Mehr Sonne

3. Tagung Zukunft SolarArchitektur am 6. Mai 2010 in Mainz

Stärkung der regionalen Wirtschaft:Gut 250 Interessierte waren am 6. Mai der Einladung des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz ins ZDF-Konferenzzentrum in Mainz gefolgt, um sich über die aktuellen Entwicklungen in der Solar-Architektur zu informieren. Die Referenten gaben einen breiten Überblick über die neusten technologischen Entwicklungen in der Solarenergie-Forschung. Vorgestellt wurden aber auch realisierte Gebäude, in denen die Sonnenenergie beispielhaft genutzt wird.

In Ihrer Eröffnungsrede wies Umweltministerin Margit Conrad auf die Bedeutung von Gebäuden beim Klimaschutz hin. Ein Drittel des Energieverbrauchs werde für das Heizen und Kühlen von Gebäuden eingesetzt. Daher müssten zukünftige Gebäude auch Kraftwerke sein. Architekten leisteten durch die Entwicklung und Gestaltung energieeffizienter und ressourcenschonender Bauten hier bereits einen entscheidenden Beitrag.

Stefan Musil, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz begrüßte die Anwesenden und umriss die Zielsetzung der Veranstaltung “Mehr Sonne“: Minderung des Verbrauchs fossiler Energieträger, mehr Energieeffizienz und mehr Energieintelligenz sowie die Stärkung von Forschung und Entwicklung neuer Technologien. Wie bei allen Innovationen bräuchten alle Beteiligten von der Industrie über die Architekten und Ingenieure bis zu den Immobi-lienbesitzern dafür verlässliche Rahmenbedingungen.

Neue Entwicklungen zur Nutzung der Solarenergie stellte Dr. Hans-Joachim Konz, Vorstandsmitglied der Schott AG, vor: Nachdem die technische Entwicklung weit fortgeschritten sei, träten bei den neuen Produkten nun ästhetische Aspekte und damit die Möglichkeiten zur breiten Anwendung sowohl bei Neubauten als auch bei der Sanierung bestehender Gebäude in den Vordergrund.

Weniger auf den Einsatz von viel Technik als auf intelligente Gesamtlösungen setzte Professor Günter Pfeifer, Inhaber des Büros Pfeifer Kuhn Architekten und Professor an der Technischen Universität Darmstadt. Er plädierte dafür, die solaren und geothermischen Energien vor allem auch auf passive Art zu nutzen. Wenn dieser Aspekt beim architektonischen Entwurf berücksichtigt werde, sei die Nutzung der Solarenergie mit sehr wenig Technik möglich. Die Fokussierung der gesetzlichen Vorgaben auf das Dichten und Dämmen von Gebäuden habe in eine Sackgasse geführt und den Dörfern und Städten ihre Identität geraubt.

Ähnlich argumentierte auch Professor Dr. Gerhard Hausladen von der Technischen Universität München. Für ihn ist intelligentes Bauen nicht ein erhöhter Einsatz von Technik, sondern ein sinnvolles und gutes Zusammenwirken von Gestaltung, Funktion, Konstruktion, Fassade und technischen Systemen unter Berücksichtigung von städtebaulichen Aspekten, ebenso wie unter Kosten-, Termin- und Umweltgesichtspunkten. Anders ausgedrückt, die Intelligenz der beteiligten Planer sei gefragt, um diese verschiedenen Anforderungen ans Bauen und an Gebäude optimal aufeinander abzustimmen.

Energieeffizientes Design und entsprechende Bauausführungen könnten den Gebäudeenergiebedarf um 70 bis 80 %senken, so Dipl.-Ing. Sebastian Herkel, Leiter der Gruppe Solares Bauen am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme. Allerdings sei nicht die bauliche Seite alleine relevant, das Nutzerverhalten habe ebenfalls einen nicht vernachlässigenden Einfluss auf den Energieverbrauch. Hier gebe es große Unterschiede. Für die Zukunft prognostizierte er, dass für neue Wohngebäude ein Energiestandard entsprechend dem Passivhaus zur Regel werde. Auch für die energetische Sanierung sei eine drastische Reduktion des Energie-verbrauchs möglich und notwendig.

Die gemeinsam mit Professor Hausladen geplante Stadtbibliothek in Augsburg stellte Architekt Dr.-Ing. Stefan Schrammel vor. Von Anfang an sei Transparenz das zentrale Thema des Entwurfes gewesen, einerseits zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, aber auch um die Sonnenenergie zu nutzen. Mit ihrem innovativen Energiekonzept gelang es den Planern, den Primärenergieverbrauch auf 125 kWh/m²a zu begrenzen. Weitere Projekte stellte David Cook, Partner im international agierenden Architekturbüro Behnisch Architekten in Stuttgart, vor.

Auf die Zielkonflikte von Klima- und Denkmalschutz bei historischer Bausubstanz ging Architekt Manfred Müller, Architekt in Trier und Vorstandsmitglied der Kammer, in seinem Beitrag „Kompromisse statt Kontroversen“ ein. Übliche Modernisierungsempfehlungen seien im historischen Kontext aus konservatorischen, bauphysikalischen und konstruktiven Gründen meist nicht anwendbar. Klima- und Denkmalschutz müssten sich dennoch nicht ausschließen, so Müller, dies hätten beispielsweise zahlreiche Kirchengemeinden in Zusammenarbeit mit verantwortungsbewussten Denkmalschützern bewiesen. Zudem bestehe weitgehend Konsens darüber, dass die Nutzung von Baudenkmälern für deren Eigentümer attraktiv bleiben müsse, wenn ihr Erhalt auf Dauer gesichert werden solle. Vor diesem Hintergrund sei es schlichtweg falsch, Sanierungsmaßnahmen generell zu verweigern.

Dr. Michael Coridaß, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Rheinland-Pfalz zog das folgende Fazit: „Solarenergie und regenerative Energiequellen sind in ihren vielfältigen Ausprägungen für eine nachhaltige, das heißt die Zukunft sichernde Entwicklung unabdingbar.“ Nach einer neuen Studie der Unternehmensberatung Mc Kinsey könnten deutsche Haushalte 2020 gegenüber dem heutigen Niveau 22 Mrd. € Energiekosten für Gebäude einsparen. Bei allen Anstrengungen zur Energieeinsparung und zur Energieeffizienz dürfte aber nicht dem physikalisch-technisch Machbaren Vorrang vor dem ökologisch-ästhetisch Sinnvollen eingeräumt werden. Was wir bräuchten, sei ein Planen und Bauen, das Energienutzen mit Wohlgefallen und Wohlgefühl verbinde. Dies können Planer und Architekten erreichen, wenn sie Gesamtkonzeptionen in den Vordergrund bei ihren Pla-nungen rückten, wie dies die Referenten des Tages getan hätten.


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