die Budgets jährlich weiter und offenbar schwer kalkulierbar ansteigen (2007 von 2,8 Mio. € auf zurzeit rund 8,2 Mio. €). Das auszuhalten, setzt Gelassenheit oder Absicht voraus.

Wie der Verwaltungsrat der Staatstheater Stuttgarts die Millionen beurteilt, um die die Sanierungs-/Umbau- und Neubaukosten der Staats-oper steigen werden, ist ebenfalls nicht klar. Am Ende aber sollen nicht mehr als rund 1,2 Mrd. € ausgegeben werden: für das historische Opernhaus, das 1912 eröffnet wurde und das nicht allein baulich saniert werden muss. Man benötigt eine komplett neue Bühnen- und Haustechnik, so beispielsweise eine Kreuzbühne, die schnellere Kulissenwechsel ermöglicht; dann kommen Abriss und Neubau des Kulissengebäudes hinzu, weiterhin sind Umbauten am Verwaltungsgebäude und dem kleinen Schauspielhaus vorgesehen. Ebenfalls nicht unerheblich werden die Kosten für den Interimsbetrieb sein, denn Stadt und Land wollen während der langen Umbauphase den Opern- und Theaterbetrieb aufrechterhalten.

Dass der Verwaltungsrat der Staatstheater die neue Kostenschätzung durch die Geldgeber Stadt und Land am 5. November 2019 ohne großes Klagen entgegengenommen hat, heisst nicht, dass die Kosten damit durch wären. Noch bedarf die Summe der Zustimmung von Landtag und Gemeinderat. Und die könnten geltend machen, dass derartige Summen vielleicht unnötig hoch wären, selbst wenn OB Fritz Kuhn und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer betonen, dass man mit dieser Zahl endlich einmal eine zwar große aber eben auch realistische Zahl nenne.

Im letzten Jahr hatte die Initiative „Aufbruch Stuttgart e. V.“ mit Hilfe von Architektenworkshops einen Plan B für die Opernsanierung und das gesamte Kulturquartier entwickelt, der eine maßvolle Sanierung des Opernhauses und die Vornutzung eines neu errichteten Konzerthauses als Operninterim im Areal Königsstraße 1 –3 ­(alternativ am Gebhard-Müller-Platz) vorsah.

Plan B sollte nach Antrag und Beschluss einer Gemeinderatsmehrheit gleichrangig untersucht werden, was aber nicht geschah. Das erinnert an das Bahnhofsprojekt, das die Stadt finanziell extrem belastet und noch belasten wird.

Kultur? Aber immer! Hochkultur? Auch die gerne, aber die ist nicht abhängig von schierer Größe, die immer mehr Technik und Fläche und am Ende Geld genötigt. Demnächst wird es einen Architekturwettbewerb geben, dann sind die Planer in der Verantwortung. Wir schauen hin! Be. K.

www.staatstheater-stuttgart.de, www.aufbruch-Stuttgart.com
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 11/2023

Oper in Düsseldorf wird abgerissen

Ein Gestaltungswettbewerb Anfang 2023 brachte sieben Entwürfe für den Neubau der Oper in Düsseldorf. Unter den Entwerferbüros sind gmp, Snøhetta, HPP, Jörg Friedrich I Studio PFP und auch...

mehr
Ausgabe 11/2019

Die Sanierung des Opern-Schauspiel-Ensembles in Köln wird richtig teuer

Kölner Klüngel ist es wohl dieses Mal nicht. Oder doch? Die Antwort auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die Sanierung von Oper und Theater in Köln immer teurer wird, weiß keiner genau....

mehr
Ausgabe 04/2019

Umbau Oper, Stettin / Polen

Die heutige Stettiner Oper entstand Anfang der 1970er-Jahre mitten in den Trümmern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Renaissance-Stadtschlosses. Nach 35 Jahren wurde der sanierungsbedürftige,...

mehr

Das Opernhaus in Bayreuth wird Welterbe

UNESCO ernennt Barocktheater rechtzeitig vor Beginn der Festspiele

Noch bevor die Bayreuther Festspiele anfingen, war Bayreuth in aller Munde. Das Markgräfliche Opernhaus wurde zum UNESCO-Welterbe ernannt. Das Festspielhaus gilt als eines der bedeutendsten und...

mehr
Ausgabe 03/2020

Jedem sein Opern-Desaster? Folgt Düsseldorf Köln?

Köln und Düsseldorf, die ewigen Rivalen, eint zumindest das eine: Sie haben eine Oper. Also jede Stadt hat eine. Während die Kölner schon seit Jahren die Sanierung ihres Musikhauses zu immer...

mehr