Farbe als Signet
Erfolgreiches Brillux-Architektenforum

Das hat mehr als nur mit Tradition zu tun, wenn ein Farbenhersteller schon zum 6. Mal ein Architektenforum veranstaltet. Es hat was mit Anspruch an Architektur und dem Bewusstsein zu tun, sich als Hersteller von Farben mit unserer gebauten Umwelt auseinander zu setzen und ein Forum zu bilden zur Diskussion über die angemessene Verwendung von Farbe in der zeitgenössischen Architektur.

Mehr als 450 Architektinnen und Architekten waren diesmal der Einladung der Firma Brillux am 23. März 2009 nach Potsdam gefolgt, um sich sowohl von historischer Architektur als auch von hervorragender zeitgenössischer Architektur im Rahmen des Forums angebotenen Architekturexkursionen in und um Potsdam zu überzeugen.

Im Hans-Otto-Theater von Prof. Gottfried Böhm, das mit seiner prägnanten Architektur und markanten Farbigkeit  den optimalen Rahmen für die Veranstaltung bot, fand das mit hochkarätigen Referenten besetzte Architektenforum mit dem Themenschwerpunkt „Farbe als Signet“ statt. Prof. Ruth Berktold, yes architecture, München, Fokke Moerel, MVRDV, Rotterdam, und Wolfram Putz, GRAFT, Berlin, setzten sich auf unterschiedlichen Ebenen damit auseinander, wo und wie sie in ihrer Arbeit Farbe zur Identität eines Gebäudes, zur Steigerung des Erlebniswertes einsetzen. Farbe spielt gerade beim Thema Corporate Architecture eine wichtige Rolle. Was aber ist dabei angemessen? Was trägt zur Stärkung von Image und Anspruch bei?

Prof. Ruth Berktold von yes architecture, München, stellte aktuelle Projekte ihres Büros vor, in denen Farbe zur Differenzierung unterschiedlicher Gebäudeabschnitte oder Nutzungsbereiche eingesetzt wurde. Das Spektrum reichte von starken, kräftigen Farben, ein Postgebäude in Österreich ganz in Gelb, mit gelber Hülle, innen wie außen, bis zu zurückhaltenden Grau-Weiß Abstufungen, in denen durch die Farbwahl räumliche Tiefe erzeugt wurde. Darüber hinaus vermittelte die Präsentation von innenräumlichen Gestaltungen wie Showrooms oder Ladenausbauten, in denen Farbe als Leitsystem oder im ornamentalen Kontext eingesetzt wurde, einen informativen Eindruck von der Arbeit des international agierenden Büros.

Fokke Moerel, Mitglied des Direktoriums des niederländischen Büros MVRDV, Rotterdam, beeindruckte die Teilnehmer des Symposiums bei den vorgestellten Projekten durch die Signifikanz und teilweise provozierende Farbgebung. Für jedes Projekt wird eine Farbe gewählt und eine Geschichte dazu geschrieben. Es sind bewusste Experimente zwischen Material und Farbe, dabei Farbe als Signal, um das Architekturkonzept zu unterstützen oder auch zu differenzieren. Kräftig blau leuchtende Penthäuser, orangefarbene Lückenbebauungen und völlig monochrom gestaltete Hotelinnenräume sorgten für lebhafte Diskussionen. Mit besonderer Spannung wurde der Vortrag von Wolfram Putz von GRAFT – das Label, Berlin, erwartet. Als „Geschichtenerzähler“ bzw. „Storyboarder“, als das sich das Büro GRAFT versteht, stellte er Projekte wie das Hotel Q am Ku-Damm in Berlin vor, in dem farblich keine Trennung von „Wand/Boden/Decke“ (alles in Rot) vorgenommen wurde. Innenräumliche Qualitäten, die im Wesentlichen durch die Farbe geprägt werden, zeigten auch seine Entwürfe für mehrere Zahnarztpraxen in Berlin: So soll in der gelb gestalteten Praxis mit „Dünenlandschaften und zur Entspannung dienenden Liegestühlen“ (in denen nicht behandelt wird!) die „Angst vorm Zahnarzt“ genommen werden.

Das bekannteste Projekt, das Wolfram Putz vorstellte, ist das gemeinsam mit dem Schauspieler Brad Pitt entwickelte „Pink Project“ in New Orleans. Für ein durch den Hurrikan Katrina zerstörtes Wohngebiet, das 14 Blöcke umfasst, entwarf GRAFT im Rahmen der „Make It Right“-Initiative 150 abstrahierte Modell-„Häuser“, um das Gebiet visuell darzustellen. Bis Ende 2008 konnte von über 80 der geplanten 150 Häuser die Finanzierung gesichert und mit dem Bau der ersten Häuser begonnen werden.

In einer abschließenden Diskussion wurde mit den Referenten die Frage diskutiert, inwieweit in der Planungsphase bereits die Farbigkeit des Gebäudes eine Rolle spielt. „Ist das Gebäude erst einmal neutral oder sind Ihre Ideen gleich „farbig“?

Übereinstimmend wird deutlich, dass die Farbigkeit zuallererst durch die Materialität des Gebäudes bestimmt wird. Von der Idee zum Material zur Farbe – so beschreiben die Referenten den Planungsweg. Wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Insbesondere in den von Fokke Moerel gezeigten Projekten spielt die Farbe häufig eine übergeordnete Rolle und wird – über unterschiedliche Materialien hinweg – als prägendes architektonisches Mittel eingesetzt.

Ein Get-together nach Abschluss der Vorträge und der Diskussion nutzten viele Teilnehmer, um im individuellen Gespräch die Themen zu vertiefen. Spannende Vorträge, interessante Diskussionen, überragende Resonanz – die Brillux-Architektenforen haben sich als hochkarätige Fachveranstaltung für Planer etabliert. Für Ende des Jahres ist das nächste Forum angedacht. BF

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