Irgendwie dazwischen

Die Frage, ob Design denn überhaupt etwas (Großes) ausrichten kann, ist eine, die wir alle – mit Blick auf die Weltlage – wohl mit Nein beantworten wollen. Doch die Frage, die gewollt provozierend auf dem Buchtitel Interesse weckt, geht von einem Design-Verständnis aus, das es erst einmal zu klären gilt.

Design kann, und so wird es hier wohl verstanden, auch die Gestaltung von Prozessen sein, von Lebenszusammenhängen, Gemeinschaften, kurz: Alles, was gestaltete Veränderung ist, ist Design. Von diesem allgemeinen Verständnis aus kann man die Frage mit Ja beantworten. Vorausgesetzt allerdings … Und nun kommen die Protagonistinnen des buchstabenlastigen Buchs ins Spiel, das noch einen mittig eingebundenen Fototeil enthält. Architektinnen, Designer, Direktoren, Soziologinnen und eine Bundesstiftung, elf an der Zahl, alle mit einem ganz eigenen Blick auf das „Demokratische“, das, so liest es sich im Untertitel, gestaltet und bewahrt, gar gerettet werden soll. Mittels Designs oder eben: strategischen Gestaltens, also bewussten Handelns. Sie alle, die hier im größeren Rahmen einer
Imagekampagne der Metropolregion Frankfurt RheinMain zur World Design Capital 2026 sprechen, unternehmen es, aus ihrer Praxis heraus die Lebensbedingungen unserer Ballungsräume auf einer Metaebene zu skizzieren. Dadurch werden Brüche offenbar, die mit Design zu heilen, wenigstens jedoch zu überbrücken wären: Konsum, Bildungsungleichheit, Machtverhältnisse, Gemeinschaften oder auch die Magie von Orten sind Stichworte einzelner Erkenntnisse, die die Aufgaben anreißen, die sich die Designhauptstadt Frankfurt a. M. für 2026 vorgenommen hat.

Und darum könnte es hier im Wesentlichen gehen: Um eine Skizze von Notwendigkeiten, die hier – als Chance verstanden – Möglichkeiten für die Zukunft bieten. Vielleicht stolpert man über Sätze, über Ausrufungszeichen, die die Designmetropole als „lebendige und pulsierende“ Region, als wirtschaftlich stärkste, als kulturell dicht, als einen Raum beschreiben, dessen Möglichkeiten aber wohl auch das Notwendige beiseiteschieben. Man wird hier nach den Möglichkeiten des Gestaltens suchen können und fündig werden, man wird zustimmen und ablehnen, sich wundern und möglicherweise das eine oder andere für andere Regionen mitnehmen. Nicht unbedingt die Disparität des Gedachten und Gebauten eines Ben van Berkel oder das immer schon und für alles Gesagte der Bundesstiftung. Vielleicht die beiden nicht. Be. K.

Was kann Design denn schon ausrichten? Hrsg. v. Matthias Wagner K u. Anna Scheuermann. Dt./engl. Avedition, Stuttgart, 320 S., 20 Farbabb.
29 €, ISBN 978-3-89986-415-1

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