18. Brillux Architektenforum in Münster

Brillux Architektenforum in Münster

„Alt und trotzdem neu!“

Planen und Bauen zwischen Modernität und lokalem Bezug war das Thema des 18. Brillux Architektenforum am 14. September in Münster. Wie gehen Architekten heute mit dieser Aufgabe um? Wie kann eine Architektur entstehen, die mit den Mitteln, Materialien und Techniken unserer Zeit in die Zukunft weist und dabei sowohl dem Bestand Respekt zollt als auch den Geist der Geschichte lebendig hält?

Das 18. Architektenforum in Münster widmete sich diesem Diskurs und stellte exemplarisch Projekte und Positionen vor, in denen das Vorhandene als Inspiration und Anstoß zur Weiterentwicklung begriffen wurde. Der Architektur-Journalist Stefan Rethfeld stellte als Kenner der Stadt die wachsende Metropole Münster mit ihren architektonischen Besonderheiten vor. In sechs Fachexkursionen zu Stadtentwicklungsprojekten mit den Planern wurde veranschaulicht, wie die Stadt Münster selbst mit dieser Herausforderung umgeht und sich in Münster Alt und Neu zu einem Miteinander verbinden.

Ein besonderes Beispiel für das gestellte Thema ist das 2014 eröffnete LWL-Museum für Kunst und Kultur von Staab Architekten, das auch Veranstaltungsort des Architektenforums war. Per Pedersen, Partner bei Staab Architekten, Berlin, zeigte auf, wie wichtig das Zusammenspiel neuer Architektur mit vorhandenen Strukturen ist. Beim LWL-Museum sei  der Bezug zum Dom, die Öffnung zum örtlichen Umfeld und das demokratische Kunstgefühl eine besondere Herausforderung bei der Lösung der architektonischen Frage gewesen. „Mit seiner ortstypischen Sandstein-Fassade und einem Raum mit sakralen Sandsteinfiguren, der sich zum Dom hin öffne, ist das Gebäude ein Bekenntnis zum Dom“,  so der Architekt.

Thorsten Kock, Bez+Kock Architekten Generalplaner  GmbH, Stuttgart, stellte am Beispiel des zurzeit gebauten Musikzentrums Bochum dar, wie man in kurzer Zeit mit wenig Geld und viel Bürgerengagement einen guten Konzertsaal baut.  Die  Stuttgarter Architekten hatten mit ihrer Entwurfsidee,  die ehemalige katholische Marienkirche als zentrales Foyer  zum identitätsstiftenden, städtebaulichen und funktionalen Mittelpunkt zu machen, bei dem Architektenwettbewerb überzeugt.Kock  verriet den Teilnehmern  drei „Tricks“, die dem Büro  bei dem 34 Mio. budgetierten Projekt  zur Einhaltung des rigiden Kostenrahmens verholfen hätten: 1. Man nimmt Abstand vom Wunsch des Auftragnutzers. 2. Man reduziert die sichtbare Baumasse durch Eingrabung. 3. Man gestaltet die akustische Atmosphäre durch Überlagerung.„Mit den geringsten Mitteln haben wir hier das Maximale herausgeholt“, so Thorsten Kock.

Viel zu dem Thema des 18. Brillux Architektenforums hatte auch Prof. Dr.-Ing.h.c Volkwin Marg, gmp Architekten Gerkan, Marg und Partner, Hamburg zu sagen. An exemplarischen und eindrucksvollen Beispielen zeigte er, wie sich die Architekten von gmp in ihren Projekten dem universellen Thema des Ortes und seiner Geschichte nähren und daraus unterschiedliche Bauformen entstehen, die im Ergebnis immer der Geschichte Respekt zollen und gleichzeitig in die Zukunft weisen. Es genüge nicht, wenn Architektur sich nur formal auf das Vergangene bezieht, sondern sie müsse auch dem  geschichtlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und oft auch politischen Zusammenhang Rechnung tragen, in dem ein Gebäude entstanden ist.“, so Volkwin Marg. Dass dies ein äußerst sensibles Unterfangen sein kann, machte er am Olympia Stadion Berlin mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit deutlich: „ Man muss wissen, wie man mit einem solchen Erbe architektonisch umgeht.  Es kaputt zu machen ist nicht die Lösung. Alles Geschichtsvergessen ist falsch, alles baut aufeinander auf. Das ist Kontinuität und trifft auch auf Architektur zu“. Mit dem Zitat von Carl-Friedrich von Weizsäcker: “Tradition ist bewährter Fortschritt. Fortschritt ist weitergeführte Tradition“, unterstrich er noch einmal wie wichtig es ist, „Das Fundament des Vorhandenen“ zu berücksichtigen.

Das mit 230 Teilnehmern ausgebuchte Architektenforum bot einmal mehr die Möglichkeit zum erfolgreichen Dialog und Austausch für alle Anwesenden, um sich über theoretische wie praktische Ansätze über Architektur und Baukultur zu informieren und zu diskutieren. BF

Weitere Informationen: www.brillux.de

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