Die BAU 2009
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bestimmten alle Veranstaltungen und Diskussionen  auf der BAU 2009

Mit 211.000 Besuchern, davon mehr als 36.000 internationale Gäste aus 151 Ländern, war die BAU 2009 einmal mehr die Leitmesse, um sich über Innovationen und Weiterentwicklungen in der Bauwirtschaft zu informieren. Die Besucher deckten die gesamte Palette des Planens, Gestaltens und Bauens ab – Planer, Architekten und Bauingenieure waren ebenso darunter wie Bauunternehmer, Handwerker, Baustoffhändler und Vertreter der Wohnungswirtschaft. Von den Fachbesuchern bezeichneten sich als „Entscheider“ 88%, etwa 38.000 kamen aus Architektur-, Planungs- und Ingenieurbüros.

Ein ganz großer Teil davon besuchte den Kongress „Zukunft des Bauens“, der die die Zukunft des Bauens in den nächsten drei bis fünf Jahren mit den anstehenden Aufgaben und Lösungen täglich mit einem anderen Schwerpunkt thematisierte: Mega Cities, Energie und Architektur, Wohnen heute und morgen,Solares Bauen, Innovation und Automation in der Architektur, Emerging stars.

„Mega Cities“ finden sich vor allem in den Ländern wie Brasilien, Indien, Vietnam, Mexiko, Japan, China u.v.a. Prof. Volker Martin, Lehrstuhl für Stadtplanung und Raum-
gestaltung, BTU Cottbus, verdeutlichte das Hauptproblem aller so genannten „Mega Cities“: “Millionen Menschen drängen in die Städte und siedeln sich wild ohne Infrastruktur an. In kleinen Schritten wird versucht, wie in den nächsten 10 Jahren bezahlbarer und ressourcenschonender Wohnungsbau für 3 Millionen Menschen realisiert werden kann. Ganz anders die Situation von „Lingang“, Chinas Vorbildstadt, völlig neu kon-
zipiert für 800000 Menschen auf 74 km², die Prof. Meinhard von Gerkan vorstellte. Der runde See „ Lake Dishui“ bildet mit einem Durchmesser von 2,9 km das Zentrum der Stadt, um den sich alle Bereiche des „Lebens“ in mehreren Ringen anordnen.

Aufgrund des demographischen Wandels, gesellschaftlicher und sozialer Veränderun-
gen müssen sich unsere Städte diesen Ver-änderungen anpassen. „Die Stadt als Hoffnung auf ein besseres Leben betrifft jeden“, so der Soziologe Prof. Siebel. „Städte brauchen eine neue Attraktivität und müssen gleichzeitig sicherstellen, dass soziale und Dienstleistungen gerade für ältere Menschen den Alltag erleichtern. Dafür müssen sich Strukturen verändern, Wohnraum geschaffen und den sich ändernden Bedingungen angepasst werden.

Eines der wirklichen Megathemen auf der BAU wie aber auch auf dem Forum war „Energie und Architektur“. Prof. Hausladen, Prof. Herzog, Prof. Cody, Prof. Dr. Rader-
macher, alles Experten mit anspruchsvollen Konzepten, die die gegenwärtigen gesellschaftlich und politisch geforderten Ansprüchen an Energieeffizienz aufzeigten, um dem Anspruch von heute und morgen gerecht zu werden. Dazu passte es, dass entsprechende Beispiele mit dem Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen auf der BAU ausgezeichnet wurden. Das jetzt vorgestellte neue Verfahren zur Gebäudezertifizierung gilt als System der zweiten Generation, unter anderem weil in die Bewertung sämtliche Aspekte nachhaltigen Bauens einfließen. Dazu gehören ökologische und ökonomische Faktoren, aber auch soziokulturelle und funktionale,  Prozessqualität, technische Qualität und Standortqualität.

Es wurden 16 Gebäude in den Kategorien Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet – allen ist ihre besonders umweltfreundliche, ressourcensparende und wirtschaftliche Planung und Ausführung gemein. „ Das Siegel geht weit über die bisherigen Labels hinaus. Zukunftsfähiges Bauen werde mit dem Zertifikat erstmals transparent und messbar gemacht“, so Prof. Sobek, Präsident des DGNG.

Das Thema „Wohnen heute und morgen“ wurde auf dem Forum aus der Sicht der demografischen Entwicklung und der Stadtentwicklung betrachtet und den sich damit verändern sich Ansprüche an das Wohnen. Dazu referierten Thomas Willemeit, GRAFT Architekten, Prof. Dr. Tichelmann, Prof. Dr. Jocher und Prof. Feist. Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Umnutzung und Umbau unserer Städte müssen einher gehen mit der Möglichkeit einer hohen Flexibilität in der baulichen Konzeption ebenso wie in der funktionalen.

