„Schirme aufspannen“
Ein Happening zum 100. Geburtstag von Frei Otto 21.05.2025 |Wenn der Architekt und Lehrer Frei Otto am 31. Mai 2025 seinen 100. Geburtstag hätte feiern können, treffen sich wenige Tage nach diesem runden Geburtstag internationale Wissenschaftler im ILEK zu einem Symposium am 5. und 6. Juni. Am Abend des ersten Symposiumtags lädt das Stuttgarter IBK Institut für Baukonstruktion, Prof. Dipl.-Ing. Jens Ludloff, zu einem Happening ein ins StadtPalais - Museum für Stuttgart, zu 20 Uhr. Dann werden dort drei Originalschirme Ottos nach Jahrzehnten des Eckestehens behutsam wieder geöffnet, in Begleitung der Musik von Pink Floyd, interpretiert von Stuttgarter Musikerinnen. Womit Stuttgart ihrem Beinahe-Sohn eine "emotional aufgeladene, kollektive Hommage" entbietet.
Das Happening mit den wiedergefundenen Schirmkonstruktionen Frei Ottos verbindet die Vision vom neuen Bauen mit der Popkultur der 70er Jahre. Die Hommage an Frei Ottos inspirierendes Denken ist ein so niederschwelliger wie emotionaler Anstoß zur permanenten, zukunftsgewandten Reflektion.
Großer Schirm, Frei Otto
Abb.: ILEK Universität Stuttgart
Frei Otto, Pionier ressourcenoptimierter Architektur mit zugbeanspruchten Konstruktionen und ökologischen Bauens, erhielt 2015 die weltweit wichtigste Architekturauszeichnung, den Pritzker-Preis. Am 31. Mai 2025 wäre er 100 Jahre alt geworden. Eine lange Zeit seines Schaffens verbrachte er in Stuttgart; von hier aus trug er visionäre Ideen in die Welt. In der Stadt ist sein Werk vergleichsweise wenig bewusst, auch wenn nun verschiedene Veranstaltungen zu seinen Ehren geplant sind. Im Zentrum steht das international ausgerichtete Symposium „Frei Otto 100 | The Spirit of Lightweight Construction“ am 5. und 6. Juni am ehemaligen „Institut für leichte Flächentragwerke“ auf dem Campus Vaihingen, organisiert von den Instituten ILEK (Prof. Luccio Blandini) und ifag (Prof. Christiane Weber) der Universität Stuttgart.
Der besondere performative Beitrag am Abend des ersten Symposiumstags verfolgt keine wissenschaftlichen Zwecke sondern zielt auf eine emotionale Annäherung an Frei Ottos Werk. 1957 entwarf er für den Kölner Tanzbrunnen das „Sternwellenzelt“ in Membranbauweise für die Bundesgartenschau. 1971 ergänzte er die filigrane Konstruktion mit entsprechenden Schirmen, die zentrale Gedanken des stetig forschenden Architekten verkörpern: Leichtigkeit, Effizienz, räumliche Qualität und gestalterische Eleganz. Die am Abend gezeigten Schirme erlangten in der Folge den Status popkultureller Ikonen: In leicht modifizierter Form kamen sie bei Open-Air-Auftritten der US-Tournee von Pink Floyd 1977 zum Einsatz und wurden - zumindest Architekten und Ingenieuren - weltweit bekannt.
Nach Frei Ottos Tod gelangten sechs, in Frei Ottos Atelier in den 1990er Jahren in Zusammenarbeit mit SL Rasch gefertigte Schirme, „Manuelle Trichterschirme“, in den Besitz des Archivs für Architektur und Ingenieurbau saai in Karlsruhe. Prof. Jens Ludloff, der sich im Rahmen seiner Lehre für Baukonstruktion, Nachhaltigkeit und Entwerfen an der Universität Stuttgart bereits mehrfach mit dem Werk Frei Ottos auseinandersetzte, ging dieser vergessenen Spur nach. Er bat das saai im Herbst 2024 um Prüfung der bisher noch nicht katalogisierten und restauratorisch bewerteten Objekte. Diese wurde inzwischen begonnen: Die Schirme sind vollständig erhalten, drei Schirme stehen nun unter musealen Bedingungen (Klimaschutz, Sicherheit, Versicherung) für eine Ausleihe zur Verfügung.
Handschirm 3,5m, Prototypendesign, 1996
Abb.: Atelier Frei Otto und SL Rasch
Kurzfristig erklärte sich das StadtPalais Museum für Stuttgart bereit, die Schirme im Rahmen einer Veranstaltung zu zeigen. Am Abend des 5. Juni werden sie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert: Nach einer fachlichen Einordnung der vermeintlich profanen Objekte in Ottos Gesamtwerk erlebt das Publikum ihre behutsame Öffnung in Begleitung der Musik von Pink Floyd, interpretiert von Stuttgarter Musikerinnen.
Das Happening ist als exemplarische Darstellung der Verbindungslinien zwischen Kunst und Wissenschaft gedacht: als emotional aufgeladene, kollektive Hommage der Stadtgesellschaft zur Würdigung eines besonderen Geistes, der eng mit Stuttgart verbunden ist.
„Schirme aufspannen“
Ein Happening zum 100. Geburtstag von Frei Otto.
Donnerstag, 5. Juni, 20:00 Uhr im StadtPalais - Museum für Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße 2, 70173 Stuttgart
StadtPalais - Museum für Stuttgart
Prof. Dipl.-Ing. Jens Ludloff, IBK Institut für Baukonstruktion, Lehrstuhl für Nachhaltigkeit, Baukonstruktion und Entwerfen, l
In Kooperation mit: Stadtpalais – Museum für Stuttgart; saai Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Karlsruhe; ILEK Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren, Universität Stuttgart; Ifag Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart
Mit freundlicher Unterstützung durch: IntCDC Cluster of Excellence on Integrative Computational Design and Construction for Architecture; IZKT Internationales Zentrum für Kultur und Technikforschung; Rektorat der Universität Stuttgart Fakultät 1 Architektur und Stadtplanung, Universität Stuttgart; Architektenkammer Baden-Württemberg; Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart