VDI-Wettbewerb Integrale Planung entschieden
Den „VDI-Wettbewerb Integrale Planung“ gibt es nun schon eine geraume Zeit, in dieser Session wurde er zum 13. Mal ausgelobt. Die DBZ hat das Glück, ihn seit vielen Ausgaben konzeptionell, im Rahmen der Jury und redaktionell begleiten zu dürfen. Wohl wenige
Wettbewerbe für Studentinnen und Studenten aus aller Welt – tatsächlich schränkt die „Wettbewerbssprache deutsch“ den Radius dann doch ein wenig ein – sind derart anspruchsvoll, wie in dem explizit „integral“ definierten Format des VDI-Wettbewerbs.
„Integral“ meint bei diesem Nachwuchswettbewerb, dessen Auslober nicht davor zurückschrecken, die Wettbewerbsauslobung über viele Seiten hinweg sehr detailliert zu formulieren, dass alle Teilnehmerinnen zu einer Teamarbeit aufgerufen sind: Studierende der Architektur, des Bauingenieurwesens, der Technischen Gebäudeausrüstung und des Facility-Managements oder vergleichbare Studiengänge. Diese müssen das Integrale der Arbeit auch nachvollziehbar präsentieren. Und: Meist geht es um sehr konkrete Aufgabenstellungen an realen Orten.
Der aktuelle, nun entschiedene Wettbewerb 2024/2025 hatte einen besonderen Ort ausgewählt, der mitten im Harz liegt. Hier, im scheinbar von uns allen vergessenen Alexisbad wurde 1856 der Wettbewerbsauslober, also der VDI, gegründet. Davon zeugt eine Plakette, eine in eine Steinstele integrierte Statue (verkleinerte Kopie, das Original steht mittlerweile in Düsseldorf) und ein paar Bauten, deren Geschichte irgendwie auch mit der des VDI verbunden sind, ganz sicher aber mit der Geschichte und der Zukunft des übersichtlichen Gebäudeensembles in enger Tallage entlang der Selke. Unter diesen teils vom Verfall bedrohten Bauten sind Denkmale wie das ehemalige Logis- oder das Badehaus, das gegenüber der frisch sanierten, hell leuchtenden Petruskapelle steht, ein Schinkelentwurf aus den Jahren 1812/1815. So lautete das diesjährige Wettbewerbsmotto „Denk mal Kurort! Alexisbad for future!“, das innovative Planungs- und Realisierungskonzepte für eine zeitgenössische und zukunftsweisende Nutzung des ehemaligen Logis- und Badehauses sowie der umliegenden Parkanlage des Morada Hotels teasern sollte.
Ort mit besonderem Charme
Das Morada Hotel, ein Unternehmen der niedersächsischen SKAN-TOURS Touristik International GmbH, hatte bereits das Logishaus erworben, um hier weitere Räume für Gäste zu generieren. Das Hotel vor Ort ist ein typischer Plattenbau aus den 1970er-Jahren mit dem für diese Zeit typischen Charme; den man mögen muss, den man mögen kann. Das Hotel mit Sockelbauten und Zimmerturm hinter Waschbetonplatten sieht sich als Ausgangspunkt für Wanderungen und Kurztrips in die umliegenden Städte. Natur ist ausreichend und ausreichend wild vorhanden. Allein das hohe Durchschnittsalter der meisten Gäste macht dem Unternehmer Sorgen.
Veränderung hält jung und wach
Also ein Wettbewerb, der Möglichkeiten auslotet (weshalb sowohl Morada aber auch der verantwortliche Bürgermeister mit Baureferenten aus Harzgerode in der Jury ihren Platz hatten). Nach Auslobung und Kick-off vor Ort Ende letzten Jahres folgte die intensive Vorprüfung der eingereichten Materialien seitens des VDI. Schließlich wurden 18 Finalistinnenteams im Juni zur Jurysitzung nach Alexisbad zur Präsentation eingeladen. Auch das ist eher ungewöhnlich, aber selbst aus Wien waren Studenten angereist gekommen, ihre Präsentation half am Ende dann auch für einen Platz auf dem Gewinnertreppchen.
Die 18 Präsentationen forderten höchste Aufmerksamkeit bis zum Schluss, als sich die Jury zur Beratung zurückzog. Nach teils heftig aber immer freundlich geführter Diskussion stand fest, neben dem 1. und 2. Platz den (umstrittenen) Sonderpreis und zwei Anerkennungen zu vergeben:
Der mit 2 000 € dotierte erste Platz ging an die RWTH Aachen für ihre Vision von Alexisbad „Re:connected“, der Entwurf überzeugte in allen Kategorien. Besonders gelobt wurde der sensible Umgang mit der denkmalgeschützten Substanz des Logishauses, in dem die Studierenden der RWTH Aachen planen, eine Jugendherberge zu integrieren und so einen Beitrag zur Belebung des Ortes zu leisten.
Platz zwei und 1 500 € gingen an „Raum für bunt“ der Hochschule für Technik Stuttgart. Hervorgehoben wurde von der Jury das in sich geschlossene und praxisnahe Konzept mit gelungener Holzkonstruktion, klarer Raumstruktur und angenehmer Atmosphäre. Eine geschickte Gestaltung der Grundrisse des Logishauses sowie die Einbindung des Nebengebäudes runden den Entwurf ab.
Der mit 500 € ausgestattete Sonderpreis ging an die TU Wien für den provokant-mutigen Ansatz „Wing of change“. Im Mittelpunkt stand ein starkes, gestalterisches Statement, das sich auch in dem ersten Satz der Präsentation wiederfand: „Veränderung hält jung und wach.“ Zuviel Veränderung für ein Denkmal? Der Hotelier und die Mehrzahl der Jurorinnen glaubten: Nein, das passt!
Zwei mit je 500 € dotierte Anerkennungen gingen einmal an „Flexisbad“ (Universität Stuttgart) und „Grow Together“ (Universität Wien). Der Entwurf „Flexisbad“ überzeugte mit seinem minimalinvasiven Ansatz und dem Thema der flexiblen Nutzungsmöglichkeiten für einen langfris-tigen und nachhaltigen Betrieb. Der Entwurf „Grow together“ war der Jury aufgefallen wegen seines ganzheitlich gedachten Entwurfs, der mit viel Liebe zum Detail das gesamte Ensemble in den Blick nahm. Der städtebauliche Ansatz bietet eine interessante Grundlage zur weiteren Ausgestaltung, so die Jury.
Dass sich letzteres hoffentlich in der aktuellen Planung der Hotel-Betreiber wiederfindet, wäre sinnvoll, viele der Beiträge zeigen guten Lösungen, die im Detail zu prüfen, in Summe auszuwerten wären. Das dann, bei konkreten Bezugnahmen auf die Arbeiten, die Studierenden in die Planung einbezogen werden könnten, das wäre ideal und fair ihren Arbeiten gegenüber.
Im kommenden 14. „VDI-Wettbewerb Integrale Planung“ geht es nach Wuppertal, hier soll der Nachwuchs Vorschläge machen für ein Besucher- und Atelierhaus auf dem IBA-Gelände am Brückenkopf einer Talquerung, die die IBA plant. Motto: „Gateway Wuppertal – Neues aus Bestehendem schaffen“, also Bauen mit bereits gebrauchten Bauteilen. Wir sind gespannt, wieder einmal! Benedikt Kraft/DBZ