AKW-Gegner und Banker

Die grüne Bewegung kommt wieder in Bewegung, in Gorleben wie in Frankfurt am Main

Ab heute ist es offiziell: der Glühbirne, dieser genialen wie kulturprägenden Erfindung von Thomas Edison oder Heinrich Göbel, wird suksessive der Stromdurchfluss verboten. Schritt für Schritt oder Leistungsklasse für Leistungsklasse wird die schöne wie zugleich ineffiziente Lichtquelle aus der Produktion genommen.

Das könnte man effizientes politisches Handeln nennen – oder auch Augenwischerei, denn wo die Glühbirne verschwindet, treten andere Energieverbraucher auf den Plan, Stichwort: Standby-Modi.

Wie immer auch, es geht also voran mit dem Energieeinsparaktionsmus, und sollte tatsächlich Ende September die große Koalition wiederaufgelegt werden, wird es noch einmal zur Kernenergiediskussion kommen; Ausstiegsszenarien sind, mit Blick auf die Nachrichtenlage vom so genannten Endlager Brockdorf, nicht nur möglich, sie sind politisch kaum noch verhinderbar.

Das alles bedeutet Zwang. Hi der Gesetzgeber, da die Brockdorfer Anti-AKW-Bewegung, die zur Zeit mit einem Treckertreck gen Osten, also in die Hauptstadt sich aufmacht. Zwang der ganz anderen Art übt aktuell die Deutsche Bank auf ihre Vermieter aus. Die größte wie in ihrem Geschäftsgebahren durchaus umstrittene deutsche Privatbank hat sich das noble wie zugleich pr-wirksame Ziel gesetzt, bis 2012 ihren globalen Kohlendioxidausstoß um jährlich 20 Prozentpunkte gegenüber dem Basisjahr 2007 zu verringern. Da das Bankhaus mit Zentrale in Frankfurt a. M. nur etwa 10 Prozent der von ihr genutzten Fläche selbst besitzt, können die zukünftigen Vorgaben an die Vermieter über „grüne Mietverträge“ der zentrale Schalthebel sein, das hoch hochgesteckte Ziel der Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen. Dass sich die Bank durch die geforderte Energieoptimierung wirtschaftliche Vorteile verspricht, ist selbstverständlich, klar dürfte auch sein, dass der ökonomische Vorteil das Argument sein muss, die Vermieter zu Sanierungsmaßnahmen zu überreden.

Aus Sicht der Bank stellt die Klimatisierung eines angemieteten Objekts den zentralen Aspekt beim Energieverbrauch dar. Daneben sollen Angaben zu den Dämmeigenschaften des Gebäudes eingeholt werden (Energiepass). Zur Zeit entwickelt die Bank einen eigenen Leitfaden, der es ermöglichen sollen, das Gespräch zwischen Mieter Bank und Vermieter zu einem konstruktiven Miteinander werden zu lassen. Das hieraus entwickelt Programm soll sich in Zukunft durch das gesamte Flächenportfolio ziehen.

Erste positive Feedbacks auf das Bankenengagement gab es bereits, in einem Fall in Nordrhein-Westfalen sei die Einigung mit dem Vermieter so weit gegangen, dass dieser schließlich sogar eine Zertifizierung seines Gebäudes nach dem amerikanischen LEED-Standard angekündigt habe.

Das System der „grünen Mietverträge“, das die Bank bis Ende 2009 erproben und für 2010 flächendeckend durchsetzen möchte, folgt dem Modernisierungsimpuls, der mit der Sanierung und Modernisierung der gläsernen Doppeltürme in Frankfurt am Main gesetzt wurde. Die Türme werden mittlerweile unter der zwar schwammigen wie zugleich pr-wirksamen Bezeichnung „Greentowers“ geführt und sollen nach dem geplanten Abschluss der Arbeiten im kommenden Jahr zu den umweltfreundlichsten Hochhäusern der Welt zählen. Was nicht wenig wäre, das Optimum ist es allerdings längst nicht.

Damit gehen am Ende und irgendwie auch ganz am Anfang AKW-Gegner und Banker gemeinsam den Weg des sanften wie letztlich jedoch unnachgiebigen Drucks; die einen mit dieselnden Trecker, die anderen mit dem Argument des mächtigeren. Beides verdiente Erfolg! Be. K.

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