Zur Nachhaltigkeit und energieeffizientenBauen gehört auch die Thematisierung des „Solaren Bauens“. Dr. Franz Alt, Prof. Fran-
coise Helene Jourda, Prof. Manfred Hegger, Alfred Schelenz, Büro Gatermann Schossig, Stefan Behnisch und Prof. Dietmar Eberle zeigten ihre Projekte, die allesamt Beispiel geben für die intensive Auseinandersetzung der Architekten mit dem Thema der Energie-
effizienz.

„Innovation und Automation in der Architektur“, ein Thema, das viel Spielraum gab für unterschiedlichste Thesen für das zukünftige Bauen. „Energiesparen durch einfaches Bauen, Reduktion in Form und Funktion und intelligente Technik“ ist für Prof. Eckard Gerber entwufsbestimmend.

Christian Simons von Schneider Schu-
macher Architekten stellte „innovative Architektur vor, die sich flexibel den komplexen Anforderungen stellt.

Prof. Klaus Bollinger als Tragwerksplaner zeigte anhand von Beispielen das auf, was vernünftig und wirtschaftlich betrachtet ein effizientes Tragwerk ist, bzw. wie eine Optimierung des Tragwerkes für das Gesamtsystem erfolgen kann. Michael Zimmermann von KSP Engel Zimmermann plädierte an die Verantwortung der Architekten: “Es muss nicht alles gemacht werden was machbar ist. Häuser müssen Bestand haben, nachhaltig sein und Verantwortung gegenüber der Umwelt, der Menschen und dem Ort vermitteln. Wie faszinierend und eindrucksvoll kann man doch das Thema „Infrastrukturbauten der Zukunft“ präsentieren. Prof. Volkwin Marg kann das, einer der Höhepunkte des gesamten Forums. Es ist die herrliche Inge-
nieursästhetik und Ingenieursbaukunst, die er so liebt, die er zusammen mit Prof. Schlaich als Tragwerksplaner so oft entwickelt hat. Wieder einmal mehr war es ein Hochgenuss, sich von dem der Architektur und Ingenieurbaukunst verfallenem Prof. Marg mitreißen zu lassen.

Mit „Emerging stars“ haben sich die jungen Architekten präsentiert, die schon heute bauen, die die „Architektenstars“ von morgen sind . Sie sind schon jetzt international erfolgreich und setzen ihre Bauvorhaben wirklich um. Wie wird man berühmt? Wer baut in 20 Jahren die Ikonen, die jetzt in den Büros der „Stars“ von heute entstehen? Vier junge Büros zeigten in einem Werkbericht ihre Arbeiten und erklärten, warum und wie sie erfolgreich sind. Eine weitere interessante Veranstaltung auf der BAU war das „Forum Praxis Altbau“ mit 65 Vorträgen, drei Preisverleihungen, einer Pressekonferenz mit Minister Wolfgang Tiefensee und dem EU Kommissar Günter Verheugen sowie einer großen Anzahl fachkompetent besetzter Podiumsdiskussionen mit insesamt 6000 Teilnehmern ein voller Erfolg. Der BAKA Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V., das Ministerium für  Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie die Messe München GmbH zu einer gemeinsamenVeranstaltung unter dem Titel“ Forum Praxis Altbau trifft Zukunft Bau“ in der Halle B0 zusammengefunden.

Schwerpunktthema ist und bleibt die energetische Gebäudesanierung. So waren die entsprechenden Vorträge nicht nur dauerhaft besucht, sondern auch bis zu den letzten Rängen belegt. Dabei waren die Hight-Light-Themen: Innendämmung, die Auswirkungen der Energieeinsparverordnung EnEV 2009 sowie der DIN 18599, die vom BAKA erfolgreich angebotene Gebäudediagnose und besonders die Möglichkeiten der Förderung und Finanzierung durch die KfW.

Unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Tiefensee wurden auf der BAU drei Preise und sieben Auszeichnungen für innovative Produkt- und Systemlösungen für die Altbau-Praxis verliehen. Eine hochkarätige Jury hatte von den 56 eingereichten Einsendungen europäischer Baustoffhersteller 10 nominiert. Auslober, der Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V., die Messe München GmbH und die DOCUgroup bis zum letzten Augenblick spannend lassen.

Mit dieser Preisverleihung Innovation Praxis Altbau wird ein weiteres Mal Zeichen für die „Zukunft Bauen im Bestand“ gesetzt. Gerade in der Altbauerneuerung sind die zukünftigen Anforderungen an erhöhte Qualitätsmerkmale geknüpft.

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