Herausforderungen neuer Quartiere in Deutschland

Stadt Bauen Heute?

Ausstellung im DAM noch bis zum 2. November 2025

"Stadt Bauen Heute? Herausforderungen neuer Quartiere in Deutschland" - diese Ausstellung ist noch bis zum 2. November 2025 im Deutschen Architekturmuseum (DAM) am Schaumainkai 43 in Frankfurt zu sehen. Die Ausstellung beleuchtet das Wohnungsbauprogramm des Neuen Frankfurt am Beispiel der Römerstadt und verknüpft es exemplarisch mit aktuellen Stadtentwicklungsprojekten in verschiedenen Städten Deutschlands. Damit soll für die vielfältigen Aspekte der Stadtentwicklung und Erwartungen an gelungene Quartiere heute sensibilisiert werden: in ökologischer, sozialer sowie ökonomischer Hinsicht. Im Zentrum stehen acht teils realisierte, teils nicht umgesetzte bzw. noch im Anfangsstadium befindliche Quartiersentwicklungen.

Messestadt Riem, München (ab 1990)
Foto: Moritz Bernoully

Messestadt Riem, München (ab 1990)
Foto: Moritz Bernoully

Die Entwicklung von Stadtquartieren ist eine Herausforderung für viele deutsche Städte. Aspekte wie Klimaschutz, Mobilität, soziale Integration und demografischer Wandel müssen berücksichtigt werden. Vor einhundert Jahren waren die im Rahmen des Wohnungsbauprogramms des „Neuen Frankfurt“ entstandenen Siedlungen ein Musterbeispiel für innovatives, soziales Bauen, heißt es in der DAM-Mitteilung. Die als Satelliten am Stadtrand angelegten Siedlungen waren jedoch monofunktional konzipiert. Wohnen und Arbeiten waren in separate Zonen verlagert. Dadurch wurde die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur immer wichtiger. Dieses flächenintensive Modell der Außenentwicklung prägte jahrzehntelang die Stadtplanung in Deutschland.

Die Wende hin zur Innenentwicklung in der bestehenden Stadt begann Mitte der 1980er Jahre, beispielhaft mit den Projekten der Stadterneuerung auf der Internationalen Bauausstellung (IBA) in West-Berlin. Daraus folgten Strategien zur Umnutzung von Brachen sowie Partizipationspraktiken. Heute entstehen wieder gemischt genutzte Quartiere, die Wohnen, Arbeiten und Gewerbe vereinen. Die Herausforderungen liegen dabei in der Schaffung nachhaltiger und sozial durchmischter Strukturen mit hoher Lebensqualität trotz zunehmender Flächenknappheit.

Bahnstadt, Heidelberg (ab 1999)
Foto: Moritz Bernoully

Bahnstadt, Heidelberg (ab 1999)
Foto: Moritz Bernoully

"Stadt Bauen Heute?" stellt der historischen Planung der Frankfurter Römerstadt von 1928 acht Quartiere in ganz Deutschland gegenüber, die seit 1990 geplant wurden. Sie verdeutlichen Entwicklungslinien nachhaltiger Planung, wobei zwei Projekte auch die Grenzen und das Scheitern aufzeigen.

Quartiersentwicklung heute

Ein Quartier ist eine überschaubare städtische Einheit, größer als eine Nachbarschaft, aber kleiner als ein Stadtteil. Im Gegensatz zur Siedlung ist das Quartier gemischt genutzt. Die heutigen Herausforderungen liegen in einer breiten sozialen Mischung und in einem ausreichenden Angebot an bezahlbarem Wohnraum. Darüber hinaus sollten kurze Wege und unterschiedliche Formen der Mobilität möglich sein. In ökologischer Hinsicht sind alle Faktoren der Klimagerechtigkeit von Bedeutung: die Art der Wärmeversorgung, der Erhalt bestehender Biotope, Maßnahmen zur Wasserretention und die Vermeidung von Hitzeinseln. Die architektonische Qualität der sozialen Infrastruktur kann dem Quartier Identität verleihen. Dafür müssen die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig in die Planung einbezogen werden.

Kennzeichnend für eine Quartiersentwicklung ist ihr prozesshafter Charakter: Die Schritte reichen von Umweltverträglichkeitsprüfungen über Ideenwettbewerbe, Vertragsvereinbarungen bis zur Begleitung und Zustimmung durch die Gemeinde- oder Stadtverordnetenversammlung. Parallel dazu entstehen verschiedene Planwerke: vom Flächennutzungsplan über städtebauliche Rahmenplanungen bis zum rechtsverbindlichen Bebauungsplan. Ein gemischt genutztes, nachhaltiges, resilientes und sozial vielfältiges Stadtquartier ist dabei nicht das Ergebnis eines fertigen Entwurfs. Vielmehr müssen in diesem Prozess viele Akteurinnen und Akteure mit unterschiedlichen Interessen zu einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung zusammenfinden.

Acht deutsche Quartiersentwicklungen

Der Hauptbereich der Ausstellung zeigt acht exemplarische Quartiersentwicklungen aus ganz Deutschland. Sie veranschaulichen die Bandbreite zeitgenössischer Strategien für einen differenzierten Stadtbau – verschieden in Größe, Lage, Entwicklungsstand und konzeptioneller Ausrichtung.

HafenCity, Hamburg (ab 1999)
Foto: Moritz Bernoully

HafenCity, Hamburg (ab 1999)
Foto: Moritz Bernoully

Innerstädtische Konversionsflächen bilden einen Schwerpunkt: Die Bahnstadt in Heidelberg (ab 1999) und der Neckarbogen in Heilbronn (ab 2009) transformieren ehemalige Bahnareale in vitale Lebensräume. Mit der Hamburger HafenCity (ab 1999) wird das Stadtzentrum bis zur Elbe erweitert – ein Ort verdichteter Urbanität mit vielfältiger Nutzung. Das WarnowQuartier in Rostock (ab 2018) steht dagegen noch am Anfang seiner Entwicklung.

Abseits historisch gewachsener Stadtstrukturen entstanden auch in Randbereichen neue Quartiere auf umgewidmeten Flächen: die Messestadt Riem (ab 1990) auf dem Areal des früheren Münchner Flughafens und die City of Wood in Bad Aibling (ab 2008), ein Pionierprojekt für ökologischen Holzbau und einfaches Bauen, auf ehemals militärisch genutztem Gelände.

Nicht jedes Vorhaben gelangte zur Realisierung: Die Berliner WerkBundStadt (2014–2018) wurde durch den gewinnorientierten Verkauf des Grundstücks gestoppt. Auch die Frankfurter Günthersburghöfe (2013–2021) scheiterten trotz partizipativer Ansätze am politischen Widerstand.

City of Wood, Bad Aibling (ab 2008)
Foto: Moritz Bernoully

City of Wood, Bad Aibling (ab 2008)
Foto: Moritz Bernoully

Diese acht Fallbeispiele verdeutlichen: Quartiersentwicklung ist ein komplexer, oft zeitintensiver Prozess mit ungewissem Ausgang. Sie spiegeln zentrale Herausforderungen unserer Zeit wider: von der Umnutzung und ökologischen sowie klimatischen Nachhaltigkeit über Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bis hin zur ausgewogenen Nutzungsmischung.

Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm sowie ein im Museumsshop erhältliches Planspiel begleitet. Das Spiel wurde anstelle einer klassischen Publikation entwickelt.

Ausstellung: Stadt Bauen Heute? Herausforderungen neuer Quartiere in Deutschland

Wann: 28. Juni-2. November 2025

Wo: Deutsches Architekturmuseum (DAM), Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main

Führungen: samstags und sonntags, 15 Uhr mit Yorck Förster

Öffnungszeiten: Di/Do-So 11-18 Uhr, Mi 11-20 Uhr, Mo geschlossen