Modellvorhaben „Alte Stadtgärtnerei“, Neu-Ulm
Im Rahmen des Modellvorhabens „effizient bauen – leistbar wohnen“ haben Fink + Jocher auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei Neu-Ulm ein außergewöhnliches Betonhaus realisiert. Hinter breiten Laubengängen und dicken Stützen sind 31 öffentlich geförderte Wohnungen sowie Gemeinschaftseinrichtungen entstanden – zu bezahlbaren Preisen. Und energetisch hocheffizient.
Grundkonzept Architektur
Kostenoptimierte Konstruktion
Entstanden ist der standardisierte Baukörper in strenger Schottenbauweise, die alle Vorteile des präfabrizierten und standardisierten Bauens bzw. des seriellen Bauens ausschöpft: Jede Etage und jeder Wohnungstyp sind gleich aufgebaut, die Bäder absolut identisch. Die Spannweiten der Bauteile sind kurz und wiederholen sich. Ausnahmen, Auswechslungen und Sondersituationen gibt es schlichtweg nicht.
Sparen? Am besten in den Leistungsphasen 2 und 3
„Um die finanziellen Grenzen der Förderrichtlinien trotz hoher Wohnqualität nicht zu überschreiten, haben wir unsere Planung im Laufe der Weiterentwicklung energetisch, materiell und finanziell immer weiter optimiert“, erklärt der Architekt die Methode, die das Büro zur Effizienzsteigerung des preiswerten Wohnungsbaus gewählt hat. Wichtig sei dabei eine Systemoffenheit im Denkprozess gewesen. „Deswegen nutzten wir eine systemoffene Ausschreibung im Hinblick auf Materialien und Ausführung, die möglichst viele Einsparpotentiale öffnet“, fährt er fort. „Es darf bei der Ausschreibung also nicht heißen: Kommunwand in Ziegelbauweise, sondern Kommunwand, die der DIN 4109 entspricht und glatt ist usw.“ Am Komfort zu sparen, sei hingegen falsch. Und vermeintlich kostengünstige Materialien würden die Kostenfalle häufig nach hinten verschieben und beispielsweise mehr Erhaltungsaufwand erfordern. Oder aber sie würden Komforteinbußen nach sich ziehen, etwa im Hinblick auf den Schallschutz.
Kostenoptimiert gedacht: Beispiel Energieeffizienz
Auch die Fernwärmeversorgung liefert energetische und finanzielle Pluspunkte. Das gilt ebenso für den Verzicht auf eine aufwendige mechanische Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung, da der eingesparte Lüfterstrom den leicht erhöhten Wärmebedarf primärenergetisch mehr als kompensiert.
Projektdaten
Standort: Reuttier Straße 71, 89231 Neu-Ulm
Typologie: Modellvorhaben Kostengünstiger Wohnbau mit 31 öffentlich geförderten Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen
Bauherr: NUWOG Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH, Neu-Ulm
Architektur (LPH 1-5): Fink+Jocher Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH, München,
www.fink-jocher.de
MitarbeiterInnen: Gesche Bengtsson (Projektleitung), Sinem Aslan-Kavuk, Valentin Heid, Annika Schröck
Architektur (LPH 6-8): arc-studio carnevale architekten, Ulm, www.architektur-ulm.de
Mitarbeiter: Christian Rott (Projektleitung)
Bauzeit: 10.2018 – 07.2020
Grundstücksgröße: 1 783 m²
Grundflächenzahl: 0,64
Geschossflächenzahl: 1,75
Nutzfläche: 1 849 m²
Technikfläche: 18 m²
Verkehrsfläche: 521 m²
Brutto-Grundfläche: 3 670 m²
Brutto-Rauminhalt: 11 610 m³
KG 200 (brutto): ca. 0,26 Mio. €
KG 300 (brutto): ca. 3,81 Mio. €
KG 400 (brutto): ca. 0,81 Mio. €
KG 500 (brutto): ca. 0,21 Mio. €
KG 700 (brutto): ca. 1,43 Mio. €
Gesamt brutto (KG 100-700): ca. 6,88 Mio. €
FachplanerInnen
Wärmeschutz, Schallschutz: Bauingenieur- und Sachverständigenbüro Dipl.-Ing. M.Eng. Hans-Jürgen Ulrich, München, www.energiepass-muenchen.com
Landschaftsarchitektur: terra.nova Landschaftsarchitektur, München, www.tn-l.de
Klimaengineering: Transsolar Energietechnik GmbH, München, www.transsolar.com
Brandschutzplanung: Sachverständigenbüro Arnhold, Weimar, www.arnhold-weimar.de
HLS, Elektroplanung: Rennert Ingenieuratelier GmbH, Bamberg, www.rennert-ingenieure.de
Energie
Spez. Primärenergiebedarf Gebäude: 13 kWh/m²a
Spez. Primärenergiebedarf total: 44 kWh/m²a
U-Wert Gebäudehülle:
U-Wert Außenwand = 0,19 W/(m²K)
U-Wert Fassadenpaneel = 0,19 W/(m²K)
U-Wert Bodenplatte = 0,16 W/(m²K)
U-Wert Dach = 0,15 W/(m²K)
Uw-Wert Fenster = 0,95 W/(m²K)
Ug-Wert Verglasung = 0,50 W/(m²K)
Ug-total (mit Sonnenschutz) = 0,95 W/(m²K)
Luftwechselrate n50 = 0,93/h
Haustechnik
Mittlere Etage: Massive Betondecken, kontrollierte natürliche Entlüftung ohne Wärmerückgewinnung mit Nachströmung der Frischluft über die Fassade, Min. Frischluftwechsel: 0,4 /h (30 m³/h / Pers), Heizkörper mit Rücklauf über Mäander im Estrich, natürliche Fensterlüftung und Ablüften bei Übertemperatur im Sommer
HerstellerInnen
Sichtbeton Vollfertigteil: Dobler GmbH & Co. KG Bauunternehmung, www.dobler.de
Dach: HECLA Dachteam UG, www.hecla-ulm.de
Fenster und Außentüren: Scheifele Fenster- und Innenausbau GmbH & Co. KG
Innentüren: Salzmann GmbH,
www.schreinerei-salzmann.de
Bodenbelag: Schließer Wohnkultur,
www.schliesser-wohnkultur.de
Ausbau / Trockenbau: Wilhelm Frank GmbH
Schlosserarbeiten: Anderer GmbH u. Co. KG,
www.stahlbau-anderer.de
Boden- und Wandfliesen: Of Fliesen,
www.fliesen-of.de
Sanitär und Heizung: Schnitzer Gmbh,
www.h-schnitzer.de
Außenanlagen: LOKAJ Garten- und Landschaftsbau, www.lokaj-garten.de
Aufzug: Schmitt + Sohn Aufzüge GmbH,
www.schmitt-aufzuege.de