Stahlbaugeschichte

BTU Cottbus erforscht Weltkulturerbe Eremitage in Petersburg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert mit rund 500.000 Euro im ersten Förderabschnitt ein Forschungsprojekt, bei dem die Untersuchung der  Eisenkonstruktionen in den Gebäuden der Staatlichen Eremitage St. Petersburg im Mittelpunkt stehen. Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz, Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung der BTU Cottbus und der in Leningrad geborene Architekt Dr.-Ing. Sergej Fedorov von der Universität Karlsruhe wollen mit diesem Projekt das Verständnis der Denkweisen und Lösungsstrategien der damaligen Konstrukteure im Umgang mit dem für die damalige Zeit neuartigen Baustoff Eisen erforschen. 

Der geschichtliche Hintergrund für den flächenhaften Einsatz von Eisen in den Eremitage-Gebäuden ist folgender: Nach dem verheerenden Brand des Winterpalastes, der Residenz der russischen Zarenfamilie, im Dezember 1837 forderte die kaiserliche Baukommission den großflächigen Einsatz von Eisentragwerken, die damals für feuerfest gehalten wurden. An die Stelle des traditionellen Baustoffes Holz traten nun Eisen und Stahl - in den Decken und Dächern des Winterpalastes ebenso wie bei den folgenden Umbauten der Kleinen und der Alten Eremitage sowie beim neuen Museumsgebäude der Neuen Eremitage. 

Um 1840 wurden nach einem Brand innerhalb weniger Jahre sämtliche Bauten der ehemaligen kaiserlichen Residenz in St. Petersburg, des heutigen Eremitage-Komplexes, mit für die damalige Zeit hochmodernen eisernen Tragstrukturen versehen. Weitgehend noch im Original erhalten und archivalisch gut beschrieben, stellt dieser umfangreiche historische Bestand heute ein faszinierendes Ensemble dar, das äußerst aufschlussreiche Erkenntnisse für die Entstehung des frühen Stahlbaus zu liefern vermag. Von der UNESCO als Teil des historischen Zentrums von St. Petersburg zum Weltkulturerbe erklärt, kommt ihm auch denkmalpflegerisch große Bedeutung zu.

Internet: www.tu-cottbus.de

Thematisch passende Artikel:

European Embankment

Ausstellung über zwei Wettbewerbe im historischen Kontext von St. Petersburg, vom 14. August bis 24. September 2009, Berlin

Mit dem „European Embankment“ wurde eines der wichtigsten innerstädtischen Entwicklungsareale St. Petersburgs in einem eingeladenen Wettbewerb zur Planung ausgeschrieben und im März 2009...

mehr
03/2009

Russland ist ein heißes Eisen Nicht nur EEA, Rotterdam, trifft die Krise in Russland

Mag man überrascht sein, dass ein so renommiertes Büro wie EEA Erick van Egeraat im Januar 2009 Insolvenz anmelden musste? Mitarbeiter hatten schon länger kein Gehalt mehr überwiesen bekommen. Der...

mehr
12/2014

Wege der Moderne – Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen www.MAK.at

Ausgehend von den teils schon legendären Werken von Josef Hoffmann (1870–1956) und Adolf Loos (1870–1933) erzählt die Schau im Wiener Museum für angewandte Kunst von der Entwicklung der Wiener...

mehr
08/2015

Doch in Paris? „Triangle” von Herzog & de Meuron

Das Projekt 307, gestartet im Jahr 2006, sollte eigentlich 2012 eröffnet werden. Das „Triangle“ genannte, rund 180 m hohe Haus mit Glasfassade und dreieckiger Silhouette, sollte Büro-, Hotel- und...

mehr

Mon Dieu: „Triangle” in Paris. Von Herzog & de Meuron

Die im letzten Jahr vom Stadtrat abgelehnte, 500 Mio. € teuere Pyramidenvariation soll jetzt doch gebaut werden

Die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, Basel, nummerieren ihre Projekte fortlaufend. So hat das vielleicht erste Projekt der Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, das „Blaue Haus“...

mehr