Stahlbaugeschichte
BTU Cottbus erforscht Weltkulturerbe Eremitage in Petersburg 22.01.2018Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert mit rund 500.000 Euro im ersten Förderabschnitt ein Forschungsprojekt, bei dem die Untersuchung der Eisenkonstruktionen in den Gebäuden der Staatlichen Eremitage St. Petersburg im Mittelpunkt stehen. Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz, Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung der BTU Cottbus und der in Leningrad geborene Architekt Dr.-Ing. Sergej Fedorov von der Universität Karlsruhe wollen mit diesem Projekt das Verständnis der Denkweisen und Lösungsstrategien der damaligen Konstrukteure im Umgang mit dem für die damalige Zeit neuartigen Baustoff Eisen erforschen.
Der geschichtliche Hintergrund für den flächenhaften Einsatz von Eisen in den Eremitage-Gebäuden ist folgender: Nach dem verheerenden Brand des Winterpalastes, der Residenz der russischen Zarenfamilie, im Dezember 1837 forderte die kaiserliche Baukommission den großflächigen Einsatz von Eisentragwerken, die damals für feuerfest gehalten wurden. An die Stelle des traditionellen Baustoffes Holz traten nun Eisen und Stahl - in den Decken und Dächern des Winterpalastes ebenso wie bei den folgenden Umbauten der Kleinen und der Alten Eremitage sowie beim neuen Museumsgebäude der Neuen Eremitage.
Um 1840 wurden nach einem Brand innerhalb weniger Jahre sämtliche Bauten der ehemaligen kaiserlichen Residenz in St. Petersburg, des heutigen Eremitage-Komplexes, mit für die damalige Zeit hochmodernen eisernen Tragstrukturen versehen. Weitgehend noch im Original erhalten und archivalisch gut beschrieben, stellt dieser umfangreiche historische Bestand heute ein faszinierendes Ensemble dar, das äußerst aufschlussreiche Erkenntnisse für die Entstehung des frühen Stahlbaus zu liefern vermag. Von der UNESCO als Teil des historischen Zentrums von St. Petersburg zum Weltkulturerbe erklärt, kommt ihm auch denkmalpflegerisch große Bedeutung zu.
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