Pier One, Düsseldorf

Als Ende der 1990er-Jahre in Düsseldorf der Medienhafen erfunden und bebaut wurde, hatte das Büro Ingenhoven Overdiek und Partner die Geistesgegewart, mit dem Gelände der ehemaligen Plange Mühle ein städtisches Kleinod zu erwerben, das bis heute und zunehmend intensiver ausgebaut dem international agierenden Architekturbüro als Standort dient.

Die ehemalige Hafenanlage, eine rund 1,5 km lange Landzunge, die als Pier dient, schließt auf ihren gut 100 letzten Metern mit dem Gelände der Plange Mühle ab. Die Architekten – und viele weitere Mieter – schauen seit dem Umbau des ehemaligen Verwaltungsriegels nun auf die Düsseldorfer Rheinsilhouette, müssen aber auf dem Weg in die City den langen Weg über das Pier zurück nehmen. Ruder- oder Motorboote könnten aus dieser Sackgasse befreien – oder doch eine Brücke?

Tatsächlich hat, so Christoph Ingenhoven auf einer Pressekonferenz, die Brücke die besten Karten, Schifffahrt natürlich nicht ausgeschlossen. Man hatte vor 20 Jahren im Rahmen der Ausstellung „Living Bridges“ die Idee eines schwimmenden Wegenetzes für den ehemaligen Handelshafen entwickelt, damals allerdings ging es um Vernetzung, nicht um die Platzierung einer Mixed-use-Immobilie, die jetzt im Zentrum des Brückenkonstrukts auf 180 Pfählen im Wasser steht. Das „Pier One“ genannte Objekt, dessen Entwicklung Ingenhoven selbst in der Hand hat, wird ab 2024 Büroflächen bieten, Showrooms und ein Hotel sowie, im Erdgeschoss, Restaurants, Cafés und großzügige Terrassen, die sich als Teil des Wegesystems für FußgängerInnen und RadfahrerInnen verstehen.

Mit dem Projekt, das mit Stadt und Hafenanrainern abgestimmt ist – so mit dem Ruderclub oder den Grünen, die eine Barriere in der Frischluftschneise erkennen wollten –, werden die Piers näher an den Medienhafen gezogen, der Medienhafen nimmt endgültige Form an. Dass damit auch die Plange Immobilien an Wert zulegen, sollte niemanden stören, so lange das „Pier One“ Teil eines öffentlichen Raums bleibt, in dem jeder barrierefrei seinen Platz findet. Be. K.

www.ingenhovenarchitects.com
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7/8/2022

Plange Mühle Campus wächst in Düsseldorf

Düsseldorf liegt am Rhein. Das mag nun sehr allgemein formuliert sein, doch es ist wesentlich für die Attraktivität der Stadt, die zudem Landeshauptstadt ist. Die Bodenpreise sind hoch,...

mehr
Ausgabe 10/2023

Christoph Ingenhoven geehrt

Nun ist es amtlich: Christoph Ingenhoven wurde für seine Verdienste im Bereich Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet, mit dem ältesten deutschen Umweltschutzpreis, der „Goldenen Blume von Rheydt“....

mehr
Ausgabe 10/2008

Märchen sind manchmal wahr Warum meist weniger mehr ist und dennoch das Mehr schön sein kann

„Das Licht will durch das ganze All – und wird lebendig im Kristall“ dichtet die Architektin, man möchte fortfahren: „Ach wäre sie von diesem Licht ein wenig nur berührt, wir wären mehr als...

mehr
Ausgabe 07/08/2020

Kö-Bogen II, Düsseldorf: Es grünt im „Ingenhoven-Tal“

Wie wohl kaum ein anderes deutsches Architekturbüro trägt Ingenhoven Architekten die Fahne der grünen Architektur vor sich her, schon immer und durchaus offensiv. Alles begann mit dem 1997...

mehr
Ausgabe 11/2016

Ich habe noch nie einen Bauherren verklagt Im Gespräch mit Christoph Ingenhoven, Düsseldorf www.ingenhovenarchitects.com

19 Jahre nach Wettbewerbsgewinn und einige nach den ersten Baggerarbeiten, die bis heute von Bürgerprotesten begleitet werden, wurde in Stuttgart der Grundstein für den Durchgangsbahnhof S21 gelegt....

mehr