Fertig: das Deutschlandhaus in Berlin-Kreuzberg

In gut vier Jahren Bauzeit wurde das Deutschlandhaus gegenüber dem ehemaligem Berliner Anhalter Bahnhof instandgesetzt und für das Dokumentationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung baulich erweitert. Der europaweit ausgelobte Wettbewerb von 2011 hatte unter 25 ausgesuchten Büros zu den Preisträgern Marte.Marte Architekten aus Österreich geführt. Anders als das Landesdenkmalamt gewünscht hatte, zeichnet sich der Siegerentwurf dadurch aus, dass nicht alle historischen Bauabschnitte integriert wurden, sondern lediglich zwei von vier Gebäudeflügeln aus den 1920er-Jahren erhalten wurden. Diese zur Stresemannstraße und zur Anhalter Straße orientierten Bestandsgebäude wurden durch ein Ausstellungsgebäude in Form eines Kubus ergänzt.

Betritt der Besucher das Gebäude durch seinen historischen (und heutigen) Eingang an der Stresemannstraße empfängt ihn ein zweigeschossiger Hauptraum, der über das im 1. Obergeschoss geöffnete Ausstellungsgeschoss ein Gefühl vermittelt, dass sich das Haus öffnet, wie es Stefan Marte vor Ort erklärt. Eine Freitreppe führt hinauf in das 1. Obergeschoss und gibt den Blick durch zwei vollverglaste Fassadenseiten frei in die grüne Umgebung. Hier wird die Dauerausstellung zum Thema Flucht, Vertreibung, Versöhnung beginnen und sich zur Stadt hin öffnen. Durch eine schmale, gebäudehohe Lichtfuge sind Alt- und Neubau voneinander getrennt und lassen Tageslicht in das zweigeschossige Foyer. Von der geöffneten Ebene führt eine große Wendeltreppe ins 2. Obergeschoss und in fensterlose Räume, in denen sich Ausstellungsstücke gut präsentieren und die Blicke mit gezielten Lichtinszenierungen fokussieren lassen.

Noch stehen die Ausstellungsräume mit etwa 3 000 m² leer. Insgesamt beinhaltet der Umbau und die Erweiterung des Deutschlandhauses rund 12 700 m² BGF und etwa 7 200 m² NF. Gekostet hat das alles 60 Mio. €. Im Februar 2020 soll das Deutschlandhaus an die Bauherrin und Eigentümerin, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), übergeben werden.

Fragt man Stefan Marte nach seinen Vorstellungen für ein mögliches Ausstellungskonzept, so könnte der obere und introvertierte Raum dicht bespielt werden, während die untere, offene Ebene ein Ort wird, an dem sich die Besucher niederlassen und zur Ruhe kommen können.

Also bitte, liebe Kuratoren, nicht überfrachten und schon gar nicht mit der markant inszenierten Wendeltreppe konkurrieren! M.S.

www.marte-marte.com, www.sfvv.de
x

Thematisch passende Artikel:

Ein Neubau für das Exilmuseum Berlin

Dorte Mandrup gewinnt Realisierungswettbewerb für das künftige Exilmuseum Berlin

Die Stiftung Exilmuseum Berlin hat es sich als bürgerschaftliche Initiative unter der Schirmherrschaft von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Bundespräsident a. D. Joachim Gauck zur...

mehr
Ausgabe 02/2016

Lamellen aus Beton NS-Dokumentationszentrum, München

Die Planung für das NS-Dokumentationszentrum als Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus begann im September 2006. Am Standort Brienner Straße in München befand sich...

mehr
Ausgabe 01/2010

Termine

Weiterbildung Symposium klima_stadt_haus – Strategien für eine neue Architektur 20.02.2010 Veranstaltet von Stiebel Eltron und dem BDA, Ansprechpartnerin: Anna-Madeleine Feg, Tel.: 05531/702-95482,...

mehr

Das fünfte Jahr

Zehn Mal Gold beim best architects 11 Award

Die Gewinner des best architects 11 Award stehen fest. Der best architects Award wurde ins Leben gerufen, um das Beste und Interessanteste, was die Architekturszene aus Deutschland, Österreich und...

mehr
Ausgabe 11/2009

Rochen am Riff der Stadt Neuer Bahnhof in Liège-Guillemins/B

Elegant wie ein Rochen über einem kargen Meeresgrund scheint der neue Fernbahnhof des belgischen Lüttich (Liège) über der nordwestlichen Vorstadt der Ardennenmetropole zu schweben. Tatsächlich...

mehr