Flottmann-Hallen, Herne

Die Straße des Bohrhammers 5 trägt in Herne den Beinamen „Stadt der Bohrhämmer“, da hier ab 1908 Werkzeuge gefertigt wurden, ohne welche die Industrie im Ruhrgebiet kaum denkbar gewesen wäre. Die Maschinenfabrik H. Flottmann & Co. gründete hier nach der Jahrhundertwende eine Schmiede und Schlosserei sowie eine Ausstellungs- und Versandhalle, die nach Plänen der Architekten Schmidtmann und Klemp als fünfschiffiger, symmetrisch gegliederter Gebäudekomplex errichtet wurde und den Jugendstil Darmstädter Prägung aufnahm.

1980 übernahm die Stadt Herne die Immobilie und 1983 stand der Abriss kurz bevor. Dieser konnte jedoch abgewendet werden und 1986 erfolgte die Erteilung des Denkmalschutzes. Doch der Zustand des Gebäudes verschlechterte sich zusehends und eine Nutzung war nur noch sehr eingeschränkt möglich. Einen Schwerpunkt der eingeläuteten Sanierungsmaßnahmen bildete daraufhin der bauliche Wärmeschutz. Darüber hinaus mussten auch die Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen erneuert und die Barriere­freiheit sichergestellt werden.

Eine Herausforderung stellten dabei die Verglasungen dar, die mit ca. 600 m² weite Teile der Dachfläche ausmachen. Notwendig war eine ener­getische Sanierung mit vollständigem Austausch der Einscheiben-Schrägverglasungen in die filigran gearbeitete, traditionelle Stahlkonstruktion gemäß den Vorgaben des Gebäude­energiegesetzes und des Denkmalschutzes. Dank der Fördermittel aus dem Bundesprogramm ­„Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ war die ­Finanzierung der Umbauten mit dem Bewilligungsbescheid vom September 2021 gesichert, wobei gemäß Ausschreibung Glasolux den Zuschlag für die Fertigung und Montage von vier großen Firstverglasungen und insgesamt zehn Lichtbändern erhielt.

Die neuen Firstverglasungen und Lichtbänder unterscheiden sich zwar optisch nicht von den früheren Ausführungen, wohl aber hinsichtlich ihrer Funktionalität und der Energieeffizienz – mit einer Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent. Neben dem Klima- und Ressourcenschutz ist die nachhaltige Verbesserung der klimatischen Bedingungen ein weiterer wichtiger ­Faktor. So sind die Dachverglasungen mit 26 ­Öffnungsmodulen ausgestattet, die zur bedarfsgerechten Klimatisierung beitragen. Da die Verglasung auch transparenter daherkommt, konnten die Lichtverhältnisse zugunsten von Theater, Tanz, Musik, Kabarett, Comedy, Figurentheater, junge Kultur und Kleinkunst oder Ausstellungen deutlich verbessert werden.

Projektdaten

Architektur: gronotte.architekten

Fertigstellung: 2024

Hersteller: GSL.Glasolux GmbH, www.glasolux.com

Produkte: Firstverglasungen, Lichtbänder mit Neigung 28,5 °, Öffnungsfenster (RWA), RWA-Hauptbedienstellen, Lüftungstaster, Rauchmelder, Regen- und Windsensor

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