Zutrittskontrolle im Gesund­heitsbau
Konventionelle oder mechatronische Systeme?

Friedhelm Ulm, Velbert

Zutrittskontrolle bedeutet heute in vielen Fällen noch, dass ein Ausweis vor einen Karten­leser gehalten wird. Dieser Kartenleser ist mit einem Controller oder einem Terminal verbunden, das entscheidet, ob ein Zutritt gewährt wird oder nicht. Je nach Berechtigung des Ausweises wird ein Stellglied, wie z. B. ein elektrischer Türöffner oder ein Motorschloss, das die Tür zuhält, vom Controller angesteuert und gibt die Tür frei oder hält sie gesperrt. Um diese Entscheidung treffen zu können, muss der Controller mit Informationen zu den jeweiligen Ausweisen versorgt werden. Diese Informationen werden von einem Leitrechner verwaltet, der mit dem Controller über ein Netzwerk oder mit mindestens einer Leitung dorthin verbunden ist. Wenn man diese Beschreibung etwas genauer betrachtet stellt man fest, dass an vielen Punkten in einem solchen System Leitungen und Kabel notwen­dig sind. Für den Türöffner muss ein Kabel vom Controller aus durch den Türrahmen (Zarge), bei einem Motorschloss müsste das Kabel sogar innerhalb der Tür verlegt werden. Vom Kartenleser aus muss ein Kabel zum Controller verlegt werden. Dieser wiederum wird über ein Kabel an den Leitrechner angeschlossen.

Ein kurzer Vergleich

Konventionelle Systeme boten bisher große Vorteile für den Anwender. Die direkte Verbindung der einzelnen Komponenten mit dem Leitrechner lassen schnelle Reaktionen zu, z. B. bei einem Ausweisverlust. Innerhalb weniger Sekunden kann ein verlorener Ausweis gesperrt werden und ist dann an allen relevanten Türen des Systems nicht mehr berechtigt. Der Anwender eines solchen Systems erfährt einen hohen Bedienkomfort, weil ein Autorisierungs- und Öffnungsvorgang innerhalb einer Sekunde erledigt ist. Es entstehen praktisch keine Wartezeiten an der Tür. Nachteilig sind die hohen Kosten der Verkabelung. In Neubauten ist das Heranführen von Kabeln und Leitungen an und in die Tür und die Verlegung des 230 V-Netzes einfach realisierbar, obwohl auch in einem Neubau die Kosten bei mehreren hundert Euro pro Tür zu sehen sind. Die Nachrüstung einer Zutrittskontrolle in einem bestehenden, eingerichteten Gebäu­de wird neben den Ärgernissen, die eine Bau­stelle im Haus mit sich bringt, bei einer konventionellen Zutrittskontrolle sehr schwer realisierbar und noch schwerer finanzierbar sein. Viele, für die Zutrittskontrolle relevante Türen, sind aufgrund von Richtlinien hinsichtlich Brandschutz und Sicherheitstechnik im Bereich von Flucht- und Rettungswegen zuge­lassen und damit praktisch nicht veränderbar. Das nachträgliche Anbringen von Komponenten oder Kabeln ist hier nicht möglich. Unter diesen Voraussetzungen steigt der Aufwand für den Einsatz von konventioneller Zutrittskontrolle in bestehenden Gebäuden schnell einmal auf mehrere Tausend Euro pro Tür.

Der Einsatz von Active Transpondertechnologie in Verbindung mit mechatronischen Zutrittskontrollen heutiger Bauart kann für oben beschriebene Anwendungen die Lösung des Problems sein: Mechatronische Zutrittskontrollen sind batteriebetrieben und benötigen keine zusätzliche Spannungsversorgung. Sie bieten als Elektronische Schließzylinder oder Elektronische Türbeschläge eine Lösung zur Ausstattung an fast jeder Tür.

Im Vergleich mit konventionellen Zutrittskontrollen entstehen mit den mechatronischen Systemen weder in Sachen Komfort bei der Anwendung, noch in der möglichen Reaktionsgeschwindigkeit bei Ausweis- oder Me­dienverlust gravierende Nachteile für den Betreiber.

