Multihalle Mannheim mit „Starter Kit“ ausgestattet.
Eröffnung 2023?
Geht es noch mal zurück? Kann das Projekt „Rettet die Multihalle“ in Mannheim noch einmal gestoppt werden? So wie im Jahr 2016, als der Gemeinderat in Reaktion auf den Abrissantrag der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ ein Ultimatum dahingehend formulierte, dass wenn bis Ende 2017 kein Investor für die Sanierung gefunden werde, die Halle abgerissen werden solle!?
Zwischenzeitlich war die Halle, die für die Bundesgartenschau 1975 im Mannheimer Herzogriedpark als Besucherpavillon realisiert worden war, immer wieder einmal mit Abrissplänen konfrontiert worden. Und obwohl sie seit 1998 unter Denkmalschutz steht, war das Holztragwerk unter seiner Kunststoffhaut zusehends dem Verfall ausgesetzt. 1975 sollte der Bau, der über anschließende lange Gänge wie über Greifarme in der grünen Gartenlandschaft verwurzelt war, eine Fläche von ca. 10 000 m² überdecken und Platz für 2 500 Besucher bieten. Der Pavillon – besser wohl: die Pavillonstruktur – war für die Dauer der Gartenschau angelegt, sein Abriss nach dem Event war selbstverständlich.
Aber wie bei allen Denkmälern gilt: ohne Nutzung kein dauerhafter Erhalt. Eine Nutzung aber soll es nun geben, vorausgegangen war die Einigung des Gemeinderats auf seiner Sitzung im Juli 2019, die Halle prinzipiell zu erhalten. Angespornt zu dieser Beschlusslage war die Gemeinde sicherlich auch durch die erfolgreiche Bewerbung der Stadt Mannheim Ende 2018 beim Bundes-Förderprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Hier wurden für die Projektsanierung 5 Mio. € zugesagt mit der Bedingung, dass die Stadt den Rest der Sanierungskosten übernimmt; im Augenblick ca. 14,2 Mio. €. Zudem muss sie die Sanierung bis zum Start der Bundesgartenschau im Jahr 2023 ausgeführt haben.
2019 gab es einen internationalen Architektenwettbewerb, der helfen sollte zu klären, wie man die Multihalle zukünftig nutzen könne. Die Multihalle, so der Auslober, solle wieder ein Ort werden, „an dem die Einwohner Mannheims durch Sport-, Freizeit- und Kulturangebote zusammenfinden, ein Ort der Begegnung und Kommunikation innerhalb und zwischen den angrenzenden Quartieren, insbesondere für den Herzogenried und die Neckarstadt.“ Man identifizierte vier Themenkomplexe: „experimentelle Kunst und Kultur“, „akademische Wissenschaft“ und „demokratische Stadtgesellschaft“ und das Thema „urbane Bewegung und Sport“.
Gewonnen hatte den Wettbewerb die Rotterdamer Architektengemeinschaft COFO Architects und PEÑA architecture, die ein sogenanntes „Starter-Kit“ entwickelt hatten, mit dem eine ganzjährig nutzbare „Erstausstattung“ der Halle abgeliefert wurde. Die Architekten realisierten in ihren Simulationen einen witterungs- und jahreszeitenklimaangepassten Nutzungsplan, der weder den Bau und noch den Betreiber (finanziell) überfordert. Eine Strategie, die offenbar im Kommen ist für Bauten, die, weil denkmalgeschützt, nicht über technische Hilflsmittel aufwendig an heutige Nutzergewohnheiten angepasst werden können oder sollen, so beispielsweise bei der Sanierung der Neuen Nationalgalerie. Hier hatten Chipperfield Architects ganz im Ernst vorschlagen, Ausstellungen den jahreszeitlichen Anforderungen entsprechend zu planen.