ARENA2036, Universität Stuttgart
Wer nach dem markantesten Kennzeichen unserer Gesellschaft fragt, erhält wahrscheinlich als Antwort: die grenzenlose, weltverbindende Kommunikation über das Internet und der damit einhergehende Umbau unserer Arbeitswelten und unserer Kommunikationsformen. Das ist aber zu kurz gedacht. Seit vielen Generationen prägen die Auswirkungen der Mobilität unsere Zivilisation am
Am Anfang stand ein Wettbewerb
Die ARENA2036 ist nicht nur ein Gebäude, sondern auch eine öffent
Gefilterte Masse
Das Gebäude reagiert auf die Proportion des Grundstücks am Stuttgarter Pfaffenwaldring mit einem langen Baukörper, der durch seine markante Sheddachform und die fein gezeichnete Fassade eine skulpturale Erscheinung erhält. Der Entwurf folgt den städtebaulichen Entwicklungszielen, die im Masterplan der Universität Stuttgart festgeschrieben sind. Aufgabe war es, das Gebäude trotz seiner Größe gut in den städtebaulichen Kontext einzubinden. So wurden die alten Eichen an der Ostseite, dem späteren Haupteingang, erhalten. Die gewaltige Kubatur wird durch den Baumbestand „gefiltert“ wahrgenommen. Außerdem ist die Fassade im Erdgeschoss für Fußgänger und Autofahrer komplett transparent, der Blick in das Gebäude ungehindert möglich. Die prismenartige, leicht reflektierende Fassade aus einem Verbundbaustoff mit Aluminiumoberfläche spiegelt die umgebenden Häuser und den Baumbestand. Die kombinierten Materialien sind leicht und biegesteif als Analogie zu den Forschungsinhalten der ARENA. Die Wirkung der Spiegelung vor Ort ist verblüffend, die Masse dieser gewaltigen Halle wirkt nicht aufdringlich und ist durch die seitlich wahrnehmbaren, das Volumen rhythmisierenden Sheddächer gut proportioniert.
Kunst am Bau
Zudem wird der Blick von großformatigen Lettern an den beiden Längsseiten abgelenkt. Die Buchstaben „MEHR“ auf der einen Seite und „LICHT“ auf der anderen Seite beziehen sich auf die mutmaßlich letzten Worte von Johann Wolfgang von Goethe. Diese Fassadenbeschriftung ist ein Kunstwerk von Stefan Rohrer und sein Appell an die Forschung, unsere Gesellschaft mit mehr Wissen anzureichern. Der Stuttgarter Künstler wurde für seine Idee zusätzlich vom Entwurf der Planer inspiriert, denn der überaus gute, natürliche Lichteintrag in das Gebäude zeichnet die Architektur zusätzlich aus.
Die Stirnseiten des Forschungsgebäudes, im Osten und Westen gelegen, sind jeweils als Anlieferung und als Eingangsfassade ausgebildet. Am Haupteingang ist das Erdgeschoss zurückgenommen, so dass die darüber auskragenden Geschosse ein Vordach bilden. Vertikale Lamellen ergeben einen feststehenden Sonnenschutz. Ein leichtes Textilgewebe ist in Rahmen gespannt und verschattet die Büros an der östlichen Schmalseite. Die Segel sind bezüglich der Sicht von innen nach außen von hoher Transparenz, verhindern aber den Einblick von außen. Sie
Die Präzision der Fassade setzt sich auch im Innenraum fort. Die zentrale Halle ist vollständig stützenfrei und ermöglicht somit maximale Flexibilität. Die Kranbahn erreicht jeden Punkt der Halle und dient auch dazu, bei Bedarf Bürocontainer frei zu platzieren. An der Nordseite der Halle liegen im Obergeschoss Flächen, die durch ihre raumhohen Verglasungen einen Blick auf das Geschehen in der Halle bieten. Auf farbige Flächen hat man verzichtet. Der an der Fassade unverkennbare Gestaltungswille der Planer wurde im Innenraum dezent fortgesetzt.
Konfliktfrei planen und bauen
So makellos wie das Gebäude auf den Betrachter wirkt, waren nach Aussage von HENN auch die Planung und Ausführung. HENN Projektleiter Nicolas Neumann arbeitete mit dem Universitätsbauamt als Bauherrnvertreter und den Fachplanern in einer betont guten Atmosphäre zusammen.
Angesichts anderer Großbaustellen, die nicht aus den negativen Schlagzeilen kommen, reibt man sich die Augen, wie gut Planen und Bauen sein kann, wenn alle Planungsbeteiligten zu ihrer Verantwortung stehen. Rolf Mauer, Stuttgart
Baudaten
Objekt: ARENA2036
Standort: Stuttgart Vaihingen
Typologie: Forschungsgebäude
Bauherr: Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim, Stuttgart; www.uba-stuttgart-hohenheim.de
Nutzer: ARENA2036 e.V., Stuttgart; www.arena2036.de
Architekt: HENN, München, Beijing,
Mitarbeiter (Team): Partner, Christian Bechtle; Projektleitung, Nicolas Neumann; Team, Galla Otero, Marta Galdys, Ana Pia Ranz, Julian Hildebrand
Bauleitung: HENN GmbH in Kooperation mit ERNST² ARCHITEKTEN AG, Stuttgart; www.ernst2-architekten.de
Generalunternehmer: Baresel GmbH,
Bauzeit: April 2015 – Dezember 2016
Fachplaner
Tragwerksplaner: Pfefferkorn Ingenieure VBI, Stuttgart; www.pfefferkorn-ingenieure.de
TGA-Planer: Planungsgruppe M+M AG, Böblingen, www.pgmm.com
Fassadentechniker: iPb Ingenieurbüro Planung Blei, Gundelfingen an der Donau; www.ipbplanung.de
Lichtplaner: Planungsgruppe M+M AG, Böblingen, www.pgmm.com
Innenarchitekt: HENN
Akustikplaner: HENN
Landschaftsarchitekt: Koeber Landschaftsarchitekten, Stuttgart; www.koeber-la.de
Brandschutzplaner: Gruner GmbH, Stuttgart; www.gruner.ch/de
Projektdaten
Nutzfläche gesamt: 6 922 m²
Nutzfläche: 6 672 m²
Technikfläche: 1 159 m²
Verkehrsfläche: 1 034 m²
Brutto-Grundfläche: 9 884 m²
Brutto-Rauminhalt: 88 844 m³
Baukosten
KG 200 – 600: 23 Mio. €
Hersteller
Dach: Kalzip GmbH, www.kalzip.com
Fenster / RWA-Anlage: REICO - Fens-ter- und Türenbau GmbH
Fassade: ALUCOBOND von 3A Composites GmbH, www.alucobond.com
Decke: Ecophon Deutschland, www.ecophon.com
Boden: Sika AG, deu.sika.com
Blendschutz: Warema Renkhoff SE, www.warema.de
Tore: Jansen Tore GmbH & Co. KG, www.jansentore.com
Brandschutz- und Fluchtwegkonzept:
Tische: VARIO BüroEinrichtungen GmbH & Co. KG, www.vario.com und Thonet GmbH, www.thonet.de
CAD / Software: Vectorworks, Inc., www.vectorworks.net und Revit von Autodesk GmbH, www.autodesk.de