In der Produktion wie Audi und im Einkauf und Verkauf wie Aldi
Liebe Leserinnen und Leser,
in welche Bauteile lassen sich Gebäude sinnvoll zerlegen, damit die Erstellung effizienter, einfacher, kostengünstiger und reibungsloser abläuft? Wo macht es Sinn, zu elementieren? In Zeiten fehlender Wohnungen, fehlender Fachkräfte und steigender Baukosten richtet sich der Blick zunehmend auf die serielle Bauweise – auch als Option eben für den Wohnungsbau. Wie gehen Architekten damit um, wie plant man für die Serie?
Wir besuchten unsere DBZ Heftpaten Koschany und Zimmer Architekten, die sich intensiv mit dem seriellen Bauen – auch im Wohnungsbau – beschäftigen. Dabei ist Axel Koschany vor gut drei Jahren in das Thema eher „reingerutscht“ – die (damals noch) Deutsche Annington kam auf ihn zu mit der Aufgabenstellung: Wir brauchen Wohnungen, Grundstücke sind da, bundesweit, wir brauchen sie schnell, bei einer hohen Qualität, in hoher Stückzahl und im besten Sinne preiswert:
Ersteres im Sinne der Serie, Skalenwerte, Wiederholung, aber gleichzeitig Ermöglichung einer Variabilität, weil natürlich kein Standort wie der andere ist. Der Vergleich mit Aldi bezog sich auf die hohe Qualität, auf optimale Einkaufskonditionen und günstige Preise. Das waren die zwei Benchmarks.
Dabei spielte die Bauweise anfangs keine Rolle, Koschany und Zimmer Architekten beschäftigten sich ca. ein dreiviertel Jahr damit, wie diese Benchmarks erreicht werden können. Auch im Sinne von Grundrissoptimierung. Dabei wurde klar, wir waren vor ca. 100 Jahren schon einmal an diesem Punkt, mit dem Bauhaus. Aber wie baut man im Sinne von Audi und Aldi? Ihre Planung konfrontierten die Architekten dann mit Herstellern ganz unterschiedlicher Ausrichtung, vom Modulbauer bis zum „traditionell“ arbeitenden GU. Heraus kam, dass für die gestellten Ansprüche der Modulbau die beste Lösung ist.
In der Zusammenstellung der Projekte für diese Ausgabe wurde jedoch klar, es gibt „noch“ gar nicht so viele vorbildhafte Projekte, schon gar nicht im Wohnungsbau. Dennoch haben wir gemeinsam spannende Projekte gefunden, die beweisen, dass Gebäude aus Elementen, welcher Art auch immer, alles andere als trist sein können. Letztlich geht es nicht um eine Veränderung der Architektur, sondern um eine Optimierung der Bauweise.
Unsere DBZ Heftpaten Koschany und Zimmer Architekten stellen ihren Standpunkt zum Heftthema auf Seite 30 dar und geben mit einem Statement an jedem Projekt eine Orientierung, warum dieses ausgewählt wurde. Unsere DBZ Heftpaten selbst sind in dieser Ausgabe nicht mit einem eigenen Projekt vertreten, sondern erläutern ab Seite 62 ihren Entwurf eines Modulbau-Systembaukastens für den seriellen Wohnungsbau – ihr Beitrag für den viel diskutierten Wettbewerb von GdW, Bundesbaumisterium, Bundesarchitektenkammer und dem Hauptverband der Bauindustrie.
Viel Freude und viele neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht Ihnen
Sandra Greiser