Das Four in Frankfurt a. M. ist fertig
Ein „pulsierendes urbanes Viertel, das die Skyline der Stadt neu definiert und ihren Kern wiederbeleben wird“, so schreiben die Architektinnen von UNStudio über ihren Hochhäuserensemble-Entwurf von 2016, der demnächst wohl fertig ist und bezogen werden kann. Im Herzen von Frankfurt a. M. – man könnte auch schreiben im Schatten der benachbarten Hochhäuser von Sir Norman Foster und Bjarke Ingels – stehen nun vier metallisch schimmernde Türme, die zwischen 105 m und 237 m hoch sind. Dass die T1 bis T4 bezeichneten Vertikalvolumen „geformt“ erscheinen, ist ihrem Anspruch geschuldet, maximal viel Tageslicht möglichst tief in die neuen Straßenschluchten zu führen.
Die Türme nehmen Wohnungen und Büros sowie ein Hotel auf. Öffentliche Fläche bietet man mit einem allen zugänglichen Dachgarten an, der in den Osten weite Blicke bietet. T1 bis T4 stehen auf dem ehemaligen „Deutsche-Bank-Dreieck“, auf welchem das 93 m hohe Hochhaus Deutsche Bank IBCF stand, das Anfang 2018 abgerissen wurde; obwohl es intakt war und trotz der knapp 50 Jahre Standzeit im perfekten Originalzustand erhalten war. Abrisse hatte es drumherum allerdings schon andere gegeben.
Das nun fertiggestellte Ensemble, das auf einem gemeinsamen Kellerkasten mit vier Untergeschossen auf einer Fläche von 16 000 m² (=etwa Grundstücksgröße) steht, bietet rund 210 000 m² NF, davon u. a. ca. 90 000 m² für Büros, 60 000 m² für Wohnungen (Eigentum und Mietwohnung), 30 000 m² für Hotels und 20 000 m² für Einzelhandel und Gastronomie. Eine Kita kommt noch hinzu.
Mittlerweile sind die Türme alle verkauft, ob die Wohnungen auch und zu welchem Preis wird nicht bekannt gegeben. Angesichts der Lage und insbesondere des extrem hohen Bauaufwands wird an dieser Stelle das Wohnungsproblem Frankfurts nicht gelöst.
Neben UNStudio mit dabei sind noch HPP, Bollinger+Grohmann, die Werner Sobek AG und viele weitere Fachplanerinnen. Auf dem Bauplatz zum Stehen gebracht wurde das Ensemble vom Frankfurter Entwickler Groß & Partner, der mit seiner Rohbaufirma GP Con auch an der Ausführung beteiligt war.
Da im Four in Zukunft rund 1 000 Menschen wohnen und 3 000 täglich arbeiten werden, vermisst man die infrastrukturelle Einbindung des Neulings in den Stadtraum, dessen „primäres Ziel“ doch sei, „diesen bisher unzugänglichen Ort wieder mit der umliegenden Stadt zu verbinden“ (UNStudio). Zwar kann man mittels diskreter Durchbrüchen der denkmalgeschützten Fassaden der Junghofstraße das Ensemble von Norden aus betreten, doch zumindest die hier Arbeitenden, die Einkäufer und Zulieferer kommen zum Teil mit ihrem PKW. Ob das Four zum „kosmopolitischen, städtischen Zentrum“ wird, das „das Finanzviertel mit dem Stadtzentrum überbrückt und eine lebendige und vernetzte Gemeinschaft fördert“ werden wir sehen. Dass das Four mit seinen Nutzungsangeboten „ein mutiger Schritt nach vorn in der Stadtentwicklung“ sei und „ein neues Modell für gemischtes, nachhaltiges und inklusives Stadtleben“ bietet, ist nicht auszumachen. Be. K.