Die mechatronische Schließtechnik hat im Bereich der Zutrittskontrolle stark zur Kostenreduzierung beigetragen, vor allem bei der Installation solcher Systeme. Zeitaufwändige Verkabelungen an den Türen entfallen heute vollständig. Durch sichere und effektive Funkverbindungen zwischen den Geräten an der Tür und den Access Points ist der Aufwand auf die strukturierte Verkabelung für ein IP-Netzwerk reduziert.

Diese Kostenaspekte, die Einfachheit in der Installation sowie ein hoher Bedienkomfort mechatronischer Zutrittskontrollgeräte haben bereits zu einer hohen Akzeptanz dieser Kom­ponenten geführt.

Moderne mechatronische Zutrittskontrollsysteme in Krankenhäusern

Moderne mechatronische Zutrittskontrollsysteme mit Active Transpondertechnologie bieten interessante Einsatzmöglichkeiten, auch im Gesundheitsbau.

Die Planung von Sicherheit in Krankenhäusern ist nicht einfach, da viele Aspekte beachtet werden müssen. Hier sind neben der Zutrittsorganisation auch die Verschluss-Sicher­heit von Arzneimittelschränken, Hygienevorschriften und die Datensicherheit der Patientendaten relevant. Moderne mechatronische Schließtechnik mit Active Transpondern bietet hier eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.

Einfache Installation

Durch den Einsatz von Batterie betriebenen Schließgeräten wie elektronischen Schließ­zylindern oder elektronischen Türbeschlägen, die über Funk Online verwaltet werden können, entfallen alle Verkabelungen an der Tür, die bei konventionellen Zutrittskontrollen benötigt werden. Die Zutrittsorganisation ist sozusagen per Knopfdruck direkt am PC möglich und damit einfach und ohne erhöhten personellen Aufwand zu regeln. Die Schließgeräte sind einfach zu installieren und be­nötigen daher nur einen Bruchteil an Insta­­l­-
la­tions­­­­­lei­stung gegenüber konventioneller Zutrittstechnik.

Flexible Einsatzmöglichkeiten

Die Vielzahl der Bauformen solcher Schließgeräte ermöglicht nicht nur den Verschluss von Türen. So können so genannte Halbzylinder gezielt in Medikamentenschränke eingebaut werden. Nur autorisiertes Personal ist damit in der Lage diese Behältnisse zu öffnen und das, ohne den Transponder in die Hand nehmen zu müssen.

Mit den elektronischen Türbeschlägen lassen sich Türen von Sozialräumen oder Patientenzimmern organisieren. Zur Sicherung der Privatsphäre können nur Personen die Tür öffnen, die ein autorisiertes Medium erhalten oder denen die Tür von innen geöffnet wird. Die Betätigung der Beschläge über die Klinke wird gerade von älteren Patienten geschätzt, da hier keine zusätzlichen Handgriffe zum Öffnen der Tür notwendig sind.

Durch die Möglichkeit, diese Beschläge zusätzlich mit mechanischer Verschlusstechnik auszustatten, ist auch im Notfall ein Zugang zu den so verschlossenen Räumen durch den passenden mechanischen Schlüssel möglich.

Hände frei für Wichtiges

Die Schließmedien, so genannte Active Transponder, können aus einer Entfernung von bis zu 80 cm zu diesen Schließgeräten ausgewertet werden. Damit ergeben sich für den einfachen Verschluss oder das Öffnen von Türen auch neue Ansätze zur Einhaltung von Hygienevorschriften. Die Schließgeräte werden zu Quasi-Handsfree Einrichtungen, da die Transponder in der Tasche oder offen am Körper getragen werden können und nicht mehr in die Hand genommen werden müssen. Neben den Batterie betriebenen Schließgeräten stehen Leseeinrichtungen zur Verfügung, die in der Lage sind, Active Transponder aus Entfernungen von 150 cm bis hin zu 700 cm zu erkennen und auszuwerten. Mit diesen Geräten, so genannten Wand- oder Weitbereichslesern, lassen sich Türen vollständig freihändig öffnen und automatisieren.

Schiebetüren, die in Krankenhäusern in großer Zahl im Einsatz sind, können aus gro­ßer Entfernung so wie mit einem Bewegungs­melder geöffnet werden. Im Gegensatz zum Bewegungsmelder hingegen öffnet ein solcher Leser aber die Tür nur dann, wenn sich berechtigtes, mit einem Active Transponder ausgestattetes Personal nähert. Besucher bleiben vor verschlossener Tür bis die Öffnung durch das Personal erfolgt.

Aufgrund der großen Lesereichweiten wird zudem das Rangieren von Betten wesentlich vereinfacht, da das Öffnen der Tür bereits beim Annähern erfolgt. Alltägliche Abläufe können reibungslos organisiert werden. Der schnelle, autorisierte Durchgang ist gewährleistet.

Die Organisation solcher Türen ist individuell und flexibel zu regeln. So kann für den Tagesbetrieb oder zu bestimmten Zeiten am Tag die Tür für jedermann automatisch öffnen, während außerhalb der Öffnungszeiten ausschließlich berechtigte Personen die Tür öffnen.

Sogenannte „Office-Funktionen“ ermöglichen zusätzlich einen automatischen „Dauer-Auf-Betrieb“ der Türen wenn z. B. Warenlieferungen oder Wartungsarbeiten anstehen.

Fortschrittlich und effizient

Die Anbindung der Schließgeräte und Weitbereichsleser erfolgt über eine 886 MHz ISM-Band Funkverbindung zu Access Points, die selbstorganisierend und flexibel an das IP-Netzwerk angeschlossen werden. Mit Distanzen von bis zu 40 m innerhalb von Gebäuden ist eine einfache und kostengünstige Verbindung und damit Vernetzung einzelner Türen möglich. Gesteuert wird alles über einen Server, an den eine Vielzahl von Clients angebunden werden kann, so dass von möglichst vielen Orten aus die Möglichkeit der Organisation eines solchen Systems gegeben ist.

Hoher Installationsaufwand wird durch den Einsatz der Funktechnologie, die im besonderen Maße für die Bereiche Forschung und Medizintechnik geeignet und zugelassen ist, minimiert. (ISM = Industrial, Sience and ­Medical)

Vielfältige Anwendungen

Zusatznutzen ergeben sich durch besondere Funktionen der Active-Transpondertechnik, die mit konventionellen Systemen nur durch extrem hohen Aufwand oder gar nicht realisierbar wären.

Durch ein besonderes Anti-Kollisions-Verfahren können die Schließgeräte mehrere Transponder gleichzeitig auswerten und vor allem auch bewerten. So ist es möglich, dass kranke Menschen einen Bereich nur in Beglei­tung einer zweiten oder auch mehrerer Personen begehen oder verlassen dürfen. Die Active Transponder werden von Leseeinrichtungen erkannt und bewertet und entscheiden ob die Kombination aus allen Transpondern einen Zutritt erlaubt oder abgewiesen werden muss.

In Bereichen, in denen ein Zuhalten von Türen nicht möglich ist, können die Leseeinrichtungen ein Signal an eine Rufeinrichtung absetzen. Kranke Menschen, die bestimmte Bereiche nicht verlassen dürfen, würden mit Hilfe des Active Transponders das Personal alarmieren bzw. gezielt zu dem Punkt rufen, an dem das Signal erzeugt wurde.

Leseeinrichtungen in Aufzügen können durch bloße Annäherung eines Active Transponders die Vorrangschaltung aktivieren und damit den Zugang zu nicht öffentlichen Bereichen über den Aufzug freigeben.

Datenschutz kann auf ähnlich einfache Art und Weise mit Active Transpondern möglich gemacht werden. Wird der Active Transponder des Arztes an einer so genannten PC-Lock Leseeinrichtung erkannt, kann sofort sein per­sönliches Benutzerprofil gestartet werden. Auch hierzu muss der Active Transponder nicht in die Hand genommen werden. Beim Entfernen des Arztes vom PC wird automatisch die Sitzung beendet und der PC ist für Zugriffe von unberechtigten Personen gesperrt. Umgekehrt kann die letzte Sitzung an einem anderen PC auf der gleichen oder einer anderen Station wieder hochgefahren werden, wenn der Arzt sich diesem PC nähert.

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