Spreeraum

Studierende und Akteure erörtern Zukunftsvisionen für das Entwicklungsgebiet „Mediaspree“, Berlin

Kaum ein Gebiet Berlins wird derzeit so kontrovers diskutiert wie die Gegend zwischen Elsen- und Oberbaumbrücke am Spreeufer in Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg. Unter dem griffigen Namen „Mediaspree“ planen Senat und Investoren an den Ufern Neubauten, die von vielen Anwohnern als zu massiv empfunden werden. Stadtplaner und Architekten der Technischen Universität Berlin begleiten diesen Prozess. Ein Bürgerentscheid im Juli 2008 offenbarte: Die deutliche Mehrheit votierte für eine weniger dichte Bebauung und den öffentlichen Zugang zum Wasser. Während der Bezirk einen Sonderausschuss „Spreeraum“ gründete, der die unterschiedlichen Nutzungsvorstellungen moderieren soll, beharrt der Senat auf einer Planung aus dem Jahr 2001 und drohte dem Bezirk erst unlängst damit, die Planungshoheit für das Gebiet zu übernehmen. 

Pünktlich zum Bürgerentscheid im vergangenen Sommer stellten 15 Studierende des Fachgebietes Entwerfen, Architektur im globalen Zusammenhang (Habitat Unit, Prof. Peter Herrle) der TU Berlin bereits während ihrer Seminarendpräsentation unter dem provokativen Titel „Latte oder Schultheiss“ ihre Ideen zu einem „Akteursmanagement“ für das Gelände vor.  „Die Leitfrage der Untersuchung war, wie in Berlin exponierte Wasserlagen im Stadtraum behandelt werden können“, erläutert  Dipl.-Ing. Arch. Paola Alfaro d' Alençon, Dozentin der Lehrveranstaltung und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet. Die Studierenden hatten zuvor ein Jahr lang untersucht, wie sich Gentrifizierung („Yuppiesierung“) in Berlins Kiezen auswirkt. 

Ende Januar 2009 wurden die studentischen Arbeiten im Architekturforum der TU Berlin ausgestellt und diskutiert. Unter dem Titel „Wasserschaft Spree“ wurden  außer „Latte oder Schultheiss“ noch weitere Entwicklungsszenarien präsentiert und erörtert, die an der TU Berlin entstanden: Das städtebauliche Entwurfsseminar „urban 0+“  (Leitung: Nancy Couling, Fachgebiet Städtebauliches Entwerfen und Architektur, Prof. Klaus Zillich) erdachte eine alternative Vision für „Mediaspree“ und berücksichtigte dabei ökologische Prinzipien. Im Seminar ‘Rethinking Berlin // a city and its river’ (Leitung: Daniela Konrad, Fachgebiet Entwerfen und Innenraumplanung ADIP; Professor Jean-Philippe Vassal) setzten sich Studierende mit der ortsspezifischen Qualität des städtischen Wasserraumes auseinander. 

In naher Zukunft sollen die spannenden studentischen Arbeiten nun auch vor Ort gezeigt werden: Einladungen des Bezirkes und des Deutschen Architekturzentrums wollen die Stadtplaner und Architekten der TU Berlin in den nächsten Wochen folgen. Außerdem, so sagt Paola Alfaro d' Alençon, habe die Diskussionsrunde die Lehrenden motiviert: In den kommenden Monaten werden sich einerseits Studierende des internationalen Masters für Architektur vertiefend mit dem Thema auseinandersetzen. Zusätzlich sollen die Potentiale der akademischen Arbeit in einem „Think Tank“ weiter entwickelt werden, in dem Akteure, Planer und Verantwortliche über den Umgang mit städtischem Wasserraum diskutieren können.

Internet:  
www.habitat-unit.de www.urban-management.de

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