„Best of Architecture Summit 2025“

Häuser des Jahres ausgezeichnet

Ein Branchentreffen mit breit gefächertem Austausch und damit weit mehr als nur eine Preisverleihung – das war der „Best of Architecture Summit 2025“ des Callwey Verlags. Durch die Veranstaltung führten Moderator Jörg Thadeusz und Prof. Dr. Alexander Gutzmer. Kuntscher Tscherning Architekten und Stadtplaner haben in Kooperation mit Samsøe Sattler Architekten mit ihrem Wohnhaus in Feldkirchen in der Kategorie „Häuser des Jahres“ gewonnen. Zahlreiche weitere Auszeichnungen und Anerkennungen wurden verliehen.

Regulierung versus Innovation oder Ethik im Design – in mehreren Diskussionsrunden wurden aktuelle Architekturfragen diskutiert. Die Key­note widmete sich dem Thema Künstliche Intelligenz: Tim Fu, Gründer des Londoner Architekturbüros Studio Tim Fu, präsentierte darin seine Arbeit zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz in Architektur und Design. Dabei war unschwer zu erkennen, dass seine Wurzeln bei Zaha Hadid Architects liegen. Sein Vortrag enthielt überraschenderweise Begriffe wie „better outcome“ und „efficiency“. Effizienz bedeutet Wirtschaftlichkeit. Die Frage bleibt jedoch, wie wirtschaftlich der Einsatz von KI tatsächlich ist, wenn zahlreich generierte Entwürfe nötig sind, um am Ende eine ansprechende Darstellung für den Bauherrn zu schaffen, während dabei erhebliche ­Ressourcen eingesetzt werden. Bei bildge­­­ne­rierender KI geht es nicht um „Tinder for Ar­chi­tecture“, wie eine Teilnehmerin meinte, sondern um einen sinnvollen, verantwortungsvollen Umgang mit den vorhandenen Werkzeugen.

Amandus Samsøe Sattler sprach in der Diskussionsrunde zu „Innen-/Architektur im Autopilot? Entwerfen in Zeiten von KI und Code“ im Kontext der unzähligen Varianten eines Entwurfs, die durch die Künstliche Intelligenz generiert werden, treffend von „08/15 Architekturgedöns“ und erntete dafür den Beifall des Publikums. Als Jury­mitglied des „Häuser des Jahres“-Awards behaupte ich, dass die von Tim Fu gezeigten Projekte wohl bereits beim ersten Rundgang der Jurysitzung gescheitert wären.

Prof. Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Forschungsbereichs Urban Systems Engineering am Fraunhofer IAO, hob in ihrem Redebeitrag hervor, dass KI nicht auf den Designprozess reduziert werden darf. Seit der Dezember-Ausgabe 2024 gibt es den DBZ KI-Dialog, der betont, dass es nicht die eine KI-Lösung gibt. Vielmehr sollte man sorgfältig festlegen, welche Tools im eigenen Werkzeugkoffer benötigt werden.

Dr. Marcella Prior-Callwey eröffnete die Award-Zeremonie, in der sechs renommierte Architekturpreise verliehen und herausragende Projekte und Produkte gewürdigt wurden.

In der Kategorie „Häuser des Jahres“ erkor die Jury aus 150 Einreichungen 50 Projekte und ­benannte aus diesen einen Preisträger, fünf ­Anerkennungen, einen Newcomer und einen Foto­grafiepreis. Dabei wurde Wert auf Nachhaltigkeit, innovativen Einsatz von Materialien, krea­tiven Umgang mit der baulichen Situation und auf konsequente Ausführung gelegt.

Kuntscher Tscherning Architekten und Stadtplaner haben in Kooperation mit Samsøe Sattler Architekten mit dem Holzbau „Wohnhaus in Feldkirchen“ zwischen Struktur und Experiment ein bemerkenswertes Projekt geschaffen, das einen neugierig macht und zu Recht als Preisträger in der Kategorie „Häuser des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Wenn man sich das Haus von außen ansieht, kann man bereits die Qualitäten erkennen. Was man bei einer Fassade alles richtig machen kann, zeigt das Haus unter anderem bei funk­tionellen Dingen wie den Garagentoren, aber auch beim Zugang ins Haus. Beides unaufgeregt in die Fassade integriert und dennoch sehr gut ablesbar. Der gezielte Einsatz von Materialien und Farbe in Kombination mit Licht und Schatten lässt die Fassade je nach Perspektive lebendig erscheinen. Im Laufe der Zeit wird dieser Eindruck durch ein Rankgerüst auf der Gartenseite verstärkt werden. In einigen Jahren wird das Gebäude Patina angesetzt haben und die Fassadenbegrünung wird dafür sorgen, dass sich das Haus noch besser mit seiner Umgebung verbindet. Noch spannender wird es, wenn man sich dem Inneren des Gebäudes widmet, insbesondere dem experimentellen Teil. Dieser Teil hat einen hohen Grad an Flexibilität. Räume im klassischen Sinne gibt es nicht. Es sind Flächen entstanden, die ineinanderfließen.

Was bedeutet Wohnen? Wohnen umfasst verschiedene Aspekte des täglichen Lebens. Es gibt Momente, in denen wir für uns sein möchten, in anderen Momenten haben wir das Verlangen nach sozialem Austausch. Dieses Haus ermöglicht es den Bewohnerinnen und Bewohnern, räumliche Durchlässigkeit und wenige Augenblicke später durch einfachste Mittel Abgrenzungen innerhalb einer Fläche vornehmen zu können. Diese Möglichkeit zur Veränderung schafft eine unerwartete Wohnqualität.

In der Kategorie „Ausgezeichneter Wohnungsbau“ überzeugte der partizipative Planungsansatz des Projekts HeimatMole in der Hamburger HafenCity die Jury. Das Münchner Architekturbüro zillerplus verfolgt dabei spannende Ansätze zu gemeinschaftlichem Wohnen, Arbeiten und Leben. In der Struktur eines klassischen Dreispänners kann die Mittelwohnung über Schalt­räume je nach Lebensphase den Nachbarwohnungen zugeordnet werden.

Der Award „Häuser des Jahres“ wurde bereits zum 15. Mal verliehen und zählt zu den wichtigsten Preise in der Branche. Die gleichnamige Publikation präsentiert die von einer Expertenjury ausgewählten 50 besten, von Architektinnen und Architekten geplanten Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum. Die Häuser des Jahres 2025 werden in Text, Bild und mithilfe von Plänen ausführlich vorgestellt und gewähren so Einblick in 50 individuelle Planungsgeschichten, mit denen Wohn- und Lebens(t)räume realisiert wurden – ob aus Stein, Holz oder Beton, am Hang, in der Stadt oder auf dem Land.

Michael Schuster/DBZ

„Häuser des Jahres“, 1. Preis:

Wohnhaus mit zwei Wohneinheiten in Feldkirchen,  Kuntscher Tscherning Architekten und Stadtplaner (München)

„Häuser des Jahres“, Anerkennungen:

Scheune in Albisheim, Piertzovanis Toews (Basel/CH)

Wohnhaus in Ascona, Wespi de Meuron Romeo

Architekten BSA (Caviano/CH)

Schmales Haus, mehr* architekten (Kirchheim)

Doppelscheune in Tübingen, KO/OK Architektur BDA (Leipzig, Stuttgart)

Re:House, Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere (Graz/AT)

„Newcomer des Jahres“: Wohnhaus unterm Schilfdach, Gilbert Berthold (Zürich/CH)

Fotografiepreis: Wohnen zwischen Fels und See, Hannes Henz (Zürich/CH)

Weitere Preise

„Ausgezeichneter Wohnungsbau“: Heimat­Mole, zillerplus Architekten und Stadtplaner (München)

„Healing Architecture“: Kinder- und Jugendklinik Freiburg, Health Team Vienna – Albert Wimmer ZT-GmbH | Architects Collective ZT-GmbH (Wien) und Kopvol architecture & psychology (Berlin, Rotterdam)

„Best of Interior“: Wohnungszusammenlegung in Berlin, Christopher Sitzler Architekt BDA (Berlin)

„Best Workspaces“: New Office Ramboll & Henning Larsen, Henning Larsen Architects (München)

„Schönste Restaurants, Hotels und Bars:

Kategorie Restaurant: Authentikka Mitte Hamburg, Lineatur GmbH (Berlin)

Kategorie Hotel: Hotel Telegraphenamt Berlin, Dreimeta GmbH & Co. KG (Augsburg)

Kategorie Bar: Tagesbar Anima München, Arnold/Werner Architekten (München)

Weitere Informationen: www.callwey.de/blog

Weitere Preisträger:

1. Preis in der Kategorie „Healing Architecture“: Kinder- und Jugendklinik Freiburg von Health Team Vienna – Albert Wimmer ZT-GmbH | Architects Collective ZT-GmbH und Kopvol architecture & psychology
 
1. Preis in der Kategorie „Best of Interior“: Wohnungszusammenlegung in Berlin von Christopher Sitzler Architekt BDA
 
1. Preis in der Kategorie „Best Workspaces“: New Office Ramboll & Henning Larsen von Henning Larsen Architects
 
Die Preisträger bei den „Schönsten Restaurants, Hotels und Bars“ sind:
Kategorie Restaurant: Authentikka Mitte Hamburg von Lineatur GmbH
Kategorie Hotel: Hotel Telegraphenamt Berlin von Dreimeta GmbH & Co. KG
Kategorie Bar: Tagesbar Anima München von Arnold/Werner Architekten

Jury „Häuser des Jahres“

Roland Merz (Atrium, Archithema Verlag), Ulrich Nolting (InformationsZentrum Beton), Christoph Ramisch (werk, bauen + wohnen), Michael Schuster (DBZ-Chefredakteur), Vorjahressieger Boris Milla (Milla Architekten) und Eva Maria Herrmann. Letztere ist zusammen mit Johanna Adorján Autorin der gleichnamigen Publikation, die traditionell alle 50 „Häuser des Jahres“ vorstellt.

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