As every year in London

Seit dem Jahr 2000, als die Serpentine Gallery ihren 30. Geburtstag im Backsteinpavillon von 1934 (ursprünglich ein Teehaus) in Kensington Gardens London feiern konnte, seit nun mehr einem Vierteljahrhundert gibt es ihn: den Serpentine Pavilion, eine temporäre Architekturergänzung zum eigentlichen Kunstbau mitten im Grün. 2000 war es Zaha Hadid, die damals noch die Voraussetzung für eine Beauftragung erfüllte, nämlich bis dahin noch kein Gebäude in Großbritannien realisiert zu haben. Und ja, prominent sollten sie oder er auch sein, Zaha Hadid war das damals schon.

Es folgten dann viele internationale Größen der Architektur, die auf ganz unterschiedliche Weise ihre Idee eines temporären Veranstaltungsbaus für ein paar Wochen entwarfen und realisierten, die einen sehr theoretisch, die anderen eher dem Zweck verbunden, wieder andere mit Augenzwinkern oder konkret beispielgebend für eine andere Art des Bauens.

In diesem Jahr nun Marina Tabassum von Marina Tabassum Architects aus Bangladesch. Die Architektin, deren Arbeiten zwischen sichtbar zeitgenössisch wie zugleich regional verbunden sind und sich mit Klima, Kontext, Kultur und Geschichte auseinandersetzen, hat nun ein Haus abgeliefert, das inspiriert ist von Gewächshäusern. Das in vier hölzerne Teile auseinandergezogene Haus mit transluzenter Fassade erlaubt durch Verschieben der Teile ständig neue räumliche Konfigurationen.

Der Pavillon ist um einen halbwüchsigen Ginkgobaum herum gebaut – eine klimaresiliente Baumart, die bis ins Jura zurückreicht. Wie bei vielen von Tabassums Projekten wird das Wechselspiel zwischen Innen und Außen berücksichtigt, ebenso wie Materialität, Licht und Dunkelheit, Höhe und Volumen.

Gemeinsam mit ihrem Team bei MTA hat die Architektin eine Auswahl an Büchern zusammengestellt, die den Reichtum der Kultur, Literatur, Poesie und Ökologie Bangladeschs offenbaren. Die Bücher werden in Regalen aufbewahrt, die in die Struktur integriert sind. Der auch Bibliothek-Charakter verweist auf ein Essential der Pavillons, die alle nachweislich nachgenutzt werden müssen, der aktuelle soll als öffentlich zugängliche Bibliothek weiterbestehen, wahrscheinlich aber nicht in London.

Das Sommerprogramm (noch bis zum 26. Oktober 2025) bildet sich im Wesentlichen in der „Park Nights“ genannten, interdisziplinären Veranstaltungsreihe ab. Diese findet an ausgewählten Abenden zwischen Juni und Oktober statt und bietet Performances, Musik, Tanz, Literatur und Diskussionen. Im Gegensatz zum allgemein freien Eintritt in den Pavillon sind diese Veranstaltungen kostenpflichtig (Tickets auf der Webseite). Dass wir neben der Fortsetzung der Serpentine-Pavillongeschichte einmal eine Architektin kennenlernen, deren Arbeiten auch für den westeuropäischen Kontext bedeutsam sind, freut, desgleichen die Aussicht auf einen Sommerabend in Kensington Gardens! Be. K.

www.serpentinegalleries.org,

www.marinatabassumarchitects.com

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