Oscar der Architektur in Bayern

BDA Preis Bayern 2010 verliehen

Am 09. Februar 2010 wurde der BDA Preis Bayern im festlichen Rahmen in der Neuen Maxburg in München zum 21. Mal verliehen. Der vom Bund Deutscher Architekten ausgelobte Preis ist einer der renommiertesten Architekturpreise landesweit. Ausgezeichnet werden bemerkenswerte Werke zeitgenössischer Architektur und das erfolgreiche Zusammenwirken von Bauherr und Architekt. Innenminister Joachim Herrmann dankte in seinem Grußwort dem BDA für sein Engagement und würdigte den Preis als den „Oscar der Architektur in Bayern“.

Aus 110 eingereichten Arbeiten traf die Jury, die sich beim BDA Preis 2010 aus Architekturexperten aus der Schweiz zusammensetzte, eine Auswahl von je drei Objekten in sechs Kategorien. Aus diesen Kategorien wurden in einem demokratischen  Abstimmungsverfahren durch die BDA Mitglieder in Bayern die Preisträger ermittelt. Darüber hinaus wurde ein Jurypreis und je einen Sonderpreis für soziales Engagement und Ökologie und Nachhaltigkeit verliehen. Einige Projekte wurden so gleich zweimal prämiert: einmal innerhalb ihrer Kategorie und darüber hinaus mit einem Sonderpreis.In Kooperation mit sueddeutsche.de wurde auch der breiten Öffentlichkeit über eine online-Abstimmung wieder die Möglichkeit geboten, ein Urteil über die nominierten Projekte abzugeben. Das Projekt, welches in diesem Verfahren die meisten Stimmen erhalten hat, wurde mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 

Aus den 18 nominierten Projekten wurden folgende Bauten mit dem BDA Preis ausgezeichnet: 

Preisträger Kategorie Bauen für die Gemeinschaft und Sonderpreis für soziales Engagement

Besuchergebäude KZ Gedenkstätte Dachau

Architekten: Florian Nagler Architekten GmbH, München

Bauherr: Stiftung Bayerische Gedenkstätten, München 

Der Zugangsweg vom Parkplatz zur KZ-Gedenkstätte Dachau wurde neu gestaltet. In diesem Zusammenhang entstand auch ein Besucherzentrum, das nicht als Haus im klassischen Sinne, sondern als Ort zu verstehen ist. Das Gebäude fügt sich wie selbstverständlich in die neue Zugangssituation ein und orientiert sich in seiner Lage an der Geometrie des Gehbereichs und den vorhandenen Bäumen. Die Atmosphäre im Gebäude wird ganz wesentlich vom Spiel aus Licht und Schatten, das durch die leichte Schrägstellung der Stützen entsteht, und durch die Dialektik der sägerauen Wandoberflächen im Kontrast zu den glatten, matt glänzenden Böden und Deckenuntersichten geprägt. Die Jury schätzt den unprätentiösen, aber sensiblen Charakter dieses pavillonartigen Bauwerks. Vor und nach dem Rundgang durch die KZ-Gedenkstätte steht den Besucherinnen und Besuchern ein geeigneter Ort zur Verfügung, Ruhe zu finden.  

Preisträger Kategorie Umbau und Preis der Jury

Birg mich, Cilli! Viechtach

Architekten: Studio für Architektur Peter Haimerl, München

Bauherr: Jutta Görlich, Peter Haimerl 

Ein altes Bauernhaus im Bayerischen Wald, nahe Viechtach inmitten von Wald und Wiesen gelegen, stand seit 1974, dem Todesjahr der letzten Bäuerin Cilli Sigl, leer. Gegen diese Verödung wollte die  neue Eigentümerin gemeinsam mit dem Münchner Architekten Peter Haimerl ein Zeichen setzen. Das Konzept beruhte darauf, den Bestand — wie ruinös auch immer er sein mochte — zu wahren und in die Struktur des alten Bauernhauses «Cilli» minimal einzugreifen. Die Räume des Altbaus blieben wie sie waren, es wurde kaum Bestehendes entfernt – das galt für die Fenster, den alten Putz, die Bodenfliesen und andere Einbauten. In vier zentralen Räumen wurden Betonkuben platziert, in denen das neue Leben stattfindet: Stube, Küche und Bad im Erdgeschoss, das Schlafzimmer imObergeschoss. Die neuen Kuben verdecken indes nicht das Alte, sondern machen es durchrahmenartige Öffnungen in Wänden, Boden und Decke gleichsam bildhaft sichtbar.Wie hier mit Geschichte und Tradition umgegangen wurde, erachtet die Jury als vorbildlich und zeichnete das Projekt auch mit dem Preis der Jury aus. Reparatur und subtile Intervention führen zu einem spannungsvollen Dialog zwischen Alt und Neu – voller Charme und Poesie. Wie ein Gefäß umhüllt, stützt und schützt der Bestand die puristischen und doch sinnlichen Einbauten – ein Gedanke, der seinen Ausdruck im Namen des Projekts findet: «Birg mich, Cilli!» 

Preisträger Kategorie Einfamilienhaus und Publikumspreis

energie.spar.haus, Frauenau

Architekten: oberpriller architekten, Jakob Oberpriller + Doris Heym, Hörmannsdorf

Bauherr: Thomas Killinger, Burghausen 

Im Ortskern von Frauenau, einem historischen Zentrum der Glasindustrie, entstand ein Mehrgenerationenhaus zum Wohnen und Arbeiten auf dem rückwärtigen Teil eines schon bebauten Grundstücks. Über der betonkernaktivierten Stahlbetonplatte wurde das Volumen als hoch gedämmte Holzkonstruktion errichtet. Dach und Fassaden sind mit transluzenten Wellplatten verkleidet, hinter denen die OSB-Platten-Verkleidung der Wände sichtbar bleibt. Durch Hinterleuchtung wird das Haus nachts zur gläsernen Laterne und erinnert an die lokale Tradition der Glasmacher. Mit seiner schlichten Form und den unprätentiösen Materialien bezieht es sich zudem auf die Scheunen- und Wirtschaftsbauten ringsum. Das Haus in Frauenau ist nach Meinung der Jury ein hervorragendes Beispiel für ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen – fern von jeder kitschigen ÖkoÄsthetik. Beheizung und Warmwasserbereitung erfolgen über Sonnenkollektoren sowie bei Bedarf durch einen zusätzlichen Heizkessel. Der Heizenergiebedarf liegt bei ungefähr einem Raummeter Stückholz – so viel, wie pro Jahr im Garten anfällt. 

Preisträger Kategorie Wohnungsbau

Behindertengerechte Wohnungen, Ingolstadt

Architekten: Beyer + Dier Architekturbüro, Ingolstadt

Bauherr: GWG, Ingolstadt 

Nordöstlich der Innenstadt von Ingolstadt entstand an der Nürnberger Straße ein Wohnquartier der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft, dessen erster Bauabschnitt 23 alten- und behindertengerechte Wohnungen umfasst. Durch den Einsatz von Betonfertigteilen an Laubengängen und Balkonen wurden sowohl ein zügiger Baufortschritt als auch eine hohe Wirtschaftlichkeit der Konstruktion erzielt. Die Jury überzeugte die Klarheit des architektonischen Konzepts mit seiner Laubengangerschließung und den zur Straße orientierten Balkonbereichen, aber auch die reduzierte und überdies kostengünstige Materialisierung. Die nahe gelegene Sozialstation der Arbeiterwohlfahrt und der damit verbundene Vorteil, deren Versorgungseinrichtungen und Betreuungsdienste mit nutzen zu können, unterstützt die Möglichkeit betreuten Wohnens. Die Erschließung des Gebäudes und der Wohnungen folgt den Vorgaben des barrierefreien Bauens und der Wirtschaftlichkeit. Der Einsatz von Einzelraumlüftern bei sehr hohem Dämmstandard sorgt für Frischluftqualität auch bei geschlossenen Fenstern. 

Preisträger Kategorie Verwaltungs- und Gewerbebau und Sonderpreis Ökologie und Nachhaltigkeit

Biohotel im Apfelgarten Hohenbercha

Architekten: Deppisch Architekten, Freising

Bauherr: Andres Höger, Biohotel + Tafernwirtschaft, Hohenbercha 

Bei der Tafernwirtschaft Hörger handelt es sich um ein stattliches Gebäude, das aus einem Dreiseithof des frühen 19. Jahrhunderts gleichsam herausgewachsen ist und mit dem vorgelagerten Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Das Biohotel zeigt, wie zeitgemäßes nachhaltiges Bauen auf dem Land jenseits von kitschiger Rustikalität oder vordergründiger Öko-Ästhetik aussehen kann. Wegweisend ist insbesondere das Energiekonzept: Während ein Biomassekraftwerk am Dorfrand das gesamte Anwesen mit Heizenergie versorgt, wird der Strom für den hoch gedämmten Neubau des Gästehauses durch Photovoltaikmodule auf der Dachfläche erzeugt. Die Erwärmung des Brauchwassers erfolgt über Wärmetauscher, welche die Küchenabluft und die Abwärme der Kühlanlage ausnutzen. Die Tafernwirtschaft Hörger ist ein florierendes Unternehmen, welchesbeweist, dass ökologisches Verständnis und wirtschaftlicher Erfolg keinen Widerspruch darstellen müssen. 

Preisträger Kategorie Sonderbau

Olympia-Skisprungschanze, Garmisch-Partenkirchen

Architekten: terrain:loenhart & mayr BDA landscape urbanism, München

Bauherr: Markt Garmisch Partenkirchen 

Beim Entwurf der Schanze haben sich die Architekten von der örtlichen Topografie inspirieren lassen. Die sanft geschwungenen Linien der auslaufenden Bergkette finden sich in der verbindendenLinienführung der neuen Schanzenanlage wieder. Die Mischung aus Funktionalität und Skulpturaliät fand den Beifall der Jury. Die neue Schanzenanlage verdichtet die verschiedenen Funktionsbereiche einschließlich Anlaufturm, Andienung, Zugängen und Aufsprungbauwerk zu einer dynamischen Gesamtform. Das gesamte Anlaufbauwerk ist mit transluzenten Polycarbonatplatten bekleidet, deren Wirkung sich je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen ändert. Abends von innen beleuchtet, wird der Anlaufturm zur leuchtenden Skulptur, weithin sichtbar im Talraum Garmisch-Partenkirchen.

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