Erbe und Auftrag:
Balthasar Neumann und BIM

Natürlich haben Balthasar Neumann und BIM – oder besser Digitales Planen und Bauen – auf den ersten Blick nicht direkt was mit einander zu tun. Oder doch? Johann Balthasar Neumann (1687–1753), der Baumeister in Würzburg, der Ingenieurarchitekt, der als der große Vollender des Barocks gilt, hat uns mit der Würzburger Residenz eines seiner Meisterwerke hinterlassen. Gleichzeitig kann man unterstellen, dass er schon damals das Zusammenspiel aller am Bau Beteiligten beherrschte. Heute sagen wir dazu: „Integrales Planen und Bauen“, also prozessorientierte Abläufe.

Dieser beispielhafte Architekt und Ingenieur ist der Namensgeber des „Balthasar Neumann Preises“, der von der DBZ Deutsche BauZeitschrift und dem BDB Bund Deutscher Baumeister ausgelobt und mit 10 000 € dotiert ist. Aus 73 Wettbewerbsbeiträgen aus fünf Ländern ging der Neubau der Probsteikirche St. Trinitatis in Leipzig in diesem Jahr als Preisträger hervor. Preisträger und die vier Auszeichnungen werden auf den Seiten 4 bis 24 vorgestellt.

Und was ist nun mit Balthasar Neumann und BIM? Unser Heftpate, Siegfried Wernik, der als Experte im Bereich Digitalisierung des Planen und Bauens gilt, fragt zum Thema BIM – er besteht auf die Bezeichnung „Digitales Planen und Bauen“ –: „Warum reden wir eigentlich in der Architektur und auf dem Bau nicht miteinander?“ Er ist streng in der Projekt-Auswahl: „Wenn ein Projekt in das Heft kommt, will ich auch wissen, welche Prozesse wirklich mit modellbasierten, digitalen Methoden gemacht sind. Nur zu sagen, ‚ich mache BIM‘ reicht nicht. Wir brauchen Beispiele mit guten Prozessen.“ Und weiter: „Mir ist ganz wichtig, auf folgendes hinzuweisen: Wir brauchen Datenübergabeprozesse, aus denen hervorgeht, welche Information wer wem mit welchen Inhalten geben muss. Das machen zwar alle mit BIM, aber eben nicht standardisiert. Und nicht immer sind alle auch miteinander kompatibel. Wir verstehen uns alle nicht, weil wir unterschiedliche Methoden und Standards haben. Der Nutzen des digitalen Prozesses liegt also nur bei dem, der sie für sich erstellt hat. Im Ausland, in England beispielsweise, ist das zum Teil schon gelöst. Alle Beteiligten müssen dem öffentlichen Auftraggeber zu bestimmten Zeitpunkten des Projekts bestimmte Daten liefern, die als Datenpunkte die weiteren Prozesse bestimmen.“

„In Deutschland hat ‚planen-bauen 4.0‘ die Aufgabe, zusammen mit allen Partnern, die am Markt sind, die erforderlichen Standards und Prozesse so zu koordinieren, dass sie einheitlich sind. Es geht auch nicht darum, ob digitales Planen und Bauen sich nur große Büros leis-ten können und kleine Büros auf der Strecke bleiben. Nein, es ist für alle eine Management-Aufgabe, die zu lösen ist. Es geht um die ganzheitliche Betrachtung, aus der sich Architekten mehr und mehr verabschiedet haben.“

Und jetzt kommt Balthasar Neumann als Baumeister doch ins Spiel, als das Bauen noch eine gemeinschaftliche Aufgabe war, von der wir heute im Rückblick eine Menge lernen können.

Die Projekte zum Heftthema Digitales Planen und Bauen, die Siegfried Wernik mit uns ausgesucht hat und die von relevanten Prozessen bestimmt sind, finden Sie ab Seite 42. BF

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