Endlich den Hebel nutzen: OBEL Award verliehen
In unserer DBZ 1-2|2025, die als erste Ausgabe im Jahr immer das Thema „Zukunft“ auf dem Titel und im Heft hat – ja, auch Zukunft des Bauens! – berichteten wir über die „HouseEurope!“-Initiative, eine eingetragene gemeinnützige Organisation, die als dezidiert politisches Labor konzipiert wurde, das sich der Gestaltung von Gesetzen und der Durchführung der Europäischen Bürgerinitiative (ECI) widmet. Offenbar hat dieser Hinweis Wirkung gezeitigt, im Juni wurde bekanntgemacht, dass das Team um die Projektinitiatoren Arno Brandlhuber und Olaf Grawert mit dem renommierten und trotz der hohen Preissumme von 100 000 € noch viel zu wenig bekannten OBEL Award ausgezeichnet wurde.
Der diesjährige Preis der OBEL-Stiftung würdigt das Potenzial von Architektur, als konkreter Hebel des Wandels zu wirken. Die Jury ehrt „HouseEurope!“ im diesjährigen Fokus „Ready Made“ für seine führende Rolle bei Bewusstseinsbildung und Mobilisierung öffentlicher Unterstützung für einen Paradigmenwechsel im europäischen Bau- und Wohnungswesen. In einer Branche, die durch umweltschädliche Praktiken wie Abriss und profitorientiertes Neubauen geprägt ist, stellt „HouseEurope!“ Architektur als Werkzeug für das politische und gesellschaftliche Gemeinwohl in den Vordergrund. Ziel sei es, neue EU-Gesetze zu erwirken, die Renovierung und Transformation von Gebäuden erleichtern, bezahlbar und sozial gerecht gestalten. Dafür benötigt „HouseEurope!“ – eigentlich wir alle, die für ein neues Bauen plädieren – bis zum 31. Januar 2026 eine Million Unterschriften aus allen EU-Mitgliedsstaaten, um das Thema auf die politische Agenda zu bringen und einen Wertewandel anzustoßen.
Mit der Auszeichnung könnte die Aufmerksamkeit erzeugt werden, die offenbar nötig ist, eine solche wesentliche und im Augenblick schwer unter Druck geratene Debatte neu anzufachen und zumindest dafür zu sorgen, dass die vor gar nicht langer Zeit beschlossenen Klimaziele nicht weiter aufgeschoben werden zugunsten anderer Projekte (Wirtschaft, Verteidigung, Neubau, Infrastruktur …). Nathalie de Vries, MVRDV, Vorsitzende der OBEL-Jury: „[…] Als Architekt:innen sind wir nicht nur Ausführende von Anweisungen – wir können und sollten als zivilgesellschaftliche Akteure innerhalb politischer und sozialer Strukturen wirken, um dem Gemeinwohl zu dienen.“ Dann mal los! Be. K.