Kellogg‘s Bremen

Im Bremen nimmt mit der „Überseestadt“ eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas Gestalt an. Auf dem ehemaligen Gelände des Überseehafens entsteht auf rund 300 Hektar ein neues Stadtquartier. Mit einem umfassenden Refurbishment-Konzept entsteht an der Weser in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt ein lebendiges Mixed-Use-Areal. Markanter Hochpunkt an der Wasserkante sind die Kellogg’s Silos aus den 1970er-Jahren, die vom Wiener Architekturbüro Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) nun zu einem Hotel transformiert wurden. Nach vier Jahren Bauzeit wurde das Silohotel John & Will im August 2024 eröffnet.

Erster Erfolg: Ende Juli wurde der Bremer Kellog Pier im Rahmen des Deutschen Städtebaupreises 2025 mit dem Sonderpreis „Umbaukultur in der zirkulären Stadt“ ausgezeichnet (die DBZ berichtete).

Der Umbau der Kellogg’s Silos stellte ein architektonisch reizvolles und planerisch anspruchsvolles Projekt dar, teilt DMAA mit. Die Entwurfsidee ging mit der Beauftragung des Bauherrn einher, den Industriecharakter und die Symbolkraft der Silos zu bewahren. Unter dem ikonischen roten Schriftzug „Kellogg’s“ erhebt sich die Kontur der 40 m hohen Silos, die nun in ihren Schalungen 117 kreisrunde und halbkreisförmige Hotelzimmer beheimaten. Der niedrigere Anbau, der ehemals als Vitaminlager genutzt wurde, beherbergt nach seinem Umbau auf fünf Geschossen Büroräume und Konferenzsäle und im Dachgeschoss eine Eventfläche mit Weitblick.

Die Verwandlung vom Speichern zu Zimmern gelang, indem Fensteröffnungen in die 16 cm dicken Betonringe gefräst wurden. Markant schmale Schlitze gewähren in unterschiedlichen Höhen Aussicht auf die Weser. Die trichterförmigen Auslässe der Silos wurden in die Gestaltung der Hotellobby integriert. Um eine Erschließung der Zimmer zu ermöglichen, wurden die verbindenden Strukturen zwischen den Silos aufgeschnitten.

Allein im Hotelbereich mussten 3 500 m³ Betonmassen ausgefräst und per Schubkarre abtransportiert werden.

Die Silos und das nebenan zur Markthalle umgestaltete Reislager verfügen über ein vielfältiges kommunales Angebot, Gastronomie, eine eigene Brauerei und weitläufige Terrassen an der Weser.

Die Umsetzung des Konzepts erfolgt schrittweise über einen geplanten Zeitraum von zehn Jahren. Dadurch sei eine organische Entwicklung gewährleistet, die Spielräume bietet, um aus bisherigen Erfahrungen zu lernen und neue Ideen und Bedürfnisse in die Planung zu integrieren. H.T.

www.dmaa.at